Porträt
Vogelstimmenexpertin landet im Bayerwald

Wie Vögel kommunizieren – das untersuchte Angelika Nelson in Dänemark und den USA. Nun arbeitet sie beim LBV in Nößwartling.

13.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr
Magdalena Hechtel

Die Arbeit im Labor gehört zu den Aufgaben von Angelika Nelson. Foto: Hechtel

Angelika Nelson liebt Vögel. Sie wirft die Namen von Arten in den Raum, ihre Augen leuchten, die Informationen sprudeln geradezu aus ihr heraus. Ob es Vögel gibt, die sie besonders mag? Angelika Nelson verneint erst, denkt dann nach und sagt: „Eigentlich habe ich in jedem Habitat einen Lieblingsvogel.“ Und doch fällt im nächsten Satz der Name der kleinen blau-gelb gefiederten Art, die Angelika Nelson ein bisschen mehr am Herzen liegt als die anderen: die Blaumeise. Seit vergangenem Sommer lebt die Biologin im Landkreis Cham. Sie arbeitet imZentrum für Mensch und Natur des Landesbund für Vogelschutz(LBV) in Nößwartling.

Diplomarbeit über Gesang von Meisen geschrieben

Forschungen in Kopenhagen und Columbus durchgeführt

Nach ihrem Abschluss an der Universität Wien verschlug es die Niederösterreicherin aus Tulln nach Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt schrieb sie an ihrer Doktorarbeit und auch in dieser war die Blaumeise die Hauptfigur. „Es ging darum, wie Männchen untereinander Kontakt halten oder wie sie sich Weibchen gegenüber geben, wenn sie sich paaren wollen“, erklärt die Biologin. 2006 wechselte sie von Kopenhagen nach Columbus, die Hauptstadt des US-Bundesstaats Ohio. Dort lehrte sie Ornithologie. Drei bis vier Monate jährlich verbrachte sie in Oregon, einem Bundesstaat an der Westküste der USA. Ihr Forschungsobjekt war nun nicht mehr die Blaumeise, sondern der Weißkopfammer.

So klingt der Gesang der Blaumeise

„Wenn ich einen Weißkopfammer höre, frage ich mich, warum er singt.“Angelika Nelson

Die Untersuchungen von Nelson und ihren Kollegen ergaben, dass aus verschiedenen Regionen stammende Weißkopfammer unterschiedlich singen. Sie pflegen verschiedene Dialekte. „Das kommt daher, dass junge Tiere von älteren lernen“, erklärt Angelika Nelson. Während dieser Forschungsaufenthalte, sagt sie, kommt man den Vögeln nahe. „Man lebt mit ihnen, man sieht, wie sie sich verpaaren und wie sie später ihre Nachkommen aufziehen.“ Diese Verbindung mit den Tieren spürt Nelson bis heute. „Wenn ich in Oregon einen Weißkopfammer höre, frage ich mich gleich, warum er singt, ob er sich verpaaren möchte“.

„Ich habe eine Pause von Amerika gebraucht.“

LBV hilft bei der Umorientierung

„Das ist perfekt für Leute, die sich umorientieren wollen“, sagt Nelson. „ Es ist eine tolle Möglichkeit, verschiedene Sachen kennenzulernen und mehr Praxiserfahrung zu sammeln. Ich bereue keinen einzigen Tag.“ Auch wenn der LBV den Vogel im Namen trägt, kümmert er sich um Naturschutz im allgemeinen. Das reizt die Biologin, die sich seit ihrem Start im vergangenen August auch mit Fledermäusen, Igeln oder Bibern befasst. Nelson freut sich, „dass ich das Studium endlich mal breit verwenden kann“.

Mit der Wathose bei eisigen Temperaturen in einem Tümpel zu stehen, ist für sie kein Problem. Zur Arbeit fährt sie von ihrem Wohnort Ränkam aus mit dem Fahrrad, bei jedem Wetter. Irgendwann, sagt Nelson, könnte es sie noch einmal in die USA ziehen, aber für den Moment ist sie in ihrer neuen Heimat „sehr glücklich“.

Nach dem Ende ihres Freiwilligendienstes im Juni erwarten sie kleinere Forschungsprojekte. Außerdem wird sie als Gebietsbetreuerin im Bereich Chambtal und Zellertal arbeiten. Momentan stehen Gelbbauchunken im Fokus von Angelika Nelsons Forschungen. „Im Frühjahr ist einiges mit Amphibien geplant“. Schließlich müssen es nicht immer Vögel sein. Aber: „Wenn ich eine Blaumeise höre, fange ich an zu strahlen“, sagt sie. „Dann ist ein guter Tag.“

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