Wahl
Grüne: „Raus aus den fossilen Energien“

Bundestagskandidaten stellen sich den Fragen des Bund Naturschutzes. Diesmal antwortet Tina Winklmann von den Grünen.

18.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:03 Uhr
Tina Winklmann tritt bei der Bundestagswahl für die Grünen an. Heute stellt sie sich den Fragen des Bundes Naturschutz. −Foto: Designcooperative Nittenau

Tina Winklmann setzt auf die Bahn und die Energiewende. Im folgenden Text stellt er sich Fragen des Chamer Kreisverbandes im Bund Naturschutz.

Verkehr: Wie stehen Sie zu einer Reduzierung des Flugverkehrs bei gleichzeitiger Förderung der Schiene?

Kurzstreckenflüge wollen wir ab sofort verringern und bis 2030 überflüssig machen, indem wir massiv Bahnangebote – gerade Direkt- und Nachtzugverbindungen – ausweiten und für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsmitteln sorgen, die die ökologischen Kosten widerspiegeln. Eine leistungsfähige, verlässliche Bahn ist das Rückgrat einer Verkehrswende. Wir wollen den Deutschlandtakt weiterentwickeln und realisieren, um den Menschen mit mehr, resilienteren und besser aufeinander abgestimmten Bahnangeboten in Stadt und Land attraktive und bezahlbare Mobilitätsangebote zu machen.

Energiewende/Klimapolitik: Wie können Menschen in die notwendigen Prozesse aktiv eingebunden werden?

Klimaneutralität heißt: raus aus den fossilen Energien. Nicht nur der Strom, auch das Benzin in unseren Autos, das Kerosin im Flugzeugtank, das Schweröl im Schiff, das Öl für die Heizung und das Gas im Industriebetrieb müssen auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das ist nichts weniger als eine Energierevolution. Wir setzen uns dafür ein, den Kohleausstieg bis 2030 zu vollenden. Dazu braucht es eine massive Ausbauoffensive für die Erneuerbaren, die so schnell wie möglich umgesetzt wird. Wir wollen, dass von der Energiewende möglichst viele profitieren. Deshalb werden wir Bürger*innen-Projekte bei Wind- und Solarparks besonders fördern und alle europarechtlich garantierten Möglichkeiten für Bürger*innen-Energiegemeinschaften ausschöpfen. Damit Klimaschutz sozial gerecht ist, wollen wir die Einnahmen aus dem nationalen CO2-Preis direkt an die Bürger*innen zurückgeben. Dazu streben wir neben der Senkung der EEG-Umlage ein Energiegeld an, das jede*r Bürger*in erhält.

Artenschutz: Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, um das Massenaussterben der Arten zu bremsen?

Biologische Vielfalt sichert das Leben auf der Erde. Das Volksbegehren Artenvielfalt war ein großer Erfolg, der in den Bund getragen werden muss. Ökologische Leitplanken müssen unser Handeln definieren – als „Barometer des Lebens“. Um die Krise der Artenvielfalt zu überwinden und das Artensterben zu beenden, brauchen wir eine andere Landnutzung. Deshalb werden wir ein Sofortprogramm Artenschutz auflegen. Wir wollen den Verkauf von naturwertvollen bundeseigenen Flächen sowie die Entwässerung von Moorstandorten stoppen. Zur Vernetzung der Schutzgebiete wollen wir Naturschutzkorridore schaffen.

Flächenverbrauch: Wie stehen Sie zum Flächenverbrauch? Mit welchen Maßnahmen wollen Sie in den Kategorien Wohnen, Verkehr und Industrie den Flächenverbrauch in Bayern bis 2030 auf 5 Hektar pro Tag begrenzen?

Unsere Natur und Heimat darf nicht unter einem Betonsargdeckel verschwinden! Wir fordern: Landesentwicklung muss originäre Staatsaufgabe werden. Landesplanung braucht verbindliche Ziele, um Flächenverbrauch und Zersiedelung langfristig zu verhindern. Wir wollen im Landesplanungsgesetz eine Begrenzung des Flächenverbrauchs auf höchstens 4,7 ha am Tag festlegen. Das entspricht in etwa dem „bayerischen Anteil“ am 30-Hektar-Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Erreicht wird dies mit durchdachten Richtlinien auf Landesebene kombiniert mit eigenverantwortlichem Handeln der Kommunen.

Die Fragen:Die Kandidatin:
Der Bund Naturschutz hat sich mit Fragen zur Umweltpolitik an die Bundestagskandidaten gewandt. Wir veröffentlichen die Antworten in einer kleinen Serie.Heute kommt Tina Winklmann zu Wort. Sie tritt für die Grünen zur Bundestagswahl an. Die 42-Jährige ist Gewerkschaftsmitglied und hat sich schon als Kind in Umweltgruppen engagiert.

Agrarpolitik: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Flächenprämie in eine „Gemeinwohlprämie“, die Umweltstandards honoriert, umgewandelt wird?

Die Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen – das begreifen wir als Aufgabe für die nächsten Jahre. Das geht nur mit einem Verständnis von Natur, das sich an Kreisläufen orientiert und sich dem Ressourcenschutz verpflichtet sieht. Das bedeutet auch ein faires Auskommen von Landwirt*innen. Das können und werden wir nur gemeinsam mit den Bürger*innen und Bäuer*innen erreichen. Insbesondere kleine Betriebe wollen wir bei der notwendigen Transformation unterstützen. Unser Leitbild ist eine sich weiterentwickelnde ökologische Landwirtschaft mit ihren Prinzipien Tiergerechtigkeit, Gentechnikfreiheit und Freiheit von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Generell: Die Themen Rentensicherheit, Klimawandel, Pflegenotstand, Wirtschaftswachstum, Artensterben, Soziale Gerechtigkeit, Verkehrsprobleme, Bevölkerungsentwicklung sind wichtig für unsere Gesellschaft. Wie sieht Ihre Dringlichkeitsreihung aus?

Ich bringe die Themen in keine Reihung, sondern in einen Kreis, da die Themen ineinandergreifen und miteinander verbunden sind. Die Themen sind die Brennpunkte unserer Zeit, wir müssen sie gemeinsam und jetzt angehen.