Vortrag
So geht man mit einem Blackout um

Die Kreisgruppe Oberpfalz-Ost hielt in Roding ein sicherheitspolitisches Seminar über die Versorgungskrise.

06.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:38 Uhr
Jakob Moro
Was ist ein Blackout? Sind wir darauf vorbereitet ? Michael Leupold referierte dazu in Roding. −Foto: Jakob Moro

Der Oberstleutnant der Reserve, Lehrstabsoffizier und Betriebswirt Michael Leupold sagte bei seinem Vortrag über die Versorgungskrise: „Wer Gefahren rechtzeitig erkennt und situationsbedingt angepasst handelt, hat bessere Chancen, Krisen zu meistern“. Was passiert, wenn für einige Tage, fünf Tage oder zwei Wochen der Strom in Deutschland ausfallen würde? Leupold: „Es ist keine Frage, ob, sondern wann wir den „Blackout“ – eine Versorgungskrise bekommen“.

Den Stromausfall und deren Folgen gliederte der Referent in drei Phasen. In der ersten Phase wird der Strom in wenigen Tagen wiederhergestellt. In der zweiten Phase dauert es schon länger. Von einem Blackout spricht man, wenn der Strom für rund zwei Wochen ausfallen würde. Ein Blackout könnte verursacht werden durch veraltete Anlagen, Netzengpässe, durch die Energiewende, Schaltfehler, Ausfall einer Primärenergie zum Beispiel von Gas oder auch pandemiebedingten hohen Krankenstand, so Leupold. Auch Wetterextreme wie Schnee, extreme Kälte, Sturm, Hochwasser, extreme Hitze und dergleichen können einen Stromausfall über mehrere Tage auslösen. Auch an Terrorangriffe dachte der Referent als mögliche Ursache. Die Auswirkungen auf die Bevölkerung wäre Licht, Heizung, elektrische Geräte fallen aus, die Wasserversorgung und Abwasser sind nach einiger Zeit stark beeinträchtigt, Informationen wären nur über batteriebetriebe Radios erhältlich, Kommunikation intern und extern nicht mehr lange möglich, die Gesellschaft würde zerfallen in Kleinstrukturen. Hilfe von außen wäre nicht oder sehr spät zu erwarten. Die Lebensmittelversorgung wäre unterbrochen. Es könnte nur noch bar bezahlt werden. Die Fütterungsanlagen, Belüftungsanlagen, Heizungsanlagen, Melkanlagen, Entmistungsanlagen auf den Bauernhöfen würden ausfallen. Es gäbe ein Massensterben in den Viehställen. Im Verkehr würden die Ampelanlagen, die Straßenbeleuchtung ausfallen. Die Züge würden stehen bleiben. U-Bahnen, Lifte gingen nicht mehr. Tanken wäre nicht mehr möglich. Ein Verkehrschaos würde entstehen. Das Gesundheitswesen würde nach einer Woche zusammenbrechen. Das Notfallwesen und der Katastrophenschutz wäre nur sehr eingeschränkt einsatzbereit und fähig. Eine verschärfte Sicherheitslage mit Kriminalität wäre die Folge. Plünderungen, Ausschreitungen wären die Folgen, der Überlebenskampf würde einsetzen, so der Referent.

Ein Blackout gehört aktuell „zu den größten Risiken für das Land, die Frage lautet nicht mehr „ob“, sondern „wann“. Aber wie bereitet man sich darauf vor, fragte der Referent. Wer Gefahren rechtzeitig erkennt und situationsangepasst handelt, hat bessere Chancen, Krisen zu meistern. Der Wille zum Durchhalten und die Bereitschaft müsse da sein. Die Bevölkerung muss wissen, dass es zu großräumigen, länger andauernden Stromausfällen kommen kann und eine Vorstellung haben, wie eine derartige Krise zu meistern ist. Einzelpersonen, Familien und Unternehmen müssen die notwendigen Maßnahmen zur Krisenvorsorge treffen, theoretisches Wissen reicht nicht, so der Referent. Jede Gemeinde muss einen Krisenplan haben, der mit dem Landkreis abgestimmt und mit Übungen auch getestet werden müsse. Jeder Landkreis muss seinen eigenen Krisenplan haben, der mit der Landesregierung abgestimmt und dezidiert bei Übungen zu testen sei. Jedes Bundesland koordiniert im Rahmen seines Katastrophenschutzmanagements den Einsatz verfügbarer Ressourcen zur Bewältigung des Blackouts und schlussendlich, das Bundesministerium für Inneres koordiniert im Rahmen der staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements den Einsatz verfügbarer Ressourcen zur Bewältigung eines Blackouts.

Nach einem fünftägigen Stromausfall ist die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet. Ab dem achten Tag gibt es nur noch eine Frage: „Wer überlebt noch?“ Daher: Eigenvorsorge für mindestens 15 Tage, auch um den Zusammenhalt in der Nachbarschaft und um sich gegenseitig helfen zu können, schlägt der Referent vor. Resilienz gelinge nur, wenn der Wille zum Durchhalten und die Bereitschaft, aus jeder Krise zu lernen und sich weiter zu entwickeln da ist. Das Vertrauen und die Fähigkeit muss da sein, auch Katastrophen bewältigen zu können. Vernetztes Denken und flexibles Handeln sei notwendig, so Leupold. Eingehend auf die Zuhörer, den Politikern und den Vertretern der Hilfsorganisationen, sagte der Referent: „Schaffen sie die maximale Ausprägung an Resilienz Zuhause, andernfalls werden sie in der Krise nicht wirken“. „Wer sich nicht für die Krise härtet, benötigt keine Ausbildung“, so abschließend Leupold an die Zuhörer aus den Reihen der Hilfsorganisationen und vor allem auch an die gekommenen Kommunalpolitiker. (rjm)