Landkreis Cham
Arrach: Älteste Gemeindebürgerin feierte ihren 100. Geburtstag

01.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:51 Uhr
Ihren 100. Geburtstag feierte Paula Pfeffer, umringt von ihren Kindern Josef mit Ehefrau Roswitha, Angela und Roswitha sowie Pfarrer Johann Wutz und Bürgermeister Gerhard Mühlbauer. −Foto: Regina Pfeffer

Dieses gesegnete Alter erreichen nur wenige Menschen: Großer Bahnhof zum 100. Geburtstag von Paula Pfeffer aus der Birkenstraße in Ottenzell. Am Freitag konnte die liebenswerte und noch bemerkenswert rüstige Jubilarin ihr besonderes Wiegenfest feiern.

In die Schar der Gratulanten reihten sich auch Bürgermeister Gerhard Mühlbauer und Pfarrer Johann Wutz ein. Schon seit dem frühen Morgen klingelte unablässig das Telefon. Ministerpräsident Markus Söder übermittelte seine Glückwünsche mit Urkunde und einer Silber-Medaille mit dem Bildnis der Patrona Bavariae. Landrat Franz Löffler gratulierte Paula Pfeffer mit einem Präsent. Besondere Freude machte ihr der Besuch ihres Hausarztes Marc Oberkötter. Die Familienfeier mit über 30 Gästen fand dann am Samstag im Hotel Sonnbichl in Lam statt.

Bewegtes Leben

Ein bewegtes Leben liegt hinter Paula Pfeffer. Geboren wurde sie 1923 in Ottenzell als achtes von elf Kindern ihrer Eltern Josef und Maria Klingl. Ihre Mutter war eine gebürtige Pfeffer aus Arrach. „Mein Vater war ein begabter Schneider, der sogar Talare zu fertigen wusste“, berichtete die Jubilarin. Ein Kind der Großfamilie starb bereits früh. Noch während ihrer Volksschulzeit in Haibühl war die Klinglschneider Paula mit verschiedenen Tätigkeiten betraut. Als junges Mädchen arbeitete sie in der Konservenfabrik in Kötzting, war in Kless als Packerin der dort gefertigten Holzbausteine fleißig oder half in einem kleinen Betrieb in Thürnstein beim Flechten von Hoiwa-Körben.

Ihren sehnlichsten Berufswunsch, Hebamme zu werden, musste das heimatverbundene Mädchen schweren Herzens aufgeben, da sie dafür ins Ausland hätte gehen müssen. Stattdessen ging sie nach der Schule nach München in einen Haushalt und absolvierte auch das plötzlich pflichtgewordene 8. Schuljahr.

Weitere Stationen waren Leipzig, wo sie als Haushaltsgehilfin anstellig wurde, und Nürnberg, wo sie kriegsbedingt in einer Munitionsfabrik arbeitete.

Ihren späteren Mann Josef lernte sie jedoch in der Heimat kennen. Alle Tage hat er sie im Elternhaus besucht. Nach einer Tanzveranstaltung offenbarte er ihr dann am Heimweg seine lauteren Absichten. Und dann ging alles recht schnell.

„Am Ostermontag haben wir uns näher kennengelernt, im Oktober haben wir dann geheiratet“, erzählt sie aus ihrer Jugend. Im Elternhaus von Josef Pfeffer fand das junge Paar eine erste Bleibe. Im Laufe der Jahre kamen zwei Töchter und ein Sohn auf die Welt. Ihre Erinnerungen an die harte Nachkriegszeit sind geprägt von viel Arbeit, Sparsamkeit und ärmlichen Verhältnissen. „Aber wir haben zusammengehalten, alles miteinander geteilt und die schwere Zeit miteinander durchgestanden“, sagt die Jubilarin heute. Ein Leben lang hat sie für ihre Familie gesorgt. Im Jahr 1977 übergaben sie und ihr Mann das Haus an Sohn Josef. 62 glückliche Ehejahre waren Josef und Paula Pfeffer geschenkt, bis ihr der Tod am 17. März 2010 den geliebten Ehemann nahm.

Sechs Enkelkinder und 13 Urenkel schauen gerne auf einen Besuch bei ihrer Oma vorbei und sorgen so für Unterhaltung. Besondere Freude machen Paula Pfeffer die vier Ur-Urenkel. Sohn Josef und Schwiegertochter Roswitha kümmern sich rührend um das Wohlergehen und die Gesundheit der Seniorin und haben viel dazu beigetragen, dass sie eingebunden ist in die Familiengemeinschaft, und dass es ihr noch so gut geht. Arg mitgenommen hat sie im Juni 2022 der Tod des Schwiegersohns.

Um auf dem Laufenden und geistig fit zu bleiben, informiert sie sich täglich in Radio, Fernsehen, durch das Lesen der Tageszeitung und des Pfarrbriefs über das aktuelle Geschehen im Dorf und in der Welt. Wertvolle Dienste tut ihr inzwischen ein Rollator, der ihr das Gehen erleichtert, und sie schätzt es, früh ins Bett zu gehen.

Charmant geplaudert

Trotz aller Anstrengung und Aufregung genoss die Jubilarin die Feier ihres Jubeltages sichtlich. Sie plauderte charmant mit ihren Gästen und ließ sich gerne fotografieren. Überhaupt gibt es bei ihr kein Jammern, und sie ist absolut zufrieden mit ihrer Lebenssituation.

Bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag, die ebenfalls im Hotel Sonnbichl stattfand, hatte sie versprochen – sollte sie so alt werden – auch ihren 100. hier zu feiern. Ein Versprechen, das sie eingehalten hat.

− krp