Hauptausschuss
Jugendherberge bleibt Vision

Für eine entsprechende Einrichtung findet sich in Amberg kein Betreiber. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung.

07.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:52 Uhr
Gerd Spies

Im Gebäude auf der Brücke direkt über der Vils in der Fronfestgasse befand sich bis 2003 die Jugendherberge in Amberg. foto: Gerd Spies

So manche Pädagogen oder Betreuer von Jugendmannschaften können ein Lied davon singen: Plant man eine Klassenfahrt oder fährt man mit seiner Mannschaft zu einer Meisterschaft, ist man immer auf der Suche nach einem preisgünstigen Quartier. Wenn es dann in der Nähe des Zielortes eine Jugendherberge gibt, ist die Reise in den meisten Fällen gerettet. Anders ist die Situation allerdings in Amberg und der Region. Jugendherbergen oder preisgünstige Hostels bzw. Jugendgästehäuser sind hier Mangelware.

Seit 2003 ist die Region Amberg ein weißer Fleck auf der Karte des Deutschen Jugendherbergswerks. Damals schloss die Jugendherberge in der Fronfestgasse ihre Pforten. In der mittleren und nördlichen Oberpfalz findet man die nächste Jugendherberge im fast 50 Kilometer entfernten Trausnitz östlich von Pfreimd, in den historischen Mauern der Burg, und in Tannenlohe nördlich von Weiden.

Schon vor gut einem Jahr hatte deshalb die SPD-Stadtratsfraktion einen Vorstoß gemacht und an die Stadtverwaltung einen Antrag gestellt. Sie sollte prüfen, wie groß die Aussicht ist, eine solche Jugendübernachtungseinrichtung zu installieren. Die Einrichtung einer preisgünstigen Übernachtungsgelegenheit sieht die SPD als Mindest-Standard für eine Stadt an, die nicht nur Oberzentrum, sondern auch Hochschulstandort und Touristen-Stadt aufgrund seiner mittelalterlichen Straßen und Gassen ist. Die Antwort, die der zuständige Referent der Stadt Dr. Knerer-Brütting jetzt im Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss gab, war ernüchternd.

Das DJH winkt ab

Zu allererst winkte das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH), Landesverband Bayern, ab. „Das DJH wird aktuell und bis auf Weiteres keine Überlegungen für einen neuen Standort in Ihrer Region anstellen“, lautet die offizielle Absage, die die Stadt erhielt. Hintergrund ist die Tatsache, dass das DJH schon Mühe hat, die bestehenden Häuser in Schuss zu halten. Für die Ausweitung des Netzes fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Der Stadt Amberg stellt aber der Landesverband frei, auf eigene Kosten eine Jugendübernachtungseinrichtung zu begründen und zu betreiben.

Doch davon rät die Stadtverwaltung eindringlich ab. Man verfüge weder über das notwendige Fachwissen noch über das notwendige Fachpersonal, erklärte Dr. Knerer-Brütting. Eine solche Einrichtung zähle auch nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune.

Auch aus den Reihen des Hotel- und Gaststättengewerbes erhielt die Stadt eine Abfuhr. Norbert Stöckl, der Kreisvorsitzende von DEHOGA, dem Hotel- und Gaststättengewerbe, teilte auf Anfrage mit, dass weder auf Kreisebene noch auf Bezirksebene irgendein Unternehmen Interesse an diesem Thema bekundet habe. Anders als in den Ballungsräumen scheinen Jugendübernachtungseinrichtungen kein lohnendes Geschäft zu sein.

„Sehr schade! Einer Stadt wie Amberg hätte eine solche Einrichtung gut zu Gesicht gestanden!“ Die SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Fruth war sichtlich enttäuscht, das Amberg auf der Karte mit preisgünstigen Übernachtungen für junge Menschen weiterhin ein weißer Fleck sein wird. Sie gebe aber die Hoffnung nicht, werde in ein paar Jahren wieder nachhaken.

Manche bleiben der Stadt fern

Auch aus Sicht der Amberger CSU ist die Situation unbefriedigend. „Wir haben aber im Moment keine Lösung, wie der Bedarf im unteren Segmentbereich beim Hotel- und Gaststättengewerbe gedeckt werden kann“, musste Oberbürgermeister Michael Cerny eingestehen. Schulklassen oder Sportmannschaften, die unsere Stadt besuchen wollen, werden also weiterhin auf Quartiersuche außerhalb von Amberg gehen müssen. Manche bleiben deswegen der Stadt auch fern, wie Birgit Fruth aus ihrem familiären Umfeld erfahren musste.

Für das Areal Regensburger Straße, Schlachthausstraße wird erneut eine Städtebauförderung beantragt. Es gibt erste Gedanken, den Stadtteil Luitpoldhöhe ebenfalls für das Programm anzumelden.