Tiere
Für immer und ewig oder nur eine Saison?

Zum Valentinstag geben Vogelschützer einen Einblick ins Liebesleben der Piepmätze. Die einen sind treu, die anderen wechseln.

13.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:09 Uhr
Blaumeisen sind klein, aber oho. Monogamie ist nichts für die sympathischen Frühlingsverkünder. −Foto: Stefan Deinzer

Wer seine Ohren spitzt, dem ist es bereits aufgefallen: Unsere Vögel sind auf Brautschau. Zum Valentinstag gibt die LBV-Kreisgruppe Cham Einblicke in das Liebesleben der Piepmätze. Für den außenstehenden Beobachter verhalten sich viele Vogelarten monogam, sie bauen ein Nest zusammen und ziehen Junge groß. Doch genetische Untersuchungen zeigen meist ein anderes Bild, denn viele Bindungen sind über die Jahre nicht sehr stabil. Wenige Vogelarten paaren sich auf Lebenszeit, viele haben jedoch jedes Jahr, jede Brutsaison oder sogar für jedes zu befruchtende Ei einen neuen Partner.

Meisterin im Fremdgehen

Das Musterbeispiel einer treuen Seele ist der Seeadler, der Weißstorch wiederum ist seinem Nistplatz treuer als seinem Partner, und eine Meisterin im Fremdgehen ist die Blaumeise.

Seeadler leben dauerhaft mit ihrem Partner in einem Revier. Jedes Jahr im Herbst und Winter festigen sie ihre Bindung in einem imposanten Schauspiel, das seinen Höhepunkt kurz vor der Paarung Ende Februar hat. Dabei rufen die Adler häufig im Duett und beide Partner fliegen dicht neben und oft übereinander. Dieser Balzflug stärkt die Bindung. Den majestätischen Vogel kann man mittlerweile auch im Landkreis Cham immer öfter beobachten, denn sein Bestand hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erholt. Sein bayernweiter Schwerpunkt liegt in der Oberpfalz. Im Landkreis Cham kann er im Naturschutzgebiet Regentalaue beobachtet werden.

Bei aller Liebe sind Seitensprünge in der Vogelwelt jedoch nicht unüblich. Die Blaumeise stellt sich dabei als äußerst geschickte Fremdgeherin an. Das Blaumeisenweibchen stiehlt sich in den frühen Morgenstunden aus dem Nest zu ihrem Stelldichein, wenn ihr Partner noch schläft, und kommt vor seinem Erwachen wieder zurück. Auch das Weibchen des Haussperlings geht hin und wieder fremd. Doch das Geschrei ist dann groß, denn das betrogene Männchen singt nun lauter als sonst. Das Klagelied soll den Rivalen abschrecken und die Liebste wieder zurückholen, ganz nach dem Motto: Siehst du nicht, wie toll ich bin? Aber je älter die Männchen werden, desto häufiger gehen auch sie stiften.

Wenig romantischer Storch

Wenig romantisch ist auch der Weißstorch: Er ist viel mehr mit seinem Nistplatz verheiratet als mit seinem Partner. Kommt ein anderer männlicher Weißstorch früher aus dem Winterurlaub zurück, kann er einen leeren Horst übernehmen. Der verspätete Bewohner aus dem Vorjahr erlebt dann am Nest schon mal sein blaues Wunder, wenn ihn die Partnerin ersetzt hat. In der Biologie bezeichnet man das als eine „Ortsehe“. Das muss allerdings nicht immer so sein. Am Weißstorchhorst in Grafenwiesen hat das horsttreue Männchen zuerst eine neue Partnerin gewählt, diese dann aber nach dem Eintreffen seiner vorjährigen Storchenfrau wieder verjagt und die bewährte Partnerschaft vorgezogen.

Einige Vogelarten fahren gerne mehrgleisig und leben polygam. Der Star pflegt sein Rockstarimage als schillernder Sänger und unterstützt seine weiblichen Fans meist in unterschiedlichem Maße bei der Brut und Aufzucht. Auch der Zaunkönig hat manchmal mehr als eine Frau, wenn es die Größe seines Reviers erlaubt.