Gespräch
Gemeinsamkeit ist das Lebensgefühl

Ein Online-Symposium in Schönsee zeigt die gemeinsamen Probleme des bayerisch-böhmischen Grenzlands und mögliche Lösungen.

19.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:07 Uhr
Das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee −Foto: Armin Weigel/picture alliance / dpa

Wie organisieren sich Bürger im regionalen Grenzraum und wie arbeiten sie über die Grenze hinweg zusammen? So könnte man die Idee eines Online-Symposiums umschreiben, das das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee am Donnerstag veranstaltete.

Aus Waldmünchner Sicht war das Symposium gleich mehrfach ein Blick über den Tellerrand. Denn es beschäftigte sich nicht nur mit Tschechien, sondern auch mit dem Raum Wunsiedel. Die Stadt ist nämlich 2021 die Kulturstadt Bayern-Böhmen. Und dennoch zeigte sie viele Ähnlichkeiten, die Waldmünchen oder das Grenzland insgesamt beschäftigen.

Zentrale Gemeinsamkeit ist das Lebensgefühl. Der Historiker Adrian Roßner führte aus, dass das Erlebnis des Zonenrandgebietes das Denken im Fichtelgebirge geprägt habe. Noch heute bezeichneten die Menschen die Region als Grenzland. Eine sehr an Waldmünchen erinnernde Beschreibung fand Anja Peltzer vom Förderverein Fichtelgebirge: Als zugezogene Oberpfälzerin sei sie immer wieder erstaunt gefragt worden, warum es sie als junger Mensch in so eine Gegend ziehe. Jetzt sehe sie ihre Aufgabe darin, den Menschen einen „gesunden Stolz für die Region“ zu vermitteln. Übrigens hat bei Gründung des Fördervereins Fichtelgebirge der Aktionskreis Cham eine Vorbildrolle gehabt.

Wie sich eine Region weiterentwickeln könne, zeigte der Historiker Roßner am Beispiel der Stadtentwicklung in Münchberg. Mit dem Begriff KulCity und einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept für eine Genussregion versuche man hier alte Substanz zu retten und wirtschaftlichen Ersatz für die weggebrochene Industrie zu schaffen.

Mit der Förderpolitik beschäftigten sich mehrere Teilnehmer. Sie beklagen, dass zwar Projekte, aber nicht der Weg dorthin gefördert werde. Das Entwickeln eines Konzepts und aufwändige Antragsstellung blieben ohne Zuschuss. Das überfordere reine Ehrenamtler. Für Petra Ernstberger vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ein wesentlicher Einwand. Förderungen müssten langfristiger und nachhaltiger werden. Der ständige Themenwechsel schade. Sonst brächen wichtige Organisationsstrukturen zusammen.