Koordinatorin Himmelhuber
In Waldmünchen sind im Dienste der guten Sache „alle Nachbarn“

03.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:15 Uhr
Ansprechpartnerin: Jeden Dienstag von 9 bis 10.30 Uhr steht Nadine Himmelhuber im Mehrgenerationenhaus in Sachen Nachbarschaftshilfe zur Verfügung. Vereinzelt wird das Angebot schon angenommen, freut sie sich. Aber auch zu anderen Zeiten sind sie und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter für Hilfesuchende da. −Foto: Fotos: Schoplocher/Himmelhuber/Nock

Sie hat eine Ansprechpartnerin, eine eigene Sprechstunde, ein brandneues Logo, ein engagiertes Team und eine Menge Energie: Die Nachbarschaftshilfe. Und eine Mission: Bekannter werden, um ihrem Namen gerecht werden zu können.

Noch ist es vergleichsweise ruhig in den dienstäglichen Bürgersprechstunden von Nadine Himmelhuber. Böse ist sie deswegen nicht, in der Aufbauphase gibt es für die Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe mehr als genug zu tun – ihre fünf Wochenstunden reichen aktuell folglich bei weitem nicht aus: Homepage, Flyer, strategische Planungen, schließlich will sich die Nachbarschaftshilfe demnächst vor Einkaufsmärkten und bei Veranstaltungen (erster Termin der Tag der Städtebauförderung am 13. Mai) präsentieren.

Ins Gespräch kommen

Die Strategie ist einfach: Auf die Menschen zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen. Erklären, was die Initiative leisten kann und will – und auch, was nicht geht. Das Ganze sei nicht in Stein gemeißelt, eine Richtschnur allerdings gibt es: Was man eben (gerne) für seinen Nachbarn tut. Einen Einkauf aus dem Supermarkt mitbringen, die Glühbirne tauschen, nach einer Operation den Rasen mähen, ein Rezept in der Apotheke einlösen... Dem entgegen steht ein entscheidendes Ausschlusskriterium: keine Konkurrenz zu Dienstleistern oder Handwerksbetrieben aufbauen.

Appell: Traut Euch!

Während die Nachfrage aus Reihen derer, die Hilfe bräuchten (und sich vielleicht nicht zu fragen trauen, wobei es dafür keinen Grund gibt), vergleichsweise gering ist, ist Himmelhuber sehr zufrieden mit dem Helferpool, der sich gefunden hat. Der reicht von handwerklich geschickten jungen Männern bis zu Frauen, die gut im Ausfüllen von Formularen sind oder gerne eine Stunde Kinderbetreuung übernehmen (wie bereits geschehen).

Die Sozialpädagogin jedenfalls ist überzeugt, dassdie Initiativeweitere Dynamik entwickeln wird. Eines Tages vielleicht auch über das Stadtgebiet Waldmünchens hinaus, wenngleich dafür momentan die personellen Ressourcen – ohnehin nur möglich durch Förderungen über das Staatsministerium für Familie sowie die Integrierte Ländliche Entwicklung, die die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt – nicht reichen würden.

„Zeit hat einen Wert“

„Zeit hat einen Wert“, verweist sie darauf, dass die Nachbarschaftshilfe eine Aufwandsentschädigung von fünf Euro pro Stunde (oder alternativ 30 Cent pro Kilometer, etwa bei einem übernommenen Fahrdienst zum Facharzt in Cham) für den Helfer anregt. Der Begriff Empfehlung ist bewusst gewählt, denn „letztlich liegt das in Händen der Beteiligten“. Himmelhuber ist überzeugt, dass sich dies am Ende des jeweiligen Tages fügen wird, weil „jeder darauf schauen wird, dass es passt“.

Sprechstunden für Bürger

Während der bisherigen fünf Sprechstunden hat Nadine Himmelhuber eine weitere Erfahrung gemacht: Es gibt Menschen, die „einfach nur reden wollen“. Das nimmt sie mit für die weitere Arbeit, „vielleicht ist das ein weiterer Auftrag.“ Sie selbst hat die Dienstagstermine genutzt, um Menschen, die am MGH vorbeikamen während sie die Schaukästen umbestückte, anzusprechen. Tenor eins: Die Waldmünchner sind überrascht, dass es so ein Angebot (nicht nur für Ältere, sondern für alle) gibt.

Tenor zwei: Das Feedback „ist sehr, sehr positiv“. Bestes Beispiel: Ein über 80-jähriger Mann, der sichtlich erleichtert war, nun eine Anlaufstelle zu haben, „wenn‘s mal hakt“. Kleine, aber wichtige Erfolgserlebnisse für die Koordinatorin, aber auch die Sache selber.

129 rekordverdächtige Rückmeldungen

Noch einmal Zahlen: 129 Rücksendungen bei der Abstimmung zu den verschiedenen Logo-Entwürfen „sind einfach toll“, unterstreicht die Sozialpädagogin. Zum Vergleich: ähnliche Mitmachaktionen seien schon mit unter 50 Teilnehmern zu Ende gegangen.

Dass es als Gewinnerin (per Zufallsgenerator) mit Annalena Stautner dann noch eine Jugendliche, dem MGH- Dunstkreis angehörende Ehrenamtliche traf, löste bei Himmelhuber gleich Gänsehaut aus.

Die 14-Jährige kam über das ProjektEhrenamt macht Schulevor gut eineinhalb Jahren zur Einrichtung. Wind bekommen hatte sie über ihre Lehrerin, weil sie in der Feuerwehr (Schäferei/Kümmersmühle) und den Ministranten schon engagiert war, erschien ihr das eine gute Möglichkeit, neue Einblicke zu gewinnen und etwas zu gestalten.

Vorstellungen erfüllt

Vorstellungen, die zu 100 Prozent erfüllt wurden. „Das kann ich nur jedem empfehlen“, sagt die Realschülerin, die „ebbs Soziales, vielleicht Erzieherin“ alsBerufswunschvor Augen hat. Bei Ehrenamt macht Schule hat sie Kinder bei Bastel- und Spielnachmittagen betreut oder organisatorisch geholfen.

Am meisten in Erinnerung geblieben ist ihr ein besonderes Autokino, für das die Kleinen erst die „Seitenkisten“ aus Kartons herstellten und dann in ihnen einen Kinofilm anschauen durften.

Ein Kinoabend der Extraklasse

Da schließt sich der Kreis, denn der erste Preis beim Logo-Abstimmungswettbewerb ist ein Kinonachmittag mit Pizza und Getränken im MGH. „Wahrscheinlich mit Freunden, weil ich mit meiner Familie zuhause ohnehin hin und wieder auf dem Sofa Heimkino habe“, meint die 14-Jährige erstaunlich „abgebrüht“.

Eine genaue Vorstellung zur Nachbarschaftshilfe hat sie nicht, außer, dass sie sich vorstellen könnte, mitzuarbeiten und, dass das eine gute Sache zu sein scheint. Höchste Zeit, das (noch) bekannter zu machen.

Gut zu wissen

Treffen: Das nächste Team-Treffen für interessierte neue Mitstreiter findet am 15. Mai um 16.30 Uhr im MGH statt.Kontakt: Über die Bürgersprechstunde hinaus ist die Nachbarschaftshilfe telefonisch unter der MGH-Nummer (0 99 72) 5 97 98 78 und über eine eigene Mailadresse: nachbarschaftshilfe@mgh-waldmuenchen.de erreichbarJunge Leute: Dort kann sich auch melden, wer Interesse hat, ab September bei Ehrenamt macht Schule im MGH mitzuarbeiten.