Helfer
Sorgenfalten für Chams Feuerwehr-Chef

Weniger Aktive, weniger Mitglieder: Die Bilanz des Kreisfeuerwehrverbands zeigt die Folgen der Corona-Pandemie auf.

24.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:38 Uhr
Zu 2974 Einsätzen mussten die Feuerwehren im Landkreis Cham im vergangenen Jahr ausrücken. −Foto: kht

Während die Feuerwehr im Landkreis Cham den Aufgaben im Einsatzdienst und beim Schutz der Bevölkerung uneingeschränkt nachkommen konnte, blieben das Gesellschaftliche und der Ausbildungsbetrieb in Präsenz coronabedingt fast ganz auf der Strecke. „Die Feuerwehren im Landkreis Cham agieren ehrenamtlich und können perfekte Hilfe garantieren“, lobte Landrat Franz Löffler das Agieren der 190 Wehren.

In Hybridform gestaltete der Kreisfeuerwehrverband seine Jahresversammlung. Während im Bürgerhaus in Chamerau etwa 50 Personen, insbesondere Mitglieder der Kreisbrandinspektion sowie Fachberater waren, verfolgten die Feuerwehren des Landkreises an etwa 300 Geräten und 1000 Personen den Tätigkeitsbericht der Feuerwehr des Landkreises Cham.

„Wir müssen damit leben und die kommende Zeit entsprechend angehen, um den Bürger wieder zu verdeutlichen: Wir sind auch neben den Notfällen da“, so der Kreisbrandrat. Mit Sorgenfalten sah er auf die sinkende Zahl der Aktiven, die durch ein Minus von 379 aktuell 10 224 beträgt. „Die Tagesalarmsicherheit, die Schnelligkeit und die Qualität konnten aber gehalten werden“, berichtete Stahl. Ähnlich auch die Zahl der Gesamtmitglieder die derzeit 38836 beträgt, ebenfalls durch ein Minus von 272 gemindert. Mit dieser Zahl sei man aber in der Mitte der Bevölkerung verankert.

Dank an die Einsatzkräfte

„Wir sind immer da, wenn man uns braucht. Herzlicher Dank an die ehrenamtlichen Einsatzkräfte“, sagte Stahl. Die Feuerwehr sei mehr als Retten, Löschen, Bergen, Schützen; ihr Aufgabengebiet sei facettenreich geworden.

Deutlich zeigte Corona Auswirkungen auf die Einsatzzahlen von 2974 gegenüber 4798 etwa in 2019; insbesondere Sicherheitswachen und sonstige Einsätze brachen weg. Dennoch leisteten die Aktiven 36878 Helferstunden. Sechsmal gab es Gewalt gegen Einsatzkräfte, berichtete Stahl.

Kurz stellt er die neu in Dienst gestellten Fahrzeuge, Geräte und Gerätehaus-Anbauten vor. Das Löschunterstützungsfahrzeug LUF 60 bezeichnete Stahl als Meilenstein. Von den Feuerwehrvereinen wurde etwa 550000 Euro in die Verbessrung der Ausstattung investiert.

Im Ausbildungssektor konnte man die Einschränkungen der Pandemie am deutlichsten ablesen. Gerade noch 92 Leistungsabzeichen (2019: 289) konnten abgelegt werden, Lehrgänge wurden begonnen und mussten unterbrochen werden. Einige besondere Übungen, etwa vor Straßeneröffnungen, konnten noch absolviert werden, ehe Corona Einzug hielt. „Wir haben über Webinare viele Aktive erreicht und waren damit der Zeit voraus“, betonte der Kreisbrandrat und verwies auf die Aktionen und Möglichkeiten der Sondereinheiten wie Mobile Warnanlagen, Ölwehrzeug oder Flughelfer.

Die rückläufige Mitgliedertendenz war auch im Jugendbereich vernehmbar. Begeistert zeigte sich der Kreisbrandrat von der Entwicklung der Kinderfeuerwehren. Derzeit gebe es 50 Gruppen. Die zweite Kinderfeuerwehr-Olympiade ist am 19. Juni 2022 in Arrach.

„Wir haben uns 2020 mehr als achtbar geschlagen“, resümierte Michael Stahl und dankte dem Landrat samt Kreistag, dem Landratsamt, den Kommunen, der Kreisbrandinspektion sowie den Partnern im Einsatzdienst.

Nach der virtuellen Abstimmung gab Ottmar Handl bekannt, dass der Kassenbericht einstimmig Zustimmung fand und die Vorstandschaft damit entlastet werden konnte.

„Menschen bewegt die Sicherheit im Besonderen, sie ist ein Standortfaktor“, stellte Landrat Franz Löffler fest. Der Landkreis und die Feuerwehr könnten auf ein Netzwerk zurückgreifen, das von hauptamtlichen Strukturen etwa bei der Polizei oder dem Rettungsdienst getragen sei und sich bei der Feuerwehr ehrenamtlich, aber professionell darstelle.

„DieSuchaktion nach dem vermissten Mädchenhat einmal mehr bewiesen, wie perfekt das Zusammenspiel der Hilfsorganisation beiderseits der Grenze funktioniert“, betonte Löffler. Begeistert zeigte er sich auch von der permanent hohen Zahl an Einsatzkräften. „Es war kein Problem, die Einsatztage ehrenamtlich zu schultern“, sagte er und verwies darauf, dass wohl keine andere Einheit als die Feuerwehr in kürzester Zeit eine derart hohe Zahl qualifizierter Kräfte aufbieten können. „Unser Lebensraum ist gut versorgt, das hat dieser Einsatz bewiesen“, so der Landrat weiter.

Verantwortung übernehmen

Löffler: „Ich sehe mit Freude, dass nach den Corona-Lockerungen wieder viele jungen Leute üben und zeigen, bei der Feuerwehr Verantwortung übernehmen zu wollen.“ Er merkte aber auch an, dass man sich vermehrt impfen lassen sollte, um die Seuche zu bekämpfen und die Bevölkerung zu schützen.

„Wir sind als Helferlandkreis in Deutschland bekannt und anerkannt“ sagte Löffler auch mit Blick auf Einsätze im überfluteten Arntal. „Wir müssen uns den neuen Herausforderungen etwa mit dem Klimawandel stellen.“ Der Landkreis Cham bereite sich darauf etwa mit Investitionen in den Logistikbereich vor.