Historie
Wasser für die gesamte Chamer Bürgerschaft

Die Altstadtfreunde laden zu einem zweiteiligen Vortrag von Günter Salzberger ein. „Die neue Wasserleitung“ ist Thema.

01.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:17 Uhr
Claudia Peinelt
Günter Salzberger zeigt auf Josef Valentin Heilingbrunner, der u.a. die Geschichte der Chamer Wasserversorgung aufgeschrieben hat. −Foto: Claudia Peinelt

„Unsere Bevölkerung befindet sich zum Teil noch im Schneewittchenschlaf“, sagt Günter Salzberger. Dabei meint er, dass das tägliche Wasser, das wir genießen können, viel zu wenig wertgeschätzt werde. Nur circa ein Drittel des weltweiten Wasservorkommens sei zum Trinken geeignet. Salzberger ist auf Aufzeichnungen von Josef Valentin Heilingbrunner – des Großvaters seiner Frau – gestoßen. Wie Salzberger erzählt, habe dieser jeden Tag alles akribisch aufgeschrieben, so auch, wie Cham eine neue Wasserleitung bekam.

Die Chamer Altstadtfreunde laden zu einem zweiteiligen Vortrag zu diesem Thema ein. Vier Fragen wird Salzberger im ersten Teil nachgehen: Wie alt ist die Erde? Ist Leben ohne Sauerstoff überhaupt möglich? Ist Leben ohne Wasser möglich? Wie kam Wasser auf die Erde? Hierzu erwähnt der Referent im Vorgespräch zu seinem Vortrag, dass Wasser älter ist als die Erde.

Dann lenkt er das Gespräch auf Josef Valentin Heilingbrunner (1864 bis 1941). Dessen Bruder Michael war damals Chamer Bürgermeister – und Heilingbrunner galt als Ideengeber. „Er war wohl einer, der nicht nur Ideen hatte, sondern diese auch in die Tat umsetzte“, so Salzberger.

Salzberger liest aus alten Unterlagen vor: „Am 25. Februar 1927 wurde durch Stadtratbeschluss und auf besondere Empfehlung des Bayerischen Landesamtes für Wasserversorgung in München der Bau der neuen Wasserleitung an eine Firma übergeben. 230 000 Reichsmark wurden dafür veranschlagt. Als Leitungsrohre waren Stahlrohre vorgesehen, jedoch wurden dann doch Gussrohre verwendet. Der erste Spatenstich wurde dann am Osterdienstag im Jahr 1927 gemacht, und der Rohrgraben von Grafenkirchen in Richtung Cham wurde in Angriff genommen. Fast zehn Kilometer Rohre wurden so vom Hauptbrunnen in die Stadt verlegt. Es war ein technisches Know-how erforderlich. Ab 14. September 1927 haben auch die Bewohner der Katzbacher Straße das Wasser aus der Leitung gehabt. Am 23. November 1927 um 8 Uhr früh wurde schließlich die ganze Stadt mit dem neuen Wasser beglückt.“

Wie Salzberger erzählt, ist Heilingbrunner damals jeden Tag zum Hochbehälter gegangen und hat alles kon-trolliert. Da er jedoch nicht bei der Partei war, „haben ihm die Nazis den Schlüssel zur Wasserreserve wieder abgenommen“, so Salzberger. „Aus Ärger habe Josef Heilingbrunner seine Ehrenbürgerurkunde zurückgegeben. Erst am 1. Februar 1928 konnte die Prüfung der beiden Kammern vorgenommen werden. Das Resultat war überraschend. Nicht um einen Millimeter hat sich der Wasserstand in 24 Stunden in beiden Kammern gesenkt.“

Wer Interesse am Thema gefunden hat, ist jederzeit zum Vortrag eingeladen. Im ersten Teil geht es um wissenschaftliche und globale Aspekte des Wassers, und die Geschichte der Chamer Wasserversorgung wird im zweiten Teil beleuchtet.