Frauen im Fokus
Wenn Ideen einen rosa Anstrich bekommen

Das MGH Waldmünchen zeigt sich zum Weltfrauentag wieder von der kreativen Seite und kreiert sogar spontan einen Untertitel.

04.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:07 Uhr
Bis zum 14. März präsentiert das Mehrgenerationenhaus unter dem Motto „von Frauen für Frauen“ verschiedenste Aktionen. Susanne Nock und Nadine Himmelhuber (kniend, von rechts) stellten das Programm vor und luden die drei „Fensterkünstlerinnen“ Anna Braun, Heike Feiner und Dr. Sabine Kaiser (von rechts) mit ein. Martina Mathes von der Steuerungsgruppe war begeistert. −Foto: Petra Schoplocher

Die rosafarbenen Masken waren ein erstes optisches Statement: Es geht um Frauen und was sie leisten. Das zu zeigen nämlich ist die Idee hinter den Aktionstagen „Von Frauen für Frauen“, die das Mehrgenerationenhaus (MGH) Waldmünchen gestartet hat. Bei der Vorstellung des Programms rückte allerdings Martina Mathes unfreiwillig in den Mittelpunkt – mit ihrem Lebenslauf und einem Satz, der das Zeug zum Untertitel hat.

Die frühere Leiterin der Wirtschaftsschule nutzte ihr Grußwort als Vertreterin der fünfköpfigen MGH-Steuerungsgruppe zu einem leidenschaftlichen Plädoyer: „Wenn man sich als Frau etwas zutraut, schafft man es auch“, gab sie ihre Erfahrungen weiter. Frauen sollten sich nicht aufhalten oder entmutigen lassen. „Einfach machen!“, so ihr flammender Appell.

Kunsthandwerk:Sprachkurse: Mitmachangebote:
Drei Frauen haben jeweils eines der großen MGH-Fenster gestaltet und stellen dort ihre Kunstwerke aus: HeikeFeinerversteht sich vor allem auf Holz und Deko, „Verfilztes & Handgenähtes“ zeigt Dr. Sabine Kaiser, AnnaBraunist Keramikkünstlerin.Die Sprachkursleiter, zufällig ausschließlich Frauen, haben Kurzportraits und Gedanken aufgeschrieben. Diese hängen in einem weiteren Fenster aus.Unter der Internetadressewww.mgh-waldmuenchen.de/aktionenwerden täglich neue Videos zum Mitmachen, Mittanzen, Relaxen oder Lernen eingestellt.

Was man gerne tue, werde auch gut, ermutigte sie, und nannte die Kunsthandwerkerinnen Anna Braun, Heike Feiner und Dr. Sabine Kaiser, die stellvertretend für alle Beteiligten gekommen waren, als Paradebeispiele. „Diese Drei leben ihren Traum.“

Martina Mathes nutzte das Forum auch, um dem MGH-Team zu danken. Das hätte es in den vergangenen Wochen und Monaten wahrlich nicht leicht gehabt, ließ sie durchblicken. Wieder einmal wackelte auf höherer Ebene die Finanzierung, was da teils im Hintergrund gelaufen sei, sei mit Worten kaum zu beschreiben. Die Menschen „da draußen“ könnten gar nicht erahnen, was es bedeute, so ein Haus zu führen. Umso mehr sei es eine gute Nachricht, dass die jährliche Finanzierung von 40 000 Euro zumindest mittelfristig sicher- gestellt sei.

Haus mit Herz

Das neue MGH-Motto „M(it) G(anzem) H(erzen)“ passe perfekt, machte sie noch einen weiteren Schlenker. Gerade in Pandemie-Zeiten wolle das Team um Projektleiterin Susanne Nock Menschen erreichen und ihnen mit kleinen Gesten schöne Momente bereiten. Es sei ohnehin unglaublich, wie die MGHler eine ständig sprudelnde Ideenquelle seien – und diese dann auch umsetzten.

„Von Frauen für Frauen“ ist ein bestes Beispiel. Losgetreten hat die Aktion Nadine Himmelhuber, die bereits im vergangenen Jahr „was mit Frauen und Kunst“ anbieten wollte. Als nun der Weltfrauentag im Kalender auftauchte, griff sie darauf zurück. Und weil die Ideen für einen Tag zu viel waren, wurde das Konzept ausgeweitet. „Wir wollen zeigen, was ihr könnt und was ab dem Tag x wieder möglich ist“, sagte sie stellvertretend zu den drei Künstlerinnen. Nebeneffekt: Das MGH will zeigen, dass es trotz Corona möglich ist, Kultur, Bildung und Kunst zu bieten. „Ein wichtiges Signal“, wie sie fand.

„Wir sind nicht männerfeindlich.“

Nadine Himmelhuber vom MGH-Team

Über die reinen Angebote hinaus soll die Zeit bis zum 14. März auch dazu dienen, „die zu feiern, die das MGH, so wie es ist, möglich machen“. Eingeladen zum Schaufensterbummel und Mitmachen sind aber nicht nur Frauen.

Susanne Nock bedauerte zwar, dass nicht mehr als drei Kunsthandwerkerinnen ausstellen können, sprach aber „trotz des kleinen Ausschnitts“ von einem „schönen Querschnitt“. Die zweite Säule, Sprachdozentinnen zu Wort kommen zu lassen, sei entstanden, als allen bewusst wurde, dass am MGH tatsächlich kein Mann auf diesem Gebiet unterwegs ist.

Lieder, Tanz und Übungen

Nachdem sich überall Präsenz und Virtuell abwechseln würden, gibt es auch bei „Von Frauen für Frauen“ unterschiedliche Online-Impulse. StimmMitEin-Chefin Margarete Hetzelein hat Lieder von starken Frauen eingespielt, Marion Hör leitet zu Beckenboden-Übungen an – im Übrigen auch ein Thema, das Männer angeht. Der „Experimentierkasten“, den Claudia Buchner zusammengestellt hat, ist ab Donnerstag abrufbar. Agnes Graf wird Linedance-Grundschritte zeigen, auch Rosmarie Kärtner ist mit von der (vielseitigen) Partie.

Mathes ist „ein Paradebeispiel“

Die Aktion ist bereits die vierte des Jahres nach dem Schneebauwettbewerb, Faschingsbasteln und einem herzlichen Valentinstag, „dabei haben wir gerade mal Anfang März“, führt Susanne Nock nicht ohne Stolz vor Augen. An Martina Mathes gerichtet, revanchierte sie sich mit der Aussage, dass diese ja wohl das Paradebeispiel dafür sei, dass Frauen (all)es schaffen könnten.

Mit den zwei Aktionswochen wollen es die Powerfrauen nicht bewenden lassen. Nadine Himmelhuber schwebt ein Nachklang in Form von Workshops vor – sollten die wieder möglich sein. An je einem Samstag sollen Filzen, Keramik oder Holz im Mittelpunkt stehen. Wobei sich die Angebote nicht unbedingt aufs Handwerk beschränken müssen, auch Bewegung ist denkbar.

Susanne Nock informierte, dass das MGH sicher bis Ende der Osterferien (10. April) geschlossen bleiben werde. Wenn eine Öffnung erlaubt werde, versprach sie Vorsicht und Bedacht. Dass das Team derzeit wenig plant, hat einen pragmatischen Grund: „So können wir schneller auf Anforderungen und Bedarfe reagieren“, betonte die Projektleiterin. Der jüngste Beweis dafür ist rosa.