Beruf
Pflege bietet neue Karrieremöglichkeit

Bei der Pflegemesse stellten Manfred Aschenbrenner vom BRK Cham und Prof. Dr. Stephan Gronwald eine neue Ausbildung vor.

17.05.2022 | Stand 17.05.2022, 11:47 Uhr
Seit Jahren arbeiten das BRK in Cham mit Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner (rechts) und die Technische Hochschule Deggendorf mit Professor Dr. Stephan Gronwald beim Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ eng zusammen. −Foto: Frank Betthausen, BRK

Corona hat in der Pflegebranche vieles auf den Kopf gestellt und den Druck auf die Beschäftigten noch einmal massiv erhöht – genauso wie auf die Heimträger, Organisationen und Wohlfahrtsverbände. Doch die Pandemie, davon sind Chams BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner und Professor Dr. Stephan Gronwald von der Technischen Hochschule Deggendorf überzeugt, kann auch eine Riesenchance zur Weiterentwicklung sein. Immer vorausgesetzt, wie es in einer Pressemitteilung des BRK-Kreisverbands Cham heißt, die Arbeitgeber nähmen ihre Verantwortung ernst, zögen mutige Lehren aus den vergangenen zwei Jahren und spielten ihre Trumpfkarte „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ aus. Das BRK in Cham war 2019 für sein mit der TH Deggendorf entwickeltes BGM-Konzept in der Pflege mit dem Bayerischen Präventionspreis ausgezeichnet worden. Aschenbrenner und Gronwald wollen nach harten Corona-Monaten darauf aufbauen. Am Ende soll so ein neues Berufsbild entstehen, das der Pflege einen gehörigen Schub geben soll. Auch und gerade, indem es das Personal in den Einrichtungen von berufsfremden Tätigkeiten entlastet. Der „Prozessberater für Betriebliches Gesundheitsmanagement“, den Aschenbrenner über Pflegeschlüssel dauerhaft im Gesundheitswesen verankert sehen möchte, wäre – wie etwa Gerontofachkräfte oder Praxisanleiter – eine eigenständige Fachqualifikation in der Pflege. Die Finanzierung der Ausbildung über die Krankenkasse BKK ProVita steht. Zum Herbst soll sie in Deggendorf starten.

Schon bisher hatten Absolventen die Möglichkeit, in der niederbayerischen Stadt das Hochschulzertifikat als „Systemischer Prozessberater für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ zu erlangen – aktuell wird es überarbeitet und über moderne Unterrichtsformate auf die Situation in der Pflege zugeschnitten. Bei der Fachmesse Altenpflege 2022 in Essen stellte der Arbeits- und Sozialwissenschaftler, der an der TH Deggendorf das Lehr- und Forschungsgebiet Betriebliches Gesundheitsmanagement und Arbeitssicherheit leitet, die Pläne vor wenigen Tagen zusammen mit Manfred Aschenbrenner an einem Vortragsnachmittag zum Themenkomplex „Resilienz in der Langzeitpflege“ erstmals der Öffentlichkeit vor. Sämtliche Überlegungen knüpfen an die Erfahrungen aus zwei Jahren Pandemie an. Das neue Berufsbild, das es nach seiner Auffassung als Stabsstelle in den Häusern und Betrieben zu installieren gilt, umfasst für ihn den Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung während eines größeren Ausbruchsgeschehens, genauso wie die Auseinandersetzung mit Long-Covid. Dazu kämen Pandemiepläne, Test- sowie Impfkonzepte oder die architektonische Planung künftiger Pflegeheime. „Eine Pandemie war nie ein Szenario“, umriss der BRK-Vertreter die Ausgangslage für die meisten Heimbetreiber. Auch die Themen Doppelzimmer, Be- und Entlüftung oder Aufzüge hätten eine ganz neue Betrachtung gebraucht, als es darum gegangen sei, Infektionsketten zu durchbrechen. Den neuen Prozessberater sieht er vor diesem Hintergrund „als permanentes Bindeglied zu den Mitarbeitern und zur Geschäftsführung – und als Beschäftigten,der hineinhört in die Belegschaft“. Alle Einrichtungen, meinte Aschenbrenner, hätten seit 2020 – unabhängig vom Träger – Gigantisches geleistet. Aus diesen Erfahrungswerten heraus könnten mutige Lösungswege für die Branche aufgezeigt werden. Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit sah er in diesem Zusammenhang nicht als Schreckgespenst, „sondern als ein geniales Instrument zur Personal- und Organisationsentwicklung“.

In Sachen BGM, verdeutlichte er, brauche es die Geschäftsführung und das Management. „Viele Fehler sind hausgemacht“, urteilte Gronwald und zielte insbesondere auf das Miteinander im Arbeitsalltag ab. Wie Manfred Aschenbrenner plädierte er dafür, den Prozessberater für Betriebliches Gesundheitsmanagement in den Betrieben und bei den Trägern als Stabsstelle anzusiedeln: „Eine Fachkraft für systemische Gesundheit brauche es streng genommen in jedem Unternehmen“.