Gewässergüte an der Schwarzach
Phosphatbelastung: Alle sind gefordert, um das Wasser sauber zu halten

02.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:31 Uhr
Die Protagonisten des Abends sorgen sich um die Gewässer der Schwarzach. −Foto: Hans Schmelber

Die Stadt Rötz und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat im Fürstenkasten einen Dialog zur Verbesserung der Gewässergüte im Einzugsgebiet der Schwarzach veranstaltet.

Eingeladen waren auch Dipl.-Ing. Raimund Schoberer von der Regierung der Oberpfalz und Rudolf Kormann, Sachgebietsleiter Gewässerschutz im Wasserwirtschaftamt Regensburg , sowie Heribert Semmler, der Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Cham. Zu dem Vortrag gekommen waren mehr als 20 Personen, überwiegend Landwirte aus der Region.

Nach der Begrüßung von Bürgermeister Dr. Stefan Spindler präsentierte Wolfgang Alt vom AELF Cham den Bereich Landwirtschaft mit Erfahrungen aus dem Projekt saubere Seen. Alt berichtete von Ergebnissen aus dem Forschungsprojekt „Ursachen von Phosphatbelastungen der Landwirtschaft in Seen“ und erläuterte dazu Verunreinigungen und Zahlen.

Da ging es hauptsächlich um die Quantifizierung von Phosphat (P)-Austrägen aus landwirtschaftlichen Flächen. Verursacher dafür sind überwiegend Kläranlagen ohne P-Elimination sowie Mineraldünger, Grünland-Drainagen, Gülle und erodierendes Bodenmaterial, sprich: Ackerkrume.

Maisanbau ist nicht schwer

Die Bodenerosion, die aus relevanten Veränderungen der Agrarstruktur resultiert, ist ein weiteres Thema. Bemerkbar macht sich da besonders die deutliche Ausweitung des Maisanteils an der Ackerfläche. „Mais lässt sich relativ leicht anbauen“, meinte dazu Wolfgang Alt.

„Wenn Wasser trüb ist, ist Sediment mit dabei“, konstatierte er und formulierte vorsichtig: „Nur extrem extensive, grünland- und waldreiche Landnutzungssysteme in Kombination mit einer optimalen Abwassersituation im Siedlungsbereich können eine für touristische Zwecke befriedigende Gewässerqualität des Eixendorfer Stausees und des neu aufgestauten Drachensees gewährleisten.“

Sein Fazit aus den Erfahrungen mit Einträgen und P-Konzentrationen: „Sowohl am Eixendorfer Stausee als auch am Drachensee lagen im jeweiligen Messzeitraum die P-Einträge und P-Konzentrationen deutlich höher als dies für die Erreichung eines mesotrophen Zustands notwendig wäre. Auf Gewässer bezogen, bezeichnet „mesotroph“ einen mittleren Gehalt an gelösten Nährstoffen und organischer Substanz und liegt somit zwischen dem eutrophen und dem oligotrophen Zustand. In beiden Fällen dürfte damit unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen eine zufriedenstellende Badewasserqualität vorläufig nicht zu erreichen sein. Das sah auch Raimund Schoberer so: „Wir werden keine oberbayerischen Seen bekommen“, versicherte er.

Demnächst ein runder Tisch

„Das Thema Wasser wird uns beschäftigen“, stellte Bürgermeister Spindler schon bei seiner Begrüßung fest und berichtete kurz, dass zum Beispiel im Rötzer Bach die kanadische Wasserpest ist.

„Die Gemeinde ist eigentlich nur zuständig für Gewässer Dritter Ordnung“, führte er weiter aus, will aber darüber hinaus vermitteln zwischen der „großen“ Politik und den Bürgern vor Ort. Er wies darauf hin, dass demnächst wieder ein runder Tisch zum Thema Eixendorfer Stausee stattfinden werde.

„Trophie ist der Umfang und Umsatz photoautotroph entstandener Biomasse – und das ist ein Problem in ganz Bayern“, stellte Rudolf Kormann in seinem Referat fest. Bodenerosion ist die Verlagerung von Bodenmaterial an der Bodenoberfläche durch Wasser oder Wind als Transportmittel. Sie gilt nicht nur in Bayern, sondern weltweit als die derzeit größte Gefährdung der Böden und ihrer Funktionen.

Bodenerosion bedroht aber auch alle unsere Gewässer. In allen Wasserwirtschaftsämtern Bayerns wird derzeit an der fristgerechten und zweckmäßigen Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gearbeitet.

Rechtliche Basis geschaffen

Die Wasserrahmenrichtlinie fordert in allen Mitgliedsstaaten der EU einheitlich geltende Umweltziele für den Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer. Damit hat man eine rechtliche Basis dafür geschaffen, wie das Wasser auf hohem Niveau zu schützen ist. Die Wasserrahmenrichtlinie verfolgt einen umfassenden, integrativen und länderübergreifenden Ansatz der Bewirtschaftungsplanung in Flussgebieten, der den nachhaltigen Ressourcenschutz und den Erhalt der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer in den Mittelpunkt stellt. Erstellt werden auch durch die Wasserwirtschaftsämter Gewässerentwicklungskonzepte (GEK) an staatlichen Gewässern und die sind inhaltlich mit der zuständigen Naturschutzbehörde, der Fachberatung für Fischerei und auch mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abgestimmt.

Erosion von Ackerflächen

Dazu gibt es auch Karten zur Erosionsgefährdung von Ackerflächen. Seit der Veröffentlichung des ersten Erosionsatlasses wurde das Werk mehrmals aktualisiert und an die technischen Möglichkeiten angepasst. Berechnungsgrundlage ist die Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG), mit deren Hilfe der langjährig zu erwartende, mittlere Bodenabtrag von Ackerflächen in Tonnen je Hektar und Jahr berechnet wird. Faktoren wie Regenerosivität, Bodeneigenschaften, Topografie und Bewirtschaftung gehen in die Gleichung ein. Die Erosivität der Niederschläge (R-Faktor) hat sich seit den 1960er Jahren in etwa verdoppelt. Dies sowie die aktuellen Fruchtfolgeinformationen wurden in der Neuberechnung des „Erosionsatlas Bayern 2018“ berücksichtigt.

Mit ABAG ist auch die Möglichkeit gegeben, Verbesserungen der Gewässergüte zu erreichen. Darüber referierte Eva Spießl-Mayr vom AELF Cham. Sie stellte auch ABAG-Internet vor, das sich als sehr hilfreich herausstellte. Zum Thema Bodenerosion hat auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Internet eine Menge hilfreicher Informationen bereit und erklärt auch umfassend die ABAG. Spießl präsentierte auch noch ein Maßnahmentableau für KULAP.

In einer lebhaften Diskussion ging es fast ausschließlich um den Eixendorfer Stausee. Gemeinderat Johann Stibich führte an, dass man sich unbedingt nochmals bezüglich des Sees zusammensetzen müsste, um alle Maßnahmen abzugleichen. Das sah auch Bürgermeister Stefan Spindler so. „Der Dialog wird weitergehen. Wir alle sind gefordert.“

Phosphor im Wasser

Was ist Phosphor?Phosphor ist – wie Stickstoff – ein wichtiger Pflanzennährstoff. Da Phosphoreinträge in Fließgewässern und Seen zu einer Verschlechterung der Gewässerqualität führen können, erfasst und bewertet das Bayerische Landesamt für Umwelt die Phosphorgehalte in Gewässern. Der Schutz vor zu hohen Phosphorbelastungen ist kein neues Thema und wird seit langem verfolgt. Mit der geänderten Düngeverordnung 2020, mit der auch Vorgaben der EU zum Schutz der Umwelt umgesetzt werden, sind die Phosphorgehalte verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt, ebenso wie die Nitratbelastungen im Grundwasser.

Zahlen:Bereits 2004 lag die ermittelte Jahresfracht (Eixendorfer See, Messstelle Wutzschleife) vom Gesamt-Phosphat mit 21,5 Tonnen/Jahr fast um das 2,5-fache höher, als die für eine Sanierung des Eixendorfer Sees angestrebte Maximalfracht von 8,8 Tonnen/Jahr, die im Steinberg-Gutachten aufgeführt wurde.

− fsh