Kalendergeschichten
Fahnenweihe – ein großes Fest

Im Juli 2020 hätte die Freiwillige Feuerwehr Schmidmühlen eigentlich ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Die Mittelbayerische Zeitung hat in der Chronik geblättert.

12.07.2020 | Stand 12.07.2020, 15:13 Uhr
Es war ein großes Fest – die Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Schmidmühlen, die heuer auf 150 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken kann. Vor 70 Jahren, Anfang Juli 1950, wurde die Vereinsfahne geweiht. Eine Heimatzeitung bezeichnete es als das größte und das schönste Fest im damaligen Landkreis Burglengenfeld. −Foto: Archiv FF Schmidmühlen / Josef Popp/Archiv FF Schmidmühlen / Josef Popp

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Schmidmühlen beginnt eigentlich schon im frühen 18. Jahrhundert. Dem Markt Schmidmühlen war schon früh die sogenannte niedere Gerichtsbarkeit verliehen worden. Dies brachte das Recht mit sich, Polizeiverordnungen zu erlassen. Besonders streng war diese in Bezug auf Brandschutz und Brandbekämpfung. So musste jedes Haus eine bestimmte Anzahl von ledernen Löscheimern und Reißstangen bereit haben. Wer als Bürger des Marktes aufgenommen werden wollte, musste – neben der erforderlichen Geldsumme – einen ledernen Löscheimer stellen.

Brennholz durfte nicht in Häusern, Stadeln und Stallungen gelagert werden. Schmiede, Schlosser und der Hammer durften nicht mehr Holzkohlen an der Arbeitsstätte lagern, als an einem Tag verbraucht wurde. Der Sang des Nachtwächters um 22 Uhr „Lösch das Feuer und das Licht“ wurde sehr ernst genommen. Das Verbot, in Stallungen offenes Licht zu brennen, wurde vom Bürgermeister und den Gendarmen streng überwacht und Fehlverhalten ebenso streng bestraft. Die „Cammerverordnung“ des Marktes ab 1641 vermeldet immer wieder häufige und strenge Bestrafung. Der Brandvorsorge diente auch die regelmäßige Feuerschau.

Turnerbewegung als Ursprung

Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich überall in Bayern Turnerbewegungen, so auch in Schmidmühlen. Diese schrieben sich nicht nur die Ertüchtigung von Leib und Seele auf die Fahnen, sondern setzten sich auch für die Belange ihrer Mitbürger ein. Eben aus dieser Turnerbewegung entstand die Freiwillige Feuerwehr Schmidmühlen. Die Gründungsversammlung fand 1870 im Gasthaus Regensburger Hof statt, das über Jahrzehnte das Vereinslokal geblieben ist. Es waren schließlich fünfzehn Bürger, die die Freiwillige Feuerwehr gründeten. Es dauerte nicht lange, bis sich immer mehr Bürger dem neuen Verein anschlossen. Getragen von der Idee, dem Nächsten zu helfen, trugen die Mitglieder des neuen Vereins unter persönlichen Opfern die notwendigen Ausrüstungsgegenstände zusammen.

Der Weltkrieg in den Jahren 1914/18 traf die Feuerwehr Schmidmühlen besonders hart. Dreiviertel der Männer waren zur Wehrmacht eingezogen worden. Die Kriegswirren und die Nachkriegsjahre hatte die Wehr gut überstanden. Im Jahr 1921 wurde eine neue Feuerlöschmaschine gekauft. Zudem wurden 50 Meter Schlauchmaterial gekauft. Es folgte ab 1939 der Zweite Weltkrieg. Nicht nur während dieser schrecklichen Kriegswirren, sondern auch in den ersten Jahren nach dem Krieg ruhte das Vereinsleben. Erst am 30 April berief der Markt Schmidmühlen zu einer Versammlung in das Vereinslokal ein. Aber die Resonanz war gering, nur wenige Interessenten erschienen. Die Vereinsmüdigkeit nach vielen Jahren der Diktatur und des Krieges zeigte sich hier ganz deutlich. Bei dieser Versammlung wurde auch bekannt gegeben, dass in den Kriegswirren die Vereinsfahne verschwunden war. Es war schließlich dem damaligen Bürgermeister Büchl zu verdanken, der es verstand, seine Mitbürger für die Idee der Feuerwehr zu begeistern, den Verein neu aufzustellen, zu strukturieren und für den Dienst am Nächsten gut auszurüsten und auszubilden. Einer der ersten Beschlüsse war, eine neue Vereinsfahne anzuschaffen.

Vom 8. bis 10. Juli 1950 feierte die Feuerwehr ihr 80-Jahre- Gründungsfest, verbunden mit der Fahnenweihe. Es war ein großes Fest, schließlich hatte man nach den Kriegs- und Hungerjahren endlich die Gelegenheit, ein großes Fest zu feiern. Eine Heimatzeitung bezeichnete es als das größte und das schönste Fest im damaligen Landkreis Burglengenfeld. Die Patenschaft wurde von der Werksfeuerwehr Maxhütte- Haidhof übernommen.

Es war nicht leicht, in diesen Nachkriegsjahren die Fahnenweihe zu organisieren. Der Idee, eine Fahnenweihe abzuhalten, ging eine Christbaumverlosung voraus, der bald darauf ein Feuerwehrball folgte. Bei einer Jahreshauptversammlung im März folgte der entsprechende Beschluss. Festmutter war Katharina Schmid. Für das Fest wurden drei Festjungfrauen ernannt: Barbara Sir, Resi Büchl, Anni Kettner. Die Vorbereitungen schritten rasch voran. Schon kurz nach dem Beschluss starteten die Vorbereitungen. 149 Einladungen wurden versandt, 59 Vereine sagten zu. Abgehalten wurde das Fest auf der „Ochsenwirtswiese“. Es wurden rund 2000 Sitzplätze vorbereitet.

Strahlender Sonnenschein

Aufgrund des schlechten Wetters wurde der Festplatz erst wenige Tage vor dem Fest hergerichtet. Der Chronist schrieb: „Uns alle hatte schon der Mut verlassen.“ Aber: Am Festsonntag war allerbestes Wetter: strahlender Sonnenschein und über 30 Grad. Minutiös lief das Fest ab. Bereits am 8. Juli wurden die Werkskapelle und die Patenfeuerwehr erwartet und an der Vilsbrücke abgeholt. Mit schneidigen Märschen ging es dann zum Vereinslokal und dann weiter zum Festplatz. Um 23 Uhr war Zapfenstreich.

Am Sonntag wurde die Fahne von H.H. Benefiziat Eiselt geweiht. Höhepunkt war der Festzug am Nachmittag, der von drei Reitern in historischen Uniformen angeführt wurde. Mit einem Feuerwerk endete um 21.30 Uhr der offizielle Teil. Der Schlusssatz der Chronik beschreibt wohl am besten das Fest, fünf Jahre nach dem Kriegsende: „Das achtzigste Gründungsfest aber lebt in den Herzen all derer lebendig weiter, die es miterlebten.“

Eigentlich hätte die FF Schmidmühlen an diesem Wochenende ihr 150er-Jubiläum feiern können. Am 13. Juli wäre der Abschluss gewesen. Aber der Corona-Virus hat dies verhindert. So gilt: ein weiteres Jahr Vorfreude auf das große Fest im Juli 2021.