Versorgung
Ein neues Ärzte-Trio für Waldmünchen

Hinter Dr. Matthias Deml und Dr. Stephanie Kassecker liegt ein besonderer erster Arbeitstag in der neuen Gemeinschaftspraxis.

03.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr

Schild und Personen passen zusammen: Diese drei Ärzte führen seit 1. Januar die Gemeinschaftspraxis in der Alten Knabenschule: (Von links) Dr. Matthias Deml, Dr. Stephanie Kassecker und Dr. Peter Hering. Foto: Schoplocher

„Etwas stürmisch“ war er, dieser erste Arbeitstag in der neuen Gemeinschaftspraxis in der Alten Knabenschule. Der, der das sagt, kann das wohl am besten beurteilen, schließlich darf Dr. Peter Hering jetzt als „Oldie“ gelten. Seit 1. Januar hat er mit Dr. Matthias Deml und Dr. Stephanie Kassecker zwei junge Ärzte an seiner Seite. Während Allgemeinmediziner Deml aber schon seit fast zwei Jahren mitarbeitet, war für Kollegin Kassecker der Mittwoch der Tag 0.

Null, weil die Internistin und Fachärztin für Nephrologie („Nierenlehre“) mit der Tätigkeit in Waldmünchen nicht nur den Arbeitsplatz gewechselt hat, sondern weil hier auch ihr Weg in der Selbstständigkeit beginnt. Woran die beiden Männer, die es sich nach der Sprechstunde in ihrem Behandlungszimmer gemütlich gemacht haben, nicht ganz unschuldig sind.

Matthias Deml nicht, weil er der ehrenamtlichen Leiterin der Kinderkrebshilfe Cham, die er in der Assistenzzeit in Bad Kötzting kennengelernt hatte, immer mal wieder vom Alltag in einer Hausarztpraxis erzählt hatte. Peter Hering nicht, weil er beim Kennenlernen in der Praxis „so nett war und einen so guten persönlichen Eindruck gemacht hat“ (Kassecker).

Keine Fahrten mehr nach Zwiesel

Folglich entschied sie sich – obwohl sie sich einige andere (Fach)Arztstellen angeschaut hatte – für Waldmünchen, zu dem sie über ihre Eltern zudem einen persönlichen Bezug hat. „Mensch, das passt“, erinnert sie sich an den ersten Besuch. Erleichtert wurde der Schritt, weil „die Fahrerei nach Zwiesel“ (an die dortige Nephrologische Praxis Dialyse) wegfällt. Die Arbeit dort habe ihr sehr, sehr gut gefallen, aber die 65 Kilometer einfach waren einfach mittelfristig zu viel.

Peter Hering und Matthias Deml müssen gar nicht erst betonen, dass „die Chemie stimmt“. Dass sie sich eine Frau mit in die Praxis „geholt“ haben, sei keine Maßgabe gewesen, „wird uns aber sicher guttun“, ist Dr. Hering überzeugt. So hätten die Patienten, ohnehin mit Wahlfreiheit zwischen den Ärzten ausgestattet, nun eine Option mehr. Stephanie Kassecker bestätigt das: Vor allem Frauen finden eine Frau als Ansprechpartnerin gut, wenngleich über Allem natürlich die Frage des Vertrauens steht.

Schon am ersten Tag hätten Patientinnen gezielt nach ihr gefragt, berichtet Kassecker zufrieden. Allerdings war die Zahl ihrer Einsätze überschaubar. Von Anfang an war geplant, an Tag eins überwiegend Matthias Deml über die Schulter zu schauen, um die letzten Kniffe des Computersystems „im Ernstfall“ zu erleben. Das wird sich ab Tag zwei ändern.

Was sich nicht ändern wird – da sind alle drei Mediziner zu sehr Realisten – ist die zunehmende Bürokratisierung. Peter Hering mag gar nicht mehr sagen als: „Der Papierkrieg hat massivst zugenommen.“ Dann überschlägt er, dass er für die gut vier Stunden Sprechzeit – an die 45 Minuten gingen für einen ungeplanten Hausbesuch „drauf“ – rund eineinhalb Stunden in die Nachbearbeitung investieren muss.

Stephanie Kassecker glaubt sogar, dass die Angst vor Regress und Klagen Kollegen davor abschrecken würden, eine eigene Praxis führen zu wollen. Sie selbst habe sich gerade über manchen bürokratischen Weg gewundert. „Da versteht man manches nicht“, sagt sie. Matthias Deml lächelt vielsagend.

Vergällen lässt sich das Ärztetrio die Freude am Beruf aber nicht. Stephanie Kassecker wollte schon immer „was Soziales“ machen, in der Jugendzeit kristallisierte sich dann der Ärzteberuf heraus. Matthias Deml wollte eigentlich schon immer Arzt werden, entschied sich aber erst für ein Wirtschaftsinformatikstudium, ehe er im zweiten Anlauf sein Ziel erreichte. Peter Hering musste elf, zwölf Wartesemester überbrücken, ehe er Medizin studieren konnte. Ihn treibt vorwiegend der Kontakt mit Menschen an, wobei: „Man muss wohl schon so eine Ader haben...“

Freie Arztwahl in der Praxis

Wenn Patienten sich „ihren“ Arzt in der Praxis auch aussuchen können, vom „Doc-Hopping“ hält Peter Hering gar nichts. Gerade, wer sich einer längeren Behandlung unterziehen muss oder eine Vorgeschichte hat, sollte bei einem „betreuenden“ Mediziner bleiben. Anders hingegen verfahren, wer mit einer kleinen Blessur oder einer Erkältung kommt. Da können die Empfangsdamen (zwei Voll- und vier Teilzeitkräfte) gerne wie bisher auch den Wunsch „egal, bei wem“ erfüllen.

„Schlange bis raus“

Dass gestern so sehr viel los war – „Die Schlange ging bis ’raus“ – lag daran, dass erstmals zwischen den Jahren wegen der vielen erforderlichen Umstellungen geschlossen war. Dann machten sich der Quartalsanfang und nach dem Feiertag ein „verschobenes Montagsphänomen“ bemerkbar, erklärt Peter Hering. Für Dr. Kassecker war der Start dennoch „spannend und schön“, erzählt sie entspannt.

„Langsam“ möchte Hering an die dritte Lebensphase denken, zwei, drei Jahre noch voll mitarbeiten. Dass Kassecker und Deml „es“ dann alleine machen, können sie sich nicht vorstellen, dafür ist zu viel Arbeit da. Bei der Suche eines Nachfolgers für sich wird Dr. Hering sicher gerne helfen. Schließlich hat er gerade erst bewiesen, wie das geht.

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