Unwetter
Hagelsturm verwüstet Furth im Wald

Nach den bisherigen Erkenntnissen geht das Schadensausmaß in die zweistellige Millionenhöhe, sagt Bürgermeister Sandro Bauer.

12.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr
Wolfgang Baumgartner

Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Foto: wb

Einen Tag nach dem verheerenden Hagelsturm präsentiert sich Furth im Wald wie nach einer Kriegsattacke! In weiten Teilen der Stadt sind Dächer verwüstet, Bäume geknickt, Autos und Fassaden völlig demoliert sowie unzählige Fensterscheiben zerborsten. Hunderte von Hektar Weizen, Gerste und Mais wurden in kürzester Zeit total vernichtet. Für die Landwirte ein herber Verlust von Viehfutter und Getreide.

„Nach den bisherigen Erkenntnissen geht das Schadensausmaß in die zweistellige Millionenhöhe“, konstatiert Bürgermeister Sandro Bauer. Er traf sich am Dienstagmorgen mit dem Further Feuerwehr-Chef Christian Scheuer, dem geschäftsführenden Beamten der Stadt, Franz Würz, dem Leiter des Bauhofes, Theo Sporrer und dem stellvertretenden Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Furth im Wald, Christian Pongratz, im neuen Rettungszentrum. Auch dieses blieb von der Unwetterkatastrophe nicht verschont.

Appell an die Handwerker

Die Blechverkleidung an der Fassade ist völlig demoliert, die Scheiben der Hallentore gebrochen. Neben der Schadensanalyse der städtischen Gebäude standen die Einrichtung einer Telefon-Hotline im Rathaus und die Koordination der Hilfsmaßnahmen im Mittelpunkt dieser Besprechung. Wer Hilfe oder Unterstützung benötigt, kann sich mit der Ruf-Nummer 50 9 41 in Verbindung setzen. Auch eine separate E-Mail-Adresse wurde eingerichtet. Unter „unwetter@furth.de“ können Geschädigte Kontakt mit der Stadt aufnehmen. Die Polizeiinspektion Furth bietet sich ebenfalls rund um die Uhr als Ansprechpartner an. „Wir sind jederzeit bereit, zu helfen und zu vermitteln“, fügt Christian Pongratz hinzu. Auch seine Dienststelle wurde von dem Hagelsturm arg in Mitleidenschaft gezogen. „Sieben Fahrzeuge sind beschädigt, vier Autos sind nicht mehr fahrbereit!“ Dennoch sei die Einsatzfähigkeit der Dienststelle zu 100 Prozent gewährleistet. Der Fuhrpark werde laut Pongratz zeitnah mit Ersatzfahrzeugen ergänzt.

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Was Furth im Wald jetzt dringend braucht, bringt Bürgermeister Sandro Bauer auf den Punkt. „Ich bitte alle Handwerker im Landkreis, in Furth zu helfen!“ Denn die Kapazitäten von Feuerwehr und Bauhof seien restlos ausgeschöpft. Dachdecker und Glaser werden dringend benötigt, um Folgeschäden zu verhindern oder wenigstens zu minimieren. Handwerker mit freien Kapazitäten, können sich ebenfalls bei der Rathaus-Hotline (0 99 73) 50 9 41 oder bei Mail melden.

Neben den enormen Schäden bei Häusern, Gärten, Feldern und Autos ist die örtliche Wirtschaft massiv von dem Hagelsturm betroffen. Mächtig gefordert waren am Dienstagmorgen auch die Mitarbeiter des Zustellstützpunktes der Deutschen Post AG an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße. Von 29 Fahrzeugen waren 27 vom Hagelschauer so stark beschädigt, dass sie nicht einsatzfähig waren. Aus den umliegenden Stützpunkten wurden Ersatzfahrzeuge beschafft, die Post bittet wegen der leichten Laufzeitverzögerungen um Verständnis.

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Völlig fassungslos stehen auch die Gärtner vor den total zertrümmerten Gewächshäusern und Freiplantagen. „100 Prozent Verlust, bei den Gebäuden und den Pflanzen“, bringt es Erich Hofmann auf den Punkt. Gleiches Szenario einige hundert Meter weiter, bei der Gärtnerei Mühlbauer und bei der Gärtnerei Schuh an der Kreuzkirchstraße. Auf „mindestens eine Million Euro“ beziffert Anne Traurig, Seniorchefin des gleichnamigen Autohauses an der Daberger Straße, das Schadensausmaß. Bei den meisten Fahrzeugen im Freien sind Scheiben zerborsten, die Spiegel und Scheinwerfer zertrümmer und die Karosserien verbeult.

141 Einsatzstellen

Was der Hagelschaden nicht zerstörte, besorgte der starke Regen dann in der Nacht zum Dienstag. Dabei haben die Einsatzkräfte der Feuerwehren bis 3 Uhr morgens versucht, alle Dachlöcher wenigstens mit Folien abzudecken. „Zeitweise hatten wir bis zu 141 Einsatzstellen“, erzählt Kommandant Christian Scheuer.

Rund 150 Helfer waren ständig im Einsatz. Unterstützung erhielten sie von den Nachbarwehren. So waren unter anderem die Drehleitern von Neukirchen, Bad Kötzting, Lam und Arnbruck sowie ein Gelenkmast und eine Drehleiter der Feuerwehr aus Klattau im Einsatz. Die FFW Viechtach hatte sich spontan bereiterklärt, den Bereitschaftsdienst für den Bereich Bad Kötzting und Arnbruck zu übernehmen. „Die Zusammenarbeit, auch über die Landes- und Bezirksgrenzen hinweg, funktionierte perfekt“, fügt Christian Scheuer hinzu.

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Ebenso wie die Feuerwehren waren auch die medizinischen Helfer gefordert. Durch den massiven Hagel wurden viele Menschen verletzt. „Nach dem Unwetter hatten wir verstärkt Patienten vor allem mit Kopfverletzungen in der Notaufnahme“, teilt Alexander Schlaak, Leiter der Unternehmenskommunikation der Sana-Kliniken im Gespräch mit unserem Medienhaus mit.

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