THW im Einsatz
Wie geht es mit der Behelfsbrücke von Chammünster weiter?

21.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:59 Uhr
Ein Kran hob am vergangenen Dienstag die Behelfsbrücke zum Abbau empor. −Foto: THW OV Cham

Es kommt nicht alle Tage vor, dass so eine massive Stahlbrücke grazil durch die Luft schwebt. Ist ja auch ein ordentliches Teil: 36 Meter lang, 36 Tonnen schwer. Am vergangenen Dienstag baute das THW mit einem gewaltigen Kran die Behelfsbrücke über den Regen nahe Chammünster ab.

Zwei Jahre lang ersetzte sie die alte, eingestürzte „Weiße Brücke“, damit Radler und Spaziergänger trotzdem über den Fluss kamen. In diesen zwei Jahren machte die Behelfsbrücke ihre Arbeit gut. Doch nun war es für sie Zeit, zu gehen: Mit einem Kran hievten Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks (THW) die Brücke am vergangenen Dienstag von ihrem Platz über den Regen auf ein Baufeld nebenan. Dort liegt die Konstruktion nun und wartet darauf, auseinandergebaut und abtransportiert zu werden.

Der Plan dazu steht auch schon fest, wie Dominik Schmidt, Chef des THW-Ortsverbands Cham, ankündigt. Am 3. September werden 30 Ehrenamtliche mit LKWs und schwerem Gerät zur Brücke zurückkehren und sie auseinandernehmen.

System aus dem Weltkrieg

Geplanter Start ist um 8 Uhr morgens. Innerhalb von acht bis neun Stunden soll die Stahlkonstruktion in Einzelteile zerlegt und auf Laster verladen werden. Denn am Sonntagmorgen sollen die Teile wieder zurück nach Freising, wo sich das zentrale Lager für derartige Behelfsbrücken befindet. Im Vergleich zum spektakulären Ausheben der Brücke wird all dies eine deutlich größere Herausforderung. „Das am Dienstag war wenig Aufwand für uns. Es waren drei Mann aus Freising da und sechs Mann aus Cham zur Unterstützung“, sagt Schmidt.

Die Stahl-Behelfsbrücken, wie die in Chammünster, sind Bundeseigentum des THW. Die Bauwerke vom Typ „Bailey“ wurden im zweiten Weltkrieg in England entwickelt, um schnell und unkompliziert Flüsse zu überqueren. Im Landkreis Cham ist es bereits das fünfte Mal, dass so eine Behelfsbrücke im Einsatz war, wie THW-Ortsbeauftragter Schmidt sagt: „Trotzdem hat man sowas nicht alle Tage!“ Für die Kollegen aus Freising hingegen ist es schon eher alltäglich. Sie waren unter anderem mit ihren Brücken bei dem schlimmen Hochwasser im Ahrtal 2021 im Einsatz, wo sie wochenlang 22 Notfall-Brücken errichteten.

Lob von Passanten

Wie auch in Chammünster wurden im Ahrtal diese Behelfskonstruktionen oft nur auf die beiden Endfundamente, die sogenannten „Widerlager“, gelegt. Das hohe Eigengewicht hält die Brücke stabil an Ort und Stelle. In Chammünster wurde die Brücke sogar noch verbolzt, um zusätzliche Sicherheit zu schaffen.

All diese technischen Feinheiten bekam die Öffentlichkeit jedoch in den zwei Jahren kaum mit. Dennoch freuten sich Fahrradfahrer und Wanderer über die THW-Brücke. „Wir haben von vielen Passanten den ein oder anderen Wink bekommen: Spitzenleistung!“, sagt Dominik Schmidt stolz, „das habe ich gerne an die Mannschaft weitergegeben.“

Nun müssen die Bürger der Region aber erstmal einen anderen Weg suchen, um über die sanften Fluten des Regens zu gelangen. Mindestens drei Monate lang wird es dauern, bis wieder eine Brücke dort steht.