Kolumne
Warum wir einander unbedingt brauchen

Unsere Kolumnistin Maja Schoplocher erklärt, warum wir als Menschen füreinander da sein und einander nie vergessen sollten.

25.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:31 Uhr
Maja Schoplocher
Maja Schoplocher ist die Tochter unserer Waldmünchner Büroleiterin Petra Schoplocher. Sie ist 17 Jahre alt und besucht das Fraunhofer-Gymnasium in Cham. Seit dem Beginn der Corona-Krise hatte sie Beiträge „aus der Isolation“ für unser Medienhaus geschrieben. Jetzt haben wir ihre Artikel in eine lose Serie überführt. −Foto: Petra Schoplocher

Hallöchen! Ich erinnere mich noch genau an diesen einen Tag. Völlig übermüdet saß ich am Flughafen in Amsterdam, allein, mit meinem Handgepäck neben mir und diesem Buch in meiner Hand. Gegenüber saß ein älteres Ehepaar. Es war eines dieser Paare, bei denen man sich als junger Mensch immer wünscht, dass man eines Tages so sein wird. Friedlich, glücklich.

Als hätte man sein Leben in keiner Minute vergeudet, sondern wirklich gelebt. Und die beiden haben miteinander geredet und mit einem Blick zu mir hinübergesehen, den ich nur von älteren Menschen kenne. Als wüssten sie etwas über mich, das ich noch nicht weiß. Und gleichzeitig lag ein Hauch von Neugierde darin.

Schließlich hat die ältere Dame, als ich eine Lesepause gemacht habe, mich auf Englisch angesprochen. Dass es ein sehr dickes Buch sei, das ich da lese. Und ob es mir denn gefallen würde. Mit ein wenig Verwunderung, die mir damals wahrscheinlich im Gesicht (das war noch in Vor-Corona-Zeit) geschrieben stand, antwortete ich ihr. Dass es wirklich schön wäre, eine kleine Besonderheit. Kurz unterhielten wir uns, wo wir herkamen und wo wir hinfliegen.

Und ich weiß nicht, wieso mir das gerade in dieser Zeit einfällt, aber bei solchen Gesprächen wird mir immer eines vor Augen geführt: Wie wichtig all die Älteren sind. Zu denen wir junge Menschen bewundernd und schmunzelnd aufschauen können. Weil sie manchmal eigen sind und Dinge tun, die wir sooo vielleicht nicht machen würden.

Aber auf der anderen Seite haben sie all die Herausforderungen gemeistert, an denen wir noch knabbern müssen. Es hilft, zu sehen, dass so viele da draußen Tag für Tag mit einem Lächeln im Gesicht den Tag beenden, und mit beiden Beinen im Leben stehen. Während wir so oft noch ausrutschen und hinfallen.

Ich glaube natürlich, dass mit dem Alter auch neue Herausforderungen kommen. Aber eines möchte ich Euch, Jung oder Alt sagen, dass wir uns zwar gerne mal ab und zu übereinander ärgern dürfen, aber niemals einander vergessen sollten. Weil wir alle zusammen auf diesem blauen Planeten leben und einander doch brauchen. Ich beispielsweise brauche meinen Opi, um mich nicht fünf Tage die Woche von Pommes zu ernähren. Und mein Opi braucht seine freche Enkelin als Kommunikationspartnerin. Oder so…

Dass ich langsam auch keine Erstklässlerin mehr bin, habe ich in den vergangenen Schulwochen bemerkt. Denn ich habe die einzelnen Wörter vorne am Beamer nicht mehr scharf stellen können. Genau deshalb bin ich jetzt stolze Besitzerin einer Brille. Und ich fühle mich wohl damit, vor allem, weil die Hefteinträge kein ewiges Diktat mehr für mich sind und ich mich jetzt wieder auf die wesentlichen Dinge der Schule konzentrieren kann: mich mit meiner Banknachbarin zu unterhalten… (kleiner Spaß, dank Corona haben wir ja leider keine mehr.)

Elefantastische Grüße, Eure Maja