Wirtschaft
Mit Naturheilkunde zur Erfolgs-Apotheke

Seit Eröffnung der Arnika-Apotheke in Kötzting ist sie ordentlich gewachsen. Und das Erfolgsrezept bietet noch mehr Chancen.

02.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Roman Hiendlmaier

Schmerzlindernd und erfolgsfördernd: Apotheker Martin Brandl vertraut auf die Wirkung von Arnika und Naturheilkunde – ein Konzept, das sich in seinem ersten Jahrzehnt als Apotheken-Inhaber in Bad Kötzting ausgezahlt hat. Foto: Hiendlmaier

Bürokratie- und Vorschriften-Eskalation der Gesundheitspolitik? Konkurrenzdruck durch Discounter, Drogerieriesen und Onlinehandel? Fachkräftemangel? Blättert man durch die Fachpublikationen der Apotheken-Branche, drängt sich Laien der Eindruck einer um die Zukunft ringenden Zunft auf.

Konfrontiert man den Bad Kötztinger Apotheker Martin Brandl, Inhaber der Arnika Apotheke mit der publizierten Branchenlage, bleibt der 44-Jährige gelassen: „Das ist schon richtig, was da steht“, sagt Brandl. „Aber es ist nicht so, dass eine Apotheke heute keinen Erfolg haben kann.“ Ein Blick durchs Offizin der Arnika-Apotheke bestätigt: Es herrscht Betrieb an diesem Mittwochnachmittag. Obwohl viele Ärzte die Praxen geschlossen haben, wird die Kundschaft an bis zu drei Theken bedient.

Die Erfolgsfaktoren

Wie er das gemacht hat? Brandl überlegt kurz: „Wichtig ist eine klare Strategie, dass man weiß, wovon man redet, und mit 30, 40 Stunden die Woche ist es natürlich auch nicht getan.“ Es begann 2007, dass der Name „Arnika-Apotheke“ vom Start weg Programm war, als der Apotheker nach sieben Jahren als angestellter Apotheker in Regensburg davon Wind bekam, dass der Unternehmer Anton Staudinger in seiner Heimatstadt ein Gesundheitszentrum baut, in welches eine Apotheke natürlich sehr gut passen würde. Man wurde sich einig und nach einigen Jahren als angestellter Apotheker wagte Brandl den Schritt in die Selbstständigkeit.

Dass der junge Unternehmer damals seine Apotheke offen, hell und freundlich einrichtet, erleichterte den Start natürlich. Vom Auftritt im Internet bis zur Versorgung von Medikamenten: Auch der Service wurde vom Start weg großgeschrieben. Basis des Erfolgs war jedoch Brandls Schwerpunkt auf Naturheilkunde: „Arnika-Apotheke“ – die entzündungshemmende Heilpflanze ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil in der Naturheilkunde. Seine Überzeugung reicherte er mit Fortbildungen und Seminaren an: Homöopathie, Phytotherapie, Anthroposophie, TCM – die Kompetenz wuchs soweit, dass er bei Teamschulungen und Seminaren selbst zum Dozenten wurde.

Weil sich seit Jahren immer mehr Patienten sanfte Therapien wünschen, befinden sich pflanzliche und homöopathische Mittel seit Jahren im Aufschwung – allen Widerständen und Kritikern zum Trotz. Der Trend kam Brandl zugute, wobei er in seinen Beratungen kein Dogmatiker ist: „Oft wird eine Kombination von Schulmedizin und Naturheilkunde nachgefragt. Da kommt natürlich erst recht unsere Kompetenz zu tragen.“ Mitentscheidend für den Erfolg sind eindeutig die Mitarbeiter, sagt der Chef. Vom Start mit zwei bis auf aktuell 21 Kolleginnen hat er deren Zahl gesteigert, vier davon sind wie Brandl approbiert. Jede der im Verkauf tätigen Kolleginnen verfüge über Basiswissen der wichtigsten naturheilkundlichen Therapierichtungen. Dazu Baby-Service, Naturkosmetik, „Leichter leben in Deutschland“... – „Hinter einer Apotheke wie unserer steckt schon auch viel Arbeit dahinter. Und jeder hat mitgezogen, das freut einen schon.“

Auch die Kundschaft spürte das gute Klima in einem Betrieb. Patienten merken, dass sie hier nicht nur ein Medikament bekommen – das gäb’s auch online, ohne Extraweg – sondern eine persönliche und fachlich kompetente Beratung. Martin Brandl: „Das direkte Gespräch ist wichtig, das können Internetapotheken, Drogeriemärkte und Discounter nicht leisten, wobei letztere nicht einmal die Produkte dafür hätten.“ Ziel sei, die schulmedizinischen und naturheilkundlichen Therapieformen so zu verknüpfen, um den Kunden individuell und ganzheitlich beraten zu können.

Dass das in den vergangen zehn Jahren ziemlich gut geklappt hat, wird in diesen Tagen nun gefeiert. Für die Kunden gibt‘s Aktionen und Vorträge, mit dem TV-bekannten Arzt und Homöopathen Dr.Markus Wiesenauer am 15. Mai als Höhepunkt. Bei seinen Mitarbeitern bedankte sich Martin Brandl mit einem gemeinsamen Wochenendausflug nach Heidelberg, wo unter anderem das deutsche Apothekenmuseum besucht wurde.

Nächste Dekade kann kommen

Dass eine solche Form der Anerkennung heute mehr als ein Ausdruck von Höflichkeit und Respekt gegenüber dem Personal ist, merkt Martin Brandl, wenn er neue Mitarbeiterinnen sucht: „Wir engagieren uns natürlich schon, indem wir Schülerpraktikanten nehmen, Studenten oder PTA-Praktikanten. Aber dass bei uns ein gutes Arbeitsklima herrscht, hat sich offensichtlich herumgesprochen.“ Größere Probleme, neue Mitarbeiter zu finden, hatte Brandl nach eigener Aussage bisher nicht.

Entsprechend entspannt blickt der Unternehmer auf sein zweites Jahrzehnt. „Bad Kötzting hat ein großes Potential als Gesundheitsstandort,“ ist er überzeugt. Das Sinocur zum Beispiel, das habe seiner Meinung nach gerade erst angefangen, zu wirken. Auch im Präventionsgedanken stecke ein Potenzial, das erst in den Kinderschuhen stecke. Darüber hinaus folgen der Kurpark-Ausbau, die Innenstadt-Sanierung, sowie der Trend zu heimat- und naturnahem Urlaub wie Wandern, Walken oder E-Biken – „Es gibt keinen Grund zu glauben, dass die nächsten zehn Jahre schlechter werden als die ersten,“ sagt Martin Brandl über die nächste Dekade als selbstständiger Unternehmer – allen düsteren Prognosen in Fachmagazinen zum Trotz.

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