Jubiläum
Schorndorfs Kindergarten St. Maria ist 30

Ein Umbau für fast eine Million Euro ist das Geschenk zum Geburtstag. Der „Runde“ ist Anlass, auf die Entwicklung zu blicken.

30.06.2021 | Stand 16.09.2023, 1:56 Uhr
Leonhard Schmidbauer
Blick 30 Jahre zurück: Wer von der ersten Vormittagsgruppe erkennt sich wieder? −Foto: Schmidbauer

Der Schorndorfer Kindergarten St. Maria wurde 1991 in Betrieb genommen und kann damit heuer auf das 30-jährige Bestehen zurückblicken. Als besonderes Geschenk hat der Gemeinderat einen Um- und Anbau für knapp eine Million Euro beschlossen. Der geplante Baubeginn ist aber etwas in Verzug geraten.

Dem Kindergarten sind seine 30 Jahre nicht anzusehen. Denn bereits zum 25-Jährigen vor fünf Jahren hatte der Gemeinderat nicht gespart und für über 120 000 Euro eine grundlegende Sanierung im Innen- und Außenbereich vornehmen lassen. Im Frühjahr 2020 wurde eine Konzeptstudie für eine Erweiterung in Auftrag gegeben und noch im Herbst 2020 der Bauantrag auf den Weg gebracht. Bei geschätzten Kosten von 920 000 Euro hat die Kommune mit einer Bezuschussung von 720 000 Euro gerechnet, was einer Förderung von knapp 80 Prozent entsprochen hätte und somit einem Eigenanteil von 200 000 Euro.

Knapp 65 Prozent Fördermittel

Mit diesen Ansätzen wurden Umbau und Erweiterung im aktuellen Haushalt eingeplant. Der Förderbescheid der Regierung der Oberpfalz vom Frühjahr 2021 attestierte nur zuwendungsfähige Kosten von 802 000 Euro und Zuschüsse vom Freistaat von 425 000 Euro bzw. aus Bundesmitteln in Höhe von 96 000 Euro. Dies entspricht insgesamt einer Förderung von knapp 65 Prozent.

Nach der Baugenehmigung hat der Gemeinderat in der April-Sitzung bereits den ersten Auftrag mit den Baumeisterarbeiten für die Bodenplatte vergeben, und zwar an die Firma M. Gruber GmbH, Hoch- und Tiefbauunternehmen, Cham, mit knapp 93 500 Euro. Eigentlich sollte der Baustart im Frühjahr erfolgen. Damit ist es bisher nichts geworden, da noch Details mit der Statik zu klären waren. Der Bau der Bodenplatte soll nun aber im August in den Kindergarten- und Schulferien umgesetzt werden.

Für den Neubau des Kindergartens sind vor 30 Jahren in der Summe knapp 1,68 Millionen Mark angefallen, gefördert mit gut einer halben Million an Landes- und Bundesmitteln und 50 000 Mark von Seiten der Diözese. Damit blieb der Kommune ein Eigenanteil von gut 1,11 Millionen Mark. Eröffnet wurde der Hort im September 1991 mit 46 Kindern, aufgeteilt in jeweils eine Vor- und Nachmittagsgruppe. Ein Jahr später kam eine dritte Gruppe hinzu.

Die vielen neuen Baugebiete inSchorndorfund den Ortsteilen sorgten nach und nach für einen weiteren Anstieg an Belegungszahlen. Die Rekordzahl wurde 2001/2002 mit knapp 100 Kindern verzeichnet, das spätere Tief zehn Jahre später 2011/2012 mit nur knapp über 60. In den letzten Jahren hatte sich die Zahl der Kindergartenkinder bei etwa 70 bis 80 eingependelt.

Nun geht es aber wieder nach oben, jetzt im Juni 2021 werden 105 Kinder in ausschließlich vier Vormittagsgruppen mit einer verlängerten Nachmittagsgruppe geführt. Der Trend geht also klar in Richtung Vormittagsbetreuung, und bei nur drei vorhandenen Gruppenräumen hat sich der Gemeinderat deshalb zum An- und Umbau des Kindergartens St. Maria entschlossen. In diesem Jahr ist die vierte Vormittagsgruppe gleich gegenüber in der Grundschule in einem dafür umfunktionierten Klassenzimmer untergebracht. Diese Übergangslösung wurde auch noch für 2021/2022 genehmigt. Die derzeitige Betriebserlaubnis, gültig bis 31. August 2022, beläuft sich auf 108 Ganztagsplätze.

Erste Kindergartenleiterin war mit Monika Niklas, geborene Winterl, bis Ende August 2000 eine Schorndorferin. Zwischenzeitlich hatten Martina Piendl, geborene Dendorfer (1996/97), und Susi Raith (1997-2000) die Elternzeitvertretung übernommen. Seit 1. September 2000 und damit gut 20 Jahre liegt die Leitung in den bewährten Händen von Karin Wilken aus Chamerau. Zum Startpersonal gehörten neben Leiterin Monika Niklas die Erzieherin Monika Meier, die Berufspraktikantinnen Susanne Bach und Martina Dendorfer, die Vorpraktikantin Alexandra Schnitzbauer, für die Reinigung Anna Schnitzbauer, für den Kindergartenbus Rita und Otto Raith sowie als Busbegleitung Fanny Obermeier.

Segnung durch Prälat Spießl

Die Segnung durch Prälat Franz Spießl, damaliger Bischöflicher Finanzdirektor, fand zum Anfang Juli 1992 in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür und einem Kindergarten-Sommerfest statt. Das 25-Jährige wurde 2017 wegen der grundlegenden Innen- und Außensanierung mit einem Jahr Verspätung begangen, mit einer „Reise in den Wilden Westen“ und einem Fachvortrag durch den bekannten Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer aus Ulm zum Thema „Musik statt Maus“.

Der Kindergarten St. Maria arbeitet nach den pädagogischen Grundlagen des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanesfür Kinderin Tageseinrichtungen. Im Mittelpunkt stehen die Bildungsbedürfnisse, die Kinder bis zur Einschulung für ihre optimale Entwicklung brauchen. Das Team des Kindergartens arbeitet nach dem situationsorientierten Ansatz – die drei Hauptziele lauten dabei: Autonomie und Kompetenz, Herstellung bzw. Wiederherstellung von Handlungsfähigkeit und Solidarität.

Diese Leitlinien kommen auch beim Projekt „Spielzeugfreie Zeit“ zum Tragen. Bei diesem Projekt räumen die Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen alle Spiel- und Bastelmaterialien in Kisten und schicken sie für drei Monate in die „Ferien“. Zur Verfügung stehen weiterhin Tische, Stühle, Kissen und viele Decken. Damit wird für eine begrenzte Zeit eine Situation geschaffen, in der die Kinder durch die entstandene Leere auf sich selbst, ihre Ideen, Fantasie, Bedürfnisse, Wünsche, Stärken und Schwächen angewiesen sind. Sie lernen Langeweile auszuhalten, sich auf Konflikte einzulassen, Freundschaften zu schließen und aus eigenem Antrieb neue Spiele zu entwickeln.

Einmal wöchentlich findet für die vier Gruppen ein Waldtag statt bzw. wird der Kindergarten im Zuge des EU-Schulobst- und Gemüseprogramms kostenlos mit regionalem und saisonalem Obst und Gemüse beliefert. Unmittelbar gegenüber liegt die Grundschule, und so ist ein enger Kontakt möglich. Die zukünftigen Schulanfänger etwa dürfen des Öfteren eine Schulstunde miterleben. Auch die Gemeindebücherei in der Grundschule ist nur einen Steinwurf entfernt.

Bereits 2012/2013 hat der Gemeinderat für Kinder mit Hauptwohnsitz in Schorndorf die Kindergartengebühren gänzlich abgeschafft, damit trägt der aktuelle Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern Schorndorfer Handschrift. Über die 30 Jahre durfte sich das Kindergartenteam immer über einen äußerst engagierten Elternbeirat mit Aktionen und Aktivitäten freuen.