Neuer Verein gegründet
Cham: „Leben ohne Barrieren“ will sich für Inklusion stark machen

12.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:34 Uhr
Ferdinand Schönberger
Der Vorstand von Leben ohne Barrieren (LoB) mit 1. Vorsitzender Ursula Lethe, Kassenwart Robert See (vorne v. links); hinten 2. Vorsitzender Florian Gruber (3. v. links) und Schriftführerin Pim Müller (4. v. links) −Foto: Ferdinand Schönberger

„Nicht über uns ohne uns“ – das ist das Motto eines pünktlich zum Tag der Menschenrechte ins Leben gerufenen neuen Vereins. Ihm geht es darum, für alle Menschen ein Leben ohne Barrieren im Kopf und in der Infrastruktur zu fördern und zur Inklusion und Integration vor Ort beizutragen.

Verantwortlich für die Gründungsversammlung waren als Initiatoren Ursula Lethe und Florian Gruber. Dieser konnte am Samstagmittag in der Bauernstube des Hotels „Randsbergerhof“ guten Besuch vermelden – für ihn ein Zeichen, dass Potenzial für das Thema vorhanden ist.

Barrieren im Alltag

Gäste waren unter anderem Dekanin Ulrike Dittmar, VdK-Geschäftsführer Jan-Philipp Nöldner und Stadträtin Claudia Zimmermann. Insgesamt 20 Gründungsmitglieder trugen sich in die Vereinsliste ein.

Jeder, so Gruber, kenne Barrieren in seinem Alltag: der Schwerbehinderte ebenso wie der chronisch oder temporär Kranke, die Mutter mit Kind wie die Schwangere. Barrieren würden etwa Menschen mit anderen Religionen, Schwulen und Lesben oder Migranten in den Weg gelegt. Die allergrößte Barriere sei jene in den Köpfen.

Gruber verlas die Vereinssatzung, die einstimmig befürwortet wurde. Demnach führt der Verein den Namen „Leben ohne Barrieren Cham e.V.“ (kurz LoB). Er will den Abbau von Barrieren, die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz, die Gleichstellung aller Menschen und deren volle Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben sowie die Abgrenzung gegen jegliche Art von Diskriminierung unterstützen. Hinzu kommt die Organisation von Aktivitäten zur Förderung von Inklusion, Integration und Bewusstseinsbildung im Hinblick auf allgemeines Verständnis.

Der neue Verein mit ehrenamtlichem Vorstand ist parteipolitisch und konfessionell ungebunden und verfolgt gemeinnützige, mildtätige Zwecke.

Per Akklamation erfolgte die Wahl des Vorstands mit jeweils 19 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. Zur 1. Vorsitzenden wurde Ursula Lethe bestimmt. Die Inklusionsbotschafterin ist auf den Rollstuhl angewiesen und seit mehr als 30 Jahren mit Krankheiten, Pflege und Behördenproblemen konfrontiert. Zu ihrem Stellvertreter gewählt wurde Florian Gruber, der sich in der Stadtratsfraktion für Menschen mit körperlicher Einschränkung einsetzt. Die sozial und gesellschaftlich engagierte Pim Müller als Schriftführerin und Robert See, der nach einem Verkehrsunfall im Rollstuhl sitzt, als Kassenwart vervollständigen den Vorstand.

Gemeinsam stark

Den Beirat bilden Tanja Haas (Versicherungsmaklerin, die das Schubladendenken ändern will), Arthur Ertl (ehrenamtlicher Betreuer von geistig Behinderten in Reichenbach) und Barbara Gruber (Therapeutin in der Fachklinik Furth im Wald). Ohne Gegenstimme und Enthaltung wurden schließlich noch die Jahresbeiträge festgesetzt: je Mitglied 25 Euro, für Familien 30 und für juristische Personen 50 Euro. Gruber beendete die Versammlung mit dem Grundsatz: „Nur gemeinsam sind wir stark!“

Von Barrieren und Freiheiten

Barrierenkönnen Treppen, Stufen, hohe Schwellen, schmale Türstöcke oder eine Gasse mit Kopfsteinpflaster sein. Aber auch die Unwissenheit und/oder Befangenheit beim Umgang mit Menschen mit Behinderung bauen Barrieren auf.

Barrierefreiheithat ein Lebensbereich dann, wenn er für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar ist (BayBGG).