Tag der Städtebauförderung
Historische Stadtführung und Besichtigung sanierter Gebäude in Rötz

15.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:01 Uhr
Ferdinand Schönberger
Treffpunkt am Marktplatz zur Stadtführung mit Tino Gmach am Tag der Städtebauförderung (rechts) und Bürgermeister Stefan Spindler (3.v. r.) −Foto: Fotos: Schönberger

Der bundesweite „Tag der Städtebauförderung“, der am Samstag begangen wurde, hat auch das Ziel, die Bürger mehr in die Sanierung ihrer Heimatstädte miteinzubeziehen. Allein in der Oberpfalz beteiligten sich 15 Kommunen an der Aktion, darunter auch Rötz.

Die Stadtverwaltung hatte am Nachmittag zu einer historischen Stadtführung und einer Besichtigung bestimmter sanierter Gebäude eingeladen. An die 20 Interessierte trafen sich am Marktplatz, wo Bürgermeister Stefan Spindler dazu Stadtrat Tino Gmach begrüßen konnte.

Dieser erzählte beim einstündigen Rundgang kurzweilig, reich an Informationen und gespickt mit etlichen Anekdoten zu einer Vielzahl von Ereignissen aus der Stadtgeschichte. Der Weg führte hinauf in die Oberstadt, zur Kirche und zum Spitalplatz. So gehe die Struktur der Stadt drei Jahrtausende bis in die Bronzezeit zurück.

Bedeutung durch Salzstraße

Ausschlaggebend war die Salzstraße, die zur Entwicklungsachse wurde und vom Salzkammergut bis nach Böhmen verlief. Der aufwändige Salztransport bewirkte, dass Rötz (nach Neukirchen-Balbini und vor Waldmünchen) zu einer der Haltestationen wurde, da die Karren von Ochsen gezogen wurden, die ein Tagespensum von etwa 15 Kilometer schafften. Zudem kam im Mittelalter eine zweite Handelsstraße von Köln nach Prag hinzu und bildete hier einen Kreuzungspunkt. Weitere Themen betrafen die für die Karolinger charakteristische Martinskirche, in die erst 1920 der bis 1840 freistehende Stadtturm integriert wurde, den großen Stadtbrand von 1840 und dessen Folgen, das handwerkliche Wirken der Houderer und Schuhmacher laut Erhebung von 1810 und humorvolle schulische Besonderheiten.

Eines der sanierten Vorzeigeobjekte stellte Bürgermeister Spindler vor Ort und anhand von Schautafeln vor, da sich der Besitzer Christian Dirscherl entschuldigen musste. Die Stadt sei darauf angewiesen, dass sich engagierte Bürger solcher Objekte annehmen. Das aus dem 18. bis 19. Jahrhundert stammende Wohngebäude Hussenstraße 18 wurde im Rahmen einer Kernsanierung umgebaut, bis auf die Grundmauern erneuert und energetisch ertüchtigt. Im Innenbereich wurden zwei Wohnungen errichtet. Im rückwärtigen Grundstück wurde es durch ein mit einer Holzfassade bekleidetes Nebengebäude und – als Verbindungselement – ein Carport in Holzkonstruktion ergänzt. Somit wurde städtebaulich wieder eine Hofsituation erstellt, welche die ehemalige landwirtschaftliche Gebäudestruktur aufgreift. Außerdem konnte die Stadt eine erhöhte Förderung für die Vorplatzgestaltung und eine Grünanlage erreichen. Spindler sprach von einem ortsbildprägenden Vorzeigeobjekt. Um gewisse finanzielle Mittel zu erhalten, müsse man dabei die Vorschriften des Denkmalschutzes und der Städtebauförderung berücksichtigen. Er wolle nicht verhehlen, dass man hierbei gute Nerven brauche. „Natürlich muss auch der Rest der Altstadt saniert werden. Wir brauchen ja auch noch etwa für die nächsten 50 Jahre“, fügte er schmunzelnd an.

Einen Teil umgestaltet

Einen kleinen Teil davon hat bereits Bauunternehmer Albert Haimerl umgestaltet. Er erwarb vor zwei Jahren zwei Gebäude am Spitalplatz. Während der linke Baubereich (Nr. 5) 1975 mit Keller, Erd-, Ober- und Dachgeschoß neu gebaut worden war, blieb der rechte (Nr. 7), der nicht unterkellert ist, nahezu ungenutzt, wie er war. In beiden konnten bei einer reinen Wohnfläche von 294 qm sechs verschieden große Wohnungen eingegliedert werden: viel Wohnfläche auf wenig Grundfläche. Dabei nahm er die Städtebauförderung nur für die Fassade, das Dach und die Fenster in Anspruch, wofür er bei Erfüllung bestimmter Auflagen je 30 000 Euro erhielt. Bei Gesamtkosten von 800 000 Euro konnte er, was Planung, Statik und Bauleitung betrifft, viel selber machen, ohne dass andere ihm einredeten. Mit Erlaubnis einzelner Mieter durften deren Wohnungen besichtigt werden. Diese würden gut angenommen, seien begehrt und selbst die Dachwohnungen für ein bis zwei Personen hätten einen gewissen „Touch“: ein weiteres Beispiel für eine gelungene Altstadtsanierung.