Heimatgeschichte
Sie erzählen die Kriegsgeschichten aus Cham

Gregor Raab und Alexander Metz stellen ihr neues Buch vor. Dabei legen sie offen, welche Gefühle die Soldaten plagten.

26.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:36 Uhr
Claudia Peinelt
Gregor Raab (links) und Alexander Metz stellten ihr gemeinsames Buch „Nach dem Krieg war alles anders“ vor. −Foto: Claudia Peinelt

„Nach dem Krieg war alles anders“ – so lautet der Titel des neuen Buches von Gregor Raab und Alexander Metz. Der Lehrer am Robert-Schuman-Gymnasium hielt für das Medienhaus Kriegserinnerungen ehemaliger Soldaten seiner Heimat fest. Zusammen mit dem Verleger und Autor Alexander Metz entstand das nun herausgegebene Buch, das auch als E-Book erhältlich ist.

Ihre Geschichten sollen den Leser dazu ermutigen, hinzuschauen, miteinander zu reden und zu hinterfragen, um traumatische Kriegserlebnisse unserer Vorfahren zu heben, zu verstehen und, wenn nötig und möglich, zu erlösen. Denn was die Heilung verwundeter Seelen betrifft, gilt: Nicht Schweigen, sondern Reden ist Gold“, sagt Alexander Metz.

Der Zweite Weltkrieg, Gefangenschaft, Flucht und Vertreibung forderten Millionen Opfer bei allen beteiligten Völkern. Wer die schrecklichen Kriegsjahre als Soldat oder als Flüchtling überlebte, ist meist schwer traumatisiert in die Heimat zurückgekehrt.

Wie Raab von den Zeitzeugen erzählt bekommen hat, wurden junge Männer gezwungen, in den Krieg zu ziehen – für Führer, Volk und Vaterland. Kriegsdienstverweigerung bedeutete den sicheren Tod. Nach dem Krieg, Gefangenschaft und Flucht galt es, ins Leben zurückzufinden, anzupacken , Deutschland wieder aufzubauen. Es gab keine Zeit, die verwundeten Seelen zu heilen.

Nicht jeder Soldat war Täter

Viele der Heimkehrer und Flüchtlinge waren ein Leben lang geplagt von Albträumen. Darüber zu sprechen oder gar zu klagen, war tabu. Raab und Metz möchten in diesem Buch Menschen zu Wort kommen lassen, die diese schreckliche Zeit er- und überlebt haben. Nicht jeder Soldat war ein eifriger und dienstbeflissener Täter, nicht jeder Deutsche ein aktiver Verfechter des Hitler-Regimes.

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“, möchten wir all jenen mitgeben, die auf die Kriegsgenerationen mit dem Finger zeigen, so ist es im Vorwort des Buches zu lesen. „70 Jahre nach dem schrecklichen Krieg sprach ich mit Betroffenen über ihre Erlebnisse. Es war erschütternd für uns, die wir 70 Jahre Frieden erleben durften und in der Zeit des Wirtschaftswunders aufgewachsen sind, zu erfahren, was die Kriegsgeneration erdulden musste. Nur weil ein Größenwahnsinniger glaubte, die Welt erobern zu müssen“, sagten Raab und Metz. Kriege produzieren Verluste, Schmerz und großes Leid. Sie sind die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen.

Krieg, Tod, Heimatverlust, Flucht, Vergewaltigungen und andauernde Lebensgefahren können Menschen physisch und psychisch sogar zerstören, aber auch ein verheerendes Ausmaß an neuen Opfern und Tätern produzieren, die wiederum weitere Generationen mit ihrem Leid belasten. Bei der Buchvorstellung von Raab und Metz war die Betroffenheit beider Seiten von den Erinnerungen der Zeitzeugen anzumerken. „Jeder Krieg und jede Flüchtlingswelle bringen traumatisierte Menschen mit sich. Selbst Kinder, die die Tragweite des Erlebten noch nicht verstehen, können davon betroffen sein“, so Metz. Ihre Eltern vererben ihnen möglicherweise unbewusst ihre eigenen Traumata. Nicht selten tragen Kinder und Enkelkinder die erlittenen Wunden vorheriger Generationen aus.

Titel:Bestellung:
„Nach dem Krieg war alles anders“ ist im BoD (Books on demand) unter der ISBN 978-3-75574-253-1 erschienen.Jedes Buch, das bestellt wird, wird innerhalb kurzer Zeit erst gedruckt und ist auch als E-Book zu erhalten.

Verkaufserlös wird gespendet

Im Nachwort des Buches ist zu lesen, dass diese dabei Symptome entwickeln können, als hätten sie das Leid ihrer Vorfahren selbst erlebt. Mit unerklärlichen Ängsten, innerer Leere, Schuldgefühlen, Bindungs- und Beziehungsstörungen, Albträumen, Bulimie, Suizidgedanken, Burnout, geringer Belastbarkeit und psychosomatischen Erkrankungen inszenieren sie die Schrecken und seelischen Verletzungen ihrer Ahnen immer neu.

Den Erlös des Buches will Raab einer gemeinnützigen Einrichtung spenden. Ihm war es einfach wichtig, die Erfahrungen von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, in einem Buch festzuhalten. „Ein Trauma will gesehen, gehoben und erlöst werden“, ist Alexander Metz überzeugt.