Technik
Tüftler hilft bei der Rettung von Rehkitzen

Drohnen mit Wärmebildkamera von Mathias Schoierer sind auch bei der Wildschweinsuche in Maisfeldern einsetzbar.

04.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:24 Uhr
Mathias Schoierer aus Freundelsdorf mit seiner – finanziell erschwinglichen– Drohne mit Wärmebildkamera −Foto: Jakob Moro

Mathias Schoierer, passionierter Mitjäger bei der Hitzelsberger Jagd, kennt sich technisch aus und engagiert sich bei der Kitzrettung. Er ist Industriemechaniker und hat einen Master-Abschluss in Applied Research in Engineering Sciences. Er arbeitet bei Vitesco Technologies Group AG.

Aus der Not geboren sei seine Idee gewesen, mit einer Wilddrohne Rehkitze vor dem sicheren Tod zu bewahren, erzählt Schoierer. Jedes Jahr werden beim Schnitt im zeitigen Frühjahr Rehkitze durch die großen Maschinen, die auf den Wiesen zum Einsatz kommen, getötet.

Was tun, fragte sich Schoierer. Eine leistungsstarke Drohne mit Wärmebildtechnologie kostet 14 000 Euro aufwärts. Das konnte er sich im Studium nicht leisten. Der Markt bietet mittlerweile Drohnen, die auch für weniger Geld akzeptable Flächenleistungen erbringen, allerdings war das vor drei bis vier Jahren noch nicht der Fall.

Eine für ihn finanziell erschwingliche Drohne mit Wärmebild-Technologie musste her. Etwa zur selben Zeit startete der Siegeszug der Handwärmebildkamera für die jagdliche Nutzung. Je nach Gerät lässt sich mit den kleinen Kameras die Wärmesignatur von Wild in bis zu 2 Kilometern Entfernung aufspüren.

Schoierers Plan

Nach und nach entstand der Plan, ein solches Handgerät mit einer leistungsstarken Drohne zu kombinieren. Hochauflösende Wärmebildtechnologie garantiert hohe Flughöhen und große Flächenleistungen. Das ist nötig, um in einem festen Zeitfenster möglichst viele Wiesen abzusuchen. Die Flughöhe von 120 Metern bietet den Vorteil, dass kein Wild gestört wird. Das ist bei der Sau-Suche im Maisfeld vor einer Drückjagd wichtig.

Der erste Prototyp war schnell gebaut. Basis für den Umbau war eine DJI Inspire 1 V1 und eine Keiler 26pro von Liemke. Diese starke Drohne wurde in der Vergangenheit bei Filmproduktionen eingesetzt. Da sich diese Technologie schnell weiterentwickelt, gibt es solche Drohnen günstig gebraucht.

Angebracht wurde die Kamera mit verschiedenen 3D-Druckteilen, die Schoierer konstruierte. Ein FPV-Sender sorgt dafür, dass das Bild live auf einen Bildschirm übertragen wird. Nach ersten Testflügen war klar, dass das Konzept funktioniert. Schoierer besserte nach. Seit zwei Jahren fliegen vier Drohnen mit dem gleichen Setup im Landkreis Cham, in der Hallertau und in Regensburg – mit vollem Erfolg. Viele Rehkitze wurden gerettet und diverse Sau-Suchen im Maisfeld mit anschließender Drückjagd durchgeführt.

Die Plug&Play-Lösung

Der Akku ist das anfälligste Element bei der Drohnen-Technik, nur eine bestimmte Anzahl von Ladezyklen ist möglich. Neue Akkus sind teuer und teilweise gar nicht mehr erhältlich. Derzeit arbeitet Schoierer an einer Plug&Play-Lösung für die Yuneec Typhoon H, H plus und H520. Diese Drohnen sind ohne Kameras günstig im Einkauf. Auch neue Akkus werden bei diesem System angeboten. Derzeit wird der erste Prototyp getestet.

Schoierer hofft, dass diese Drohne mit Wärmebildkamera 2022 bei der Kitzretter-Saison eingesetzt werden kann. Um auch andere Jäger und Landwirte unterstützen zu können, rief er das Open-Source-Projekt Wilddrohne.de ins Leben. Auf www.wilddrohne.de. findet man viele Infos rund ums Thema Kitzsuche und eine Umbauanleitung für die DJI Inspire 1.

Seit Januar gilt in Deutschland die neue EU-Drohnenverordnung. Danach braucht man für Drohnen mit einem Abfluggewicht von über 250 Gramm einen EU-Drohnenführerschein. Ebenso zwingend ist die Registrierung der Drohnen beim Luftfahrt-Bundesamt. Schoierer: „Alles in allem machen die neuen Gesetze die Kitzrettung mit Drohnen nicht leichter oder billiger, aber es sorgt zumindest für einen europaweit geltenden rechtlichen Rahmen.“ (rjm)