Vortragsabend
Synodalen Weg als Chance nutzen

Monika Urban informierte im Pfarrsaal über den Reformprozess der katholischen Kirche.

19.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:01 Uhr
Leonhard Schmidbauer
Gisela Janker (re.), Nicole Schießl (2. v. re.) und Cäcilia Piendl (li.) dankten Referentin Monika Urban (2. v. li.) für den Vortragsabend. −Foto: cls

Ein von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Landkreis Cham mitgetragener Vortragsabend zum Thema „Synodaler Weg – Sackgasse oder in die Zukunft für die Kirche?“ fand am Mittwochabend innerhalb der Pfarreiengemeinschaft im örtlichen Pfarrsaal statt. Das Interesse an dieser Frage zeigte sich in der abschließenden rund einstündigen Diskussionsrunde.

Cäcilia Piendl eröffnete die von KEB sowie Pfarrgemeinderat und Frauenbund Michelsneukirchen gemeinsam initiierte Veranstaltung und begrüßte die Referentin Monika Urban aus Michelsneukirchen, ehemals Gemeindereferentin im Dekanat Roding. „Es ist schon immer so gewesen, wir wollen nichts ändern“, diese Einstellung, so Piendl, könne angesichts der aktuellen Situation der Kirche wohl nicht die richtige Antwort sein. Sie las aus der Predigt von Papst Franziskus zum Auftakt der Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“, die Anlass zur Hoffnung gebe.

Hier knüpfte Urban an. Der Papst habe für den weltweiten Prozess tatsächlich den gleichen Namen festgelegt, den die römisch-katholische Kirche in Deutschland drei Jahre zuvor gewählt hatte: „Synodaler Weg“. Die Deutsche Bischofskonferenz war im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der MHG-Studie auf das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zugekommen und hatte einen Gesprächsprozess angeregt.

Engagement aller ist gefragt

Gemeinsam habe man eine strukturierte gemeinsame Debatte zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und dessen Folgen – Vertrauensschwund, Erosion sowie massenhafte Kirchenaustritte – begonnen. So stehe in der Präambel des Synodalen Weges: „Die Katholische Kirche in Deutschland macht sich auf einen Weg der Umkehr und der Erneuerung. Wir stellen uns der schweren Krise, die unsere Kirche, insbesondere durch den Missbrauchsskandal, tief erschüttert. Wir setzen auf das große Engagement aller, die in der Kirche aktiv mitarbeiten.“

Urban gab per PowerPoint-Darstellung Einblick in die Kirchengeschichte. Nach der starken Zentralisierung in Rom im 19. Jahrhundert habe es eine Laienaufbruch-Bewegung geben, so z. B. vor über 100 Jahren den ersten Deutschen Katholikentag in Regensburg. Die Liturgische Bewegung habe sich für die Muttersprache im Gottesdienst eingesetzt, viele Lieder im Gotteslob stammten aus dieser Zeit. Papst Pius XII habe 1946 an die Laien adressiert gesagt: „Wir gehören nicht zur Kirche, wir sind Kirche.“

Eine große Sehnsucht nach Erneuerung ging in den 1950er-Jahren dem II. Vatikanischen Konzil voraus, das von 1962 bis 1965 tagte und viele Reformen brachte. Doch die Weiterführung sei wieder zum Erliegen gekommen. Es seien ‚aufgestaute Themen‘, welche nun endlich im offenen Gespräch und einer strukturierten Debatte zur Sprache kämen, so die Referentin. Bischöfe und Laien, die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken trügen gemeinsam die Verantwortung für den Gesprächsprozess. Das oberste Organ, die Synodalversammlung, sei paritätisch mit je 69 Mitgliedern besetzt, weitere 82 Teilnehmer kämen hinzu, Repräsentanten von Ordensleuten, junge Katholiken unter 30, Frauen, von Missbrauch Betroffene und Mitglieder Neuer Geistlicher Gemeinschaften.

Für die konkrete inhaltliche Arbeit seien vier Foren eingerichtet: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, sowie „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. In intensiver Arbeit würden hier Textvorlagen erarbeitet, den Delegierten vorgelegt, welche Änderungsanträge einbringen können.

Die Diskussion darüber in den Vollversammlungen, das Ringen um die Inhalte und deren Abstimmung könne man über www.synodalerweg.de per Livestream mitverfolgen und auch als Video nachsehen. Sie finde sehr spannend mitzubekommen, so Urban, wie hier mit Ernsthaftigkeit und großem Engagement „auf Augenhöhe“ kommuniziert, in gleicher Redezeit oft gegensätzliche Argumente vorgetragen würden, aber auch Zeit sei für das Gebet um Gottes Geist und die Feier der Eucharistie – der Pandemie geschuldet mitten im großen Saal der Messehalle in Frankfurt.

Dass solche Bilder und neue Formen bei manchen Gläubigen als „nicht mehr katholisch“ hingestellt würden, klammerte Urban nicht aus. So gehörten zu den Argumenten der „Gegner“ des Synodalen Weges z. B., dass die kirchliche Autorität und die von Gott gegebene Hierarchie untergraben würden, die Bedeutung von Weihe nicht geachtet und kein Respekt davor gezeigt werde, die Satzung des Synodalen Weges nicht konform mit dem Kirchenrecht sei oder die Reformer die Kirche spalten würden.

Vom Präsidium des Synodalen Wegs, den Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp, Bischof Franz-Josef Bode und Prof. Thomas Söding, würden auch deren Gesichtspunkte angehört und erwogen. Es gelte, Fragen abzuwägen und sorgfältig zu differenzieren, so etwa, welche Veränderungen in diözesaner Verantwortung und welche Fragen und Anliegen im weltkirchlichen Kontext zu betrachten seien. Die Kirche müsse sich der Frage des Missbrauchs stellen und daraus auch für die Kirche und ihre Strukturen Konsequenzen ziehen, so der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Letztendlich eine Besinnung auf den Wesenskern: „Die glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums neu ermöglichen“. Und: „Gemeinsam Kirche sein“.

Um Beschlüsse in der Synodalversammlung verabschieden zu können, ist auch eine doppelte Zweidrittelmehrheit erforderlich – aller anwesenden Mitglieder sowie der Bischöfe. Es brauche auch ihre Bereitschaft und „Selbstverpflichtung“ für eine Umsetzung in ihrem Bistum. Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Vatikan als „Votum“ des Synodalen Weges übermittelt. Die katholische Kirche in Deutschland habe hier eine gewisse Vorreiterrolle, so Bischof Bätzing bei der Pressekonferenz nach der III. Synodalversammlung im Februar.

Trotz Kritik viel Zustimmung

Trotz aller Kritik gebe es viel Zustimmung und den Wunsch: „Macht bitte weiter so, wir wollen und können unsere Erfahrung in die Weltsynode 2023 einbringen.“ Bischof Franz-Josef Bode, Vizepräsident des Synodalen Weges und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, fasste zusammen: „Die Synodalversammlung in Frankfurt gibt den Frauen in der Kirche einen starken Rückenwind für den Weg in eine echte und gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche.“

Zum Abschluss lud Urban die Besucher ein, das Gebet für den Synodalen Weg gemeinsam zu sprechen. (cls)