Bundestag
Die ÖDP müsse frecher und mutiger werden

Bundesvorsitzender Christian Rechholz sprach beim ÖDP-Wahlkampfabschluss in Cham.

21.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:27 Uhr
Holder Hierl
An seinem 49. Geburtstag kam ÖDP-Bundesvorsitzender Christian Rechholz (Mitte) zum Wahlkampfabschluss der Chamer Freunde, die ihm mit einer Torte gratulierten. −Foto: Holder Hierl

Sie sind zu wenig bekannt, finden die ÖDPler. Daher müssten sie frecher, mutiger werden, um in Öffentlichkeit und Medien präsenter zu werden. Das forderte der Bundesvorsitzende der Partei, Christian Rechholz, bei der abschließenden Kundgebung des Kreisverbands am Sonntag in der Altenmarkter Klostermühle. Viel mehr Menschen stünden hinter ihren Ideen, als die Wahlergebnisse zeigen.

Kundgebung war euphemistisch für die ÖDP-Veranstaltung im Mühlenhof, nur der harte Kern der Parteifreunde war gekommen. So deklarierte Kreisvorsitzender Dr. Stefan Scheingraber das Treffen kurz als Pressegespräch um. Er begrüßte die Gäste als Klima-, Mobilitäts-, Energie- oder Agrarwender. Im Wahlkampf sei vor allem die Podiumsdiskussion mit den Direktkandidaten sehr gut gewesen, da ging es um Inhalte, für die die Kandidaten stehen. ÖDP-Kandidat Sönke Siebold habe sehr gut abgeschnitten.

Dass es bei der Wahl nicht um Personen gehen sollte, wolle die ÖDP mit ihrem Flyer andeuten, der den zeige, „um den es eigentlich geht: unseren Planeten, der schwer erkrankt ist“. Es sei nicht mehr viel Zeit, das festgelegte Klimaziel zu erreichen, man müsse jetzt die Politik radikal ändern. Die ÖDP habe das passende Programm.

Kandidat Sönke Siebold bemerkte, er habe das Ergebnis einer U18-Wahl gelesen. „Was habe ich denen denn die ganze Zeit erzählt, was denken die?“ fragte er. Bei der Umfrage hätten landesweit die Grünen die Nase vorn, im Wahlkreis die CSU-Kandidaten, obwohl die „eine hinterfotzige Politik“ betrieben. „Von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten liegt Cham auf Platz 91. Und da stellt sich die CSU hin und sagt: ‚Alles super, wählt’s uns wieder. Wenn ihr andere wählt, dann geht’s an Bach runter.‘ Wohin soll’s denn noch gehen, da sind nur noch fünf Plätze nach unten.“

Das einzige Potenzial, das der Landkreis habe, sei Fläche. Da könne man neue Wege gehen bei Mobilität, Energiegewinnung, Landwirtschaft oder Naturschutz. Bevor er dies erläutern konnte, unterbrach Scheingraber und brachte seinen Sohn Lars ins Spiel. Man müsse an den Schulen mehr das Interesse an Politik wecken, fand der. Selbst in den neuen Medien schauten die Jungen kaum Politisches. Auch Siebold möchte die Affinität Jugendlicher für Politik stärken. „Wenn ich jemand in den Bundestag schicke, dann möchte ich doch wissen, was will der ins Parlament für Ideen transportieren, und nicht, ob er seinen Kaffee schwarz trinkt oder mit Milch“, kritisierte er manche Interviews.

„Wir waren zu brav, zu schön. Ich habe keinen Bock mehr da drauf!“, rief Bundesvorsitzender Christian Rechholz zu mehr Aufmüpfigkeit auf. Die drei Prozent, die Siebold in der Jugendbefragung erreicht hat, wären auf Bundesebene schön. Dann hätte die ÖDP mehr Gewicht. Eine Partei müsse nicht im Bundestag vertreten sein, um Politik zu beeinflussen. Drei Prozent der Stimmen könnten etwa die Grünen nervös machen und sie würden sich fragen, ob ihre Umweltpolitik ausreiche. Genauso sei es mit den anderen Parteien, denen die Stimmen abgehen. So sei jede Stimme für die ÖDP keine verschenkte, sondern politikbestimmend.

Die ÖDP werde von vielen Medien nicht beachtet, denn im Hintergrund hätten die großen Parteien das Sagen. Überhaupt sei Korruption ein Hauptthema der Republik. Und wenn die Grünen sagen, eine Daimler-Spende werde dazu verwendet, eine Politik zu machen, die den Konzern ärgert, sei dies lächerlich. Jeder Spender wolle eine Gegenleistung. So lehne die ÖDP alle Parteispenden ab. Auswüchse der Lobbyarbeit im Bundestag sah Rechholz etwa in den Ministerien. Dort säßen hoch bezahlte Beamte, aber die Minister holten sich Lobbyisten aus der Wirtschaft, die dann die Gesetze schreiben. Wer was ändern wolle, müsse anders wählen.