Selbst Gremium klatscht Beifall
Das amerikanische Plain ist Waldmünchens neue Partnerstadt

15.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:26 Uhr
Nicht nur viele Geschenke (auch im Bürgermeisterzimmer), sondern noch mehr (enge) Freundschaften zeugen von der tiefen Verbundenheit zwischen Plain und Waldmünchen. Eine offizielle Städtepartnerschaft war da nur ein logischer Schritt, findet Markus Ackermann, der sich auch persönlich freut. −Foto: Schoplocher

„Great“ kommentiert der Plainer Bürgermeister, in Waldmünchen spricht Markus Ackermann gar von der „Krönung“ einer langen Verbindung und das Gremium ist so begeistert, dass es sich zu einer außergewöhnlichen Geste hinreißen lässt.

Wenn der Amerikaner etwas Herausragendes kommentieren möchte, bedient er sich gerne des Wörtchens „great“ – großartig. Insofern lässt besagtes „great!“ des Plainer Bürgermeisters Ray Ring auf das „Ja“ des Waldmünchner Stadtrats zu einer offiziellen Partnerschaft tief blicken. Ähnlich euphorisch fiel die Reaktion auf deutscher Seite aus: Bürgermeister Markus Ackermann sprach von der „Krönung“ einer langen Verbindung, das Gremium quittierte die Entscheidung mit Beifall – eine außergewöhnliche Geste.

Ray Ring, Bürgermeister des rund 750 Bewohner zählenden Örtchens im US-Bundesstaat Wisconsin war per Video zugeschaltet. Die neue Partnerstadt – Waldmünchens fünfte – hatte bereits im November mit „Ja“ votiert. Dies sei „ein historischer Abend“ gewesen. „Wir sind sehr verbunden“, betonte der Gemeindechef. Er sei „sehr aufgeregt“, wenn er sich vorstelle was aus der Partnerschaft Alles entstehen könne.

Stolz auf das bayerische Erbe

Nicht nur er persönlich sei von der bayerischen Kultur (und dem Bier) sehr angetan, auch der Ort, in dem sich viele Auswanderer aus der Region um Waldmünchen niedergelassen haben, ist stolz auf sein bayerisches Erbe. Dies wird unter anderem mit deutschen Straßenschildern, einem Oktoberfest und einem Christkindlmarkt hochgehalten wird.

Markus Ackermann, der selbst schon in Plain zu Gast war, stimmt ihm vollumfänglich zu. Es gäbe eine Vielzahl verwandtschaftlicher und freundschaftlicher Beziehungen, die „nun institutionalisiert“ würden. Dazu gehört – so steht es auch in der entsprechenden Partnerschaftsurkunde – gegenseitige Begegnungen (insbesondere der Jugend) zu und das Verständnis für den jeweils anderen zu fördern.

Trotz der Distanz zeigte sich Ackermann überzeugt, dass die Partnerschaft mit Leben erfüllt werden könne. „Da ist eine tiefe Verbindung da, das ist keine kurzfristige Sache.“ Er freute sich, dass sein Bürgermeister-Kollege einen Besuch in Waldmünchen für 2024 auf seiner „Bucket List“ stehen habe – das ist in Amerika eine Liste mit Dingen, die man in seinem Leben unbedingt noch machen möchte.

Noch mehr Erfreuliches

Über ein Lob durften sich die Jugendbeauftragten des Stadtrats freuen, den Andreas Eisenhart auch im Namen seiner Kollegin Anja Kürzinger vortrug. „So wird bei Jugendlichen Interesse für die Heimat geweckt“, attestierte der Bürgermeister. Er dankte dem engagierten Duo für niederschwellige Angebote gleichermaßen wie für ihre Flexibilität auf das, was gefragt ist, zu reagieren.

Zuvor hatte Eisenhart das Konzept der Beteiligungsformate vorgestellt: Gelöste Treffen, bei denen die jungen Gemeindebürger informiert, aber auch gefragt werden. Bestes Beispiel: ein Besuch in der Stadtwerkstatt samt gemütlichem Ausklang, der in der Tat eine stattliche Anzahl Anregungen und Verbesserungsvorschläge zu Tage gefördert hätte. So seien die Aufwertung von Perlseestrand, Marktplatz und Stadtpark (Stichwort Unterstellmöglichkeit) nach wie vor Top-Themen. Als weitere Aktionsfelder machten die Jugendlichen den Pumptrack (mangelnde Pflege) oder einen fehlenden Drogeriemarkt aus.

Für die Bürger erfreulich ist die Neukalkulation für die Abwassergebühren. Sie bleiben stabil. Bedeutet für Waldmünchen eine Satz von 2,39 Euro pro Kubikmeter, für Geigant 2,95 Euro.

Nochmal Kategorie erfreulich: 625 000 Euro, 500 000 davon zur „freien“ Verfügung für Investitionen, erhält die Stadt an Stabilisierungshilfen (die restlichen 125 000 Euro sind für Tilgungsleistungen zweckgebunden), teilte Markus Ackermann mit. „Der Stadtrat freut sich“, kommentierte er die erneute Entscheidung des Bayerischen Finanzministeriums, die Stadt ein weiteres Mal auf dem Wege der Konsolidierung zu unterstützen. Vor allem, weil den finanziellen Rahmenbedingungen und damit den Gestaltungsspielräume mit Blick auf die aktuelle Lage durchaus eine Verschlechterung drohe, mahnte der Rathauschef vorsichtig.

Einen Schritt nach vorne macht auch das Pilotprojekt demografiefeste Kommune, das nun in Richtung „breite Bürgerbeteiligung“ unterwegs ist. Auf dem Weg dorthin hat sich der Stadtrat bei einer Klausurtagung auf die Schwerpunkte „Image“ und „Wohnbauentwicklung“ festgelegt. „Dort sehen wir den größten Handlungsbedarf“, erklärte Markus Ackermann. Alternativ hätten die Themen Kinder und Jugendliche, Digitalisierung oder Mehrgenerationenhaus gestanden, ordnete er ein.

Bespielt werden sollen die beiden Bereiche in Netzwerkgruppen − die Termine sind bereits geplant, eingeladen werden sollen entsprechend „vorbelastete“ Personen.

Vor Augen hat die Stadt nach langem Vorlauf auch die Sanierungsoffensive in Untergrafenried, wo neben der Ortsdurchfahrt die Straße Richtung Grafenried („die schlechteste im Gemeindegebiet“), ein Wendeparkplatz für Bus und Pkw sowie eine Verbesserung der Verweilqualität auf der Agenda stehen. Die Maßnahme als solche sei wichtig, weil in (Unter)Grafenried die europäische Idee „in einem besten Sinne vermittelt wird“.

Nachdem die Stadt in einem ersten Anlauf im ELER-Förderprogramm des Amts für Ländliche Entwicklung nicht zum Zuge kam, wurde noch einmal nachgebessert, unter anderem mit E-Bike-Ladestation und Lehrtafeln. Damit erhöht sich nicht nur die Qualität, sondern auch der Kostenfaktor. Veranschlagt ist die Gesamtmaßnahme mit fast 1,93 Millionen Euro, der Eigenanteil steigt damit auf rund 835 000 Euro.

Franz Höpfl ist tot

Trauer:Bereits am vergangenen Mittwoch ist der Prosdorfer Franz Höpfl gestorben, der für die PWL zwölf Jahre im Stadtrat gesessen hatte. Diese traurige Nachricht musste Bürgermeister Markus Ackermann in der Sitzung verkünden.

Engagement:Der 82-Jährige setzte sich nicht nur politisch, sondern auch im Ehrenamt für seine Heimat ein. Acht Jahre war er Kommandant der Feuerwehr Prosdorf, sechs Jahre deren Vorsitzender. Als Jagdvorsitzender fungierte er vier Jahrzehnte.