Jahrestagung
Wolfgang König bleibt AnpLO-Chef

Stellvertreter sind Hans Kienberger und Christoph Baumgartner. Beim Prüfsystem für Lebensmittel gibt es manche Änderungen.

17.03.2020 | Stand 16.09.2023, 5:12 Uhr
Hans Schmelber

Die neue Vorstandschaft mit Wolfgang König, Hans Kienberger, Christoph Baumgartner, Cornelia Maurer, Martina Deuschl, Ingrid Kürzinger und Heidi Lommer Foto: Hans Schmelber

AnpLO ist die Arbeitsgemeinschaft noch produzierender Landwirte Ostbayern e.V. mit Sitz in Teisnach. Von dort stammt der Landwirt Wolfgang König, und der erhielt mit überwältigender Mehrheit am Freitagabend im Hotel am Regenbogen das Vertrauen der vielen Mitglieder. Seine Stellvertreter sind Hans Kienberger und Christoph Baumgartner.

„In der jetzigen Situation mit dem Coronavirus sind das besondere Umstände, die uns zusammenführen“, sagte König. Er sprach das 20. Jubiläum an, das 2019 gefeiert wurde. „Wir haben aber auch ein Manko“, führte König weiter aus, denn die Vorstandschaft komme langsam in ein bestimmtes Alter, „und wenn ich einmal 70 bin, will ich nicht mehr vorne dran stehen“.

Schriftführerin Martina Deuschl berichtete über alle Veranstaltungen der AnpLO, und das waren nicht wenige. Wolfgang König dankte ihr mit einem Präsent.

Fundament des ländlichen Raums

Mit Schlagzeilen wie „Für das Land und für Sie“ oder „Wir lieben, was wir tun“ leitete er über auf die bäuerlichen Familienbetriebe, die mit Liebe und Heimatverbundenheit das Land bewirtschafteten. Sie stellten das Fundament des ländlichen Raums dar. Wer für die Erhaltung funktionsfähiger Lebensräume sei, wer dort Arbeitsplätze sichern und schaffen wolle, wer die Schutzfunktion gegenüber Naturkatastrophen aufrechterhalten wolle, der komme am Bauernstand nicht vorbei. „Je schlagkräftiger und stärker die AnpLO ist, desto mehr kann sie in der Interessenvertretung und in anderen Gremien erreichen. Das ist ein Vorteil für die Bauern selbst, aber auch für das ländliche Gebiet insgesamt“, so König.

Auch wenn heute nur mehr ein Teil der Bauernhöfe im Vollerwerb bewirtschaftet werde, so stehe trotzdem außer Zweifel, dass der Bauernstand neben der Produktion von gesunden Lebensmitteln und der Erhaltung der Erholungslandschaft nach wie vor einen landeskulturellen und gesellschaftspolitischen Auftrag habe. Andererseits seien die Bauern in der Gesellschaft eine Minderheit geworden. Es gelte daher für den Berufsstand, sich für die eigenen Interessen stark zu machen, aber sich auch strategische Partner zu suchen. Ob die Tourismuswirtschaft, das Gewerbe oder ganz einfach die ländlichen Mitbewohner, „wir brauchen alle“.

Über QM und QS informierte anschließend der Geschäftsführer der AnpLO, Matthias Lohrer. „Da hat sich Einiges entscheidend geändert“, stellte er fest. „Der neue QM-Milch-Standard 2020 ist nun verfügbar und löste den bisherigen Standard ab. Der Kriterienkatalog ist umfangreicher als zuvor.“

Das QS-Prüfsystem für Lebensmittel ist laut Lohrer ein europaweit einzigartiges Prüfsystem vom Landwirt bis zur Ladentheke. Es steht seit seiner Gründung 2001 für gründliche Kontrollen, eine zuverlässige Herkunftssicherung und eine klare Kennzeichnung. Das QS-Prüfsystem gewährleistet bei Fleisch und Fleischwaren eine stufenübergreifende Qualitätssicherung.

Nur Erzeugnisse, die auf allen Stufen das QS-System durchlaufen haben, dürfen das QS-Prüfzeichen tragen. Damit steht das blaue QS-Prüfzeichen für eine lückenlose Qualitätssicherung, so Lohrer. „Bezüglich des Fleischpreises sind wir in einem Preistief bei Kuh, Stier, Färse, Kälbern. Auch der Milchpreis wird stark fallen“, stellte Lohrer fest. Er sieht das darin begründet, dass Corona die Wirtschaft in Deutschland in großen Teilen fast zum Stillstand bringt. „Die Landwirtschaft aber wird voll durchproduzieren, und das wird Konsequenzen haben“, so Lohrer. Proteste der Bauern und Demonstrationen seien wichtig. Aber das interessiere derzeit mit Blick auf Corona nicht. Er legte nach: „Daran sind wir im Prinzip selber schuld, wenn wir die Produktion nicht zurückfahren.“

Der Kassenbericht von Cornelia Maurer zeugte von einer soliden finanziellen Basis des Vereins, und die Kassenprüfer bestätigten eine einwandfreie Buch- und Belegführung.

Carmen Hecht wurde dann zur anstehenden Neuwahl der Vorstandschaft als Wahlleiterin gewählt, ihr zur Seite standen zwei Wahlhelfer. Die Wahl erfolgte zügig, und Wolfgang König wurde einstimmig wiedergewählt.

Der eigentliche Referent des Abends, Simon Feinauer, seines Zeichens Vieheinkäufer bei der Firma Müller-Fleisch in Birkenfeld, stellte kurz das Unternehmen vor. Zukunftsorientiertes Denken und Handeln, verbunden mit jahrelanger Erfahrung seien die Basis für das privat geführte Schlacht- und Zerlegeunternehmen. Gegründet 1959 mache der Betrieb derzeit einen Umsatz von 500 Millionen Euro pro Jahr, und das mit 370 Mitarbeitern. Jährlich werden 120000 Rinder und eine Million Schweine am Standort Ulm geschlachtet und verwertet. Vertriebswege im In- und Ausland seien Lebensmitteleinzelhandel, Discounter, Verarbeitungsindustrie, Großhandel, Großverbraucher, Metzgerhandwerk, Gastronomie, Import und Export.

Simon Feinauer pries die sogenannte Flexikuh an. Bei einer Kuh sei die Milchleistung der entscheidende Preisfaktor. Welche Farbe die Kuh habe, ob schwarzbunt oder braun, spiele dagegen keine Rolle. Etwas mehr hinlegen müsse zumeist aber, wer eine Flexikuh kaufe: „Sogenannte Zweinutzungskühe geben viel Milch, sind aber auch für die Mast geeignet.“ Im Zweifel hätten sie deshalb – auch nach einigen Jahren noch – den höheren Wiederverkaufswert.

Preisentwickklung offen

Feinauer sprach über Haltungsstufen, Tierskandal und Tiertransport-Beschwerden. Er betonte aber auch gleich, dass man zurzeit nicht sagen könne, wohin sich der Preis entwickelt. Durch Corona kämen derzeit keine Arbeitskräfte mehr aus Rumänien, Ungarn, Polen und der Tschechei. Auf eine Frage hin sagte er, dass von einem Schlachtvieh fast alles verwertet werde, das gehe sogar hin bis zum Gallensaft für medizinische Zwecke. Der Müller-Fleisch-Vertreter wies darauf hin, dass das Tierwohl immer stärker im Vordergrund stehe. Der Verbraucher suche die Diskussion, „wir müssen aber auch eine Diskussion über den Verbraucher führen“, sagte er abschließend. (fsh)