Abschied
„Macht-Wechsel“ im Schorndorfer Rathaus

Für Geschäftsleiter und Kämmerer Ludwig Macht gab es am letzten Arbeitstag eine ganze Reihe von Überraschungen.

11.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:19 Uhr
Leonhard Schmidbauer
Die Überraschungen am letzten Arbeitstag begannen für Ludwig Macht mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde. −Foto: cls

Eine berufliche Ära ist am Mittwoch bei der Schorndorfer Gemeinde nach gut 40 Jahren mit dem letzten Arbeitstag des geschäftsleitenden Beamten und Kämmerers Ludwig Macht zu Ende gegangen. Zum Auszug aus dem Rathaus überraschte den Verwaltungsrat und dessen Familie ein langes Spalier von treuen Wegbegleitern.

Gewissenhaft wie in den über vier Jahrzehnten und in seiner bescheidenen Art hätte Ludwig Macht wohl auch am Mittwoch eher noch Überstunden gemacht, als an seinen Abschied zu denken. Und so war die geheim gehaltene Überraschung sichtlich gelungen, als um 16 Uhr vom Rathaus-Foyer die Klänge der Schorndorfer Blechmuse in sein Arbeitszimmer durchdrangen und ihn Max Schmaderer vom Schreibtisch lotste. „Luk, schalt‘ den Computer aus“, so die letzte Arbeitsanweisung von Schmaderer an die wichtigste Person an seiner Bürgermeister-Seite.

Im Goldenen Buch verewigt

Im Beisein von Ehefrau Christa, der Töchter Ingrid und Doris, der beiden Enkelkinder, der jetzigen bzw. früheren Vizebürgermeister Martin Bauer, Edi Kleinert und Karl Steinkirchner sowie Machts Nachfolgerin Julia Scheubeck wurde dieser von Schmaderer gebeten, sich in das Goldene Buch der Gemeinde Schorndorf einzutragen.

Im Anschluss erfolgte der Auszug aus Rathaus, zu dem sich das Verwaltungspersonal, der Bauhof, weitere Mitarbeiter von Gemeinde, Schule und Kindergarten, zahlreiche aktuelle und bereits ausgeschiedene Ratsmitglieder sowie weitere Gäste vor dem Gemeindezentrum zu einem Spalier formiert hatten und Macht und seine Familie mit Applaus empfingen.

„Der Anlass ist es mehr als wert, dass man Ludwig Macht besonders ehrt“, so Schmaderer, „ihm zu Ehren stehen wir heute hier Spalier, mit Pauken und Trompeten möchten wir unserem Luk heute Geleite geben.“ Den Rathausschlüssel könne Macht getrost in jüngere und weibliche Hände legen. Und so führe dieser Tag zu folgender Wende: „Macht-Wechsel im Rathaus Schorndorf – Frauen-Power übernimmt die Führung.“

Bei der offiziellen Verabschiedung im Baumgartner-Saal würdigte Schmaderer das fast 41-jährige Wirken Machts zum Wohl der Gemeinde. Offiziell in Pension geht es zum 1. April, doch wegen Resturlaubs war am Mittwoch der letzte Diensttag. Ludwig Macht, in Zenching (Gemeinde Arnschwang) aufgewachsen, machte eine dreijährige Ausbildung für den gehobenen Forstverwaltungsdienst bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung mit Einsatzort Forstamt Bad Kötzting. 1977 ging er für drei Jahre zum Studium an die Bayerische Beamtenfachhochschule nach Hof, diese schloss er als Diplom-Verwaltungsfachwirt ab.

Nach dem Einsatz als verantwortlicher Revierförster am Forstamt in Bad Brückenau hat sich Macht für die ausgeschriebene Stelle als geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Schorndorf beworben. Der Gemeinderat unter dem damaligen Bürgermeister Rupert Haimerl und Vize Karl Steinkirchner schenkte ihm das Vertrauen. Am 1. August 1981 trat Macht seinen Dienst als Verwaltungsinspektor und Geschäftsleiter der Schorndorfer Kommune an.

Und dies war für die Gemeinde laut Schmaderer ein echter Glücksgriff, „einen besseren hätte sich Schorndorf nicht wünschen können.“ Beim Ausbau zu einer fortschrittlichen und modernen Verwaltung sei von Anfang an Machts IT-Affinität zum Tragen gekommen, von ihm wurde bereits Anfang 1982 erstmals die EDV-Anwendung im Zuge der Realsteuer-Erhebung eingeführt.

Bei der Entwicklung und Umsetzung des Behördennetzes in den Kommunen wurde Macht als externer EDV-Berater in die neue Arbeitsgruppe ins Finanzministerium berufen. „Er hat die Entwicklung, Anwendung und den Einsatz der EDV, des Intranets und des bayerischen Behördennetzes damit als Mann der ersten Stunde im Landkreis für das Landratsamt und die Kommunen als Autodiktat zum Laufen gebracht, ständig optimiert sowie immer auf Fortschritt forciert“, so Schmaderer. So sei die Schorndorfer Gemeindeverwaltung EDV-mäßig immer Vorreiter gewesen, „letztlich zahlte sich das bis heute auch in einem sehr niedrigen Personalstand aus.“

Der Bürgermeister machte auch an Zahlen und Maßnahmen deutlich, wie Macht das Regiebuch für die Erfolgsgeschichte zur atemberaubenden Entwicklung der Gemeinde in den vergangenen 40 Jahren durch sein Wissen und Können maßgeblich gestaltet und geprägt hat – etwa mit mehr als 50 Millionen Euro an Investitionen. „Ludwig Macht hat dazu die Koordinaten in seinen insgesamt 40 Haushalten stets verlässlich auf Fortschritt und Finanzierbarkeit gesetzt, in seiner Ära ist im Grunde genommen die gesamte Infrastruktur der Gemeinde neu geschaffen worden.“ Als bemerkenswert bezeichnete Schmaderer zudem, dass Macht in den 41 Jahren bei der Gemeinde „den Bürgermeistern und deren Stellvertreter stets zuverlässig, loyal und immer vertrauensvoll als Berater, aber auch als Vollzugsbeamter zur Seite stand“.

Eine „Wahnsinns-Leistung“

Zusammenfassend sprach Schmaderer von einer „Wahnsinns-Leistung“, und das alles im Einmann-Betrieb als Geschäftsleiter, Kämmerer, Finanz- und Personalchef: „Du warst einer der besten geschäftsleitenden Beamten im Landkreis Cham.“ Die Krönung der Laufbahn: die Übergabe eines Haushalts an Machts Nachfolgerin Julia Scheubeck mit null Euro Schulden und circa 1,5 Millionen Euro Rücklagen. Für die Pension sprach das Gemeindeoberhaupt Macht alle guten Wünsche aus, um mit der Familie die Vorhaben bei guter und langer Gesundheit in Angriff nehmen zu können. Zum Abschluss bediente sich Schmaderer der Leidenschaft von Macht als Jäger, denn die Jagdhornbläser würden nun anblasen: „Jagd vorbei, Weidmannsheil, lieber Luk.“

Neben der Entlassungsurkunde durfte sich Macht auch über Geschenke freuen. Das Bauhof-Team überraschte mit „Luks Gredbankerl“. Gemeinde, Arbeitskollegen und Ratsgremium überreichten einen Gutschein für ein Smartphone, denn trotz aller IT-Affinität ist Ludwig Macht bisher ohne Mobiltelefon durch Beruf und Alltag gekommen. Das Smartphone als Geschenk hatte auch einen Hintergrund zum eigenen Nutzen: „Luk, bleibe bitte auf Empfang für uns – wir werden weiter deinen Rat brauchen.“ (cls)