In Bad Abbach geht seit Jahren ein „Grapscher“ um, der Frauen und Kinder verfolgt (hier ein Symbolfoto). Foto: Dietmar Krenz
Bad Abbach.Selbst ein Strafbefehl stoppte ihn nicht. Ein älterer Mann belästigte Frauen und Kinder
in Bad Abbach durch sexuelle Beleidigung und obszöne Gesten. Jetzt scheinen die Vorfälle
ein Ende zu haben. Ob der Schrecken tatsächlich vorbei ist?
#Die Einträge geben auch obszöne Handlungen wieder: „Ich bin vorbei gejoggt und wie
ich auf seiner Höhe war, hat er angefangen an seinem ... rumzuspielen.“ Ihre Angst
drücken die Frauen, die teils mit ihren Kindern unterwegs waren, auch aus. „Sind dann
vor ihm weg gelaufen, als er nicht aufgehört hat!“ Eine Frau, die mit ihrem Kind in
der Donaustraße Hühner beobachtete, fragte der Mann, „ob ich mit zu ihm wolle“. Nach
einem „Nein“ gackerte er und ging davon. Bis Anfang September 2020 finden sich solche
Schilderungen im sozialen Netzwerk.
#Einige Vorfälle, auch mit unsittlicher Berührung, wurden bei der Polizei Kelheim angezeigt,
ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Gemeinde sprach gegen den Mann ein Betretungsverbot
des Kurparks aus. Die Staatsanwaltschaft Regensburg beantragte einen Strafbefehl „wegen
sexueller Belästigung in Tateinheit mit Beleidigung“. Das Amtsgericht Kelheim folgte
dem und verhängte im August 2020 gegen den damals 75-Jährigen eine Geldstrafe zu 30
Tagessätzen.
#Im Herbst 2020 berichtete die Mittelbayerische erstmals ausführlich:
#Aber schon am 1. September kam es zu einem neuerlichen Vorfall, wieder im Beisein
eines Kindes. „Das aber ist der letzte Vorfall, der uns aktenkundig wurde“, sagt Polizeioberkommissar
Alexander Heigl von der Polizei Kelheim. Ob es tatsächlich das letzte Auftreten des
Täters war, kann Heigl nicht beurteilen. „Wir wissen nur Bescheid, wenn es zu einer
Anzeige kommt.“ Doch auch im sozialen Netzwerk gibt es keine Schilderungen mehr.
#Bei der Staatsanwaltschaft Regensburg heißt es: „Gegen die betroffene Person sind
aktuell keine neuen Verfahren anhängig“, so Oberstaatsanwalt Dr. Markus Pfaller. Warum
der Übeltäter aufgehört hat, können weder Polizei noch Staatsanwaltschaft sagen. Ermittlungsdruck?
Öffentliches Aufsehen? „Spekulationen möchte ich nicht anstellen“, sagt Dr. Pfaller.
#Bürgermeister erleichtert, aber auch besorgt
#Erleichtert ist Bad Abbachs Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald. „Bei mir schlug
nichts mehr auf.“ Auch er kennt den Mann, der in Bad Abbach wohnt, weiß aber nichts
Näheres über ihn. Das Betretungsverbot des Kurparks endete mit dem Jahr 2020, „kann
aber jederzeit wieder verhängt werden“. Erklärungen für den Rückzug des Täters hat
auch er nicht. „Ich weiß nicht, was einen Menschen antreibt, Frauen und Kinder derart
zu belästigen. Darum kann ich auch nicht sagen, warum er aufhört. Oder wieder weiter
macht.“
#Polizei und Staatsanwaltschaft appellieren, mögliche Vorfälle zur Anzeige zu bringen.
„Es ist richtig und wichtig, dass sich Betroffene von Belästigungen an die Polizeibehörden
wenden und Anzeige erstatten, damit eine Strafverfolgung durchgeführt werden kann“,
erklärt Oberstaatsanwalt Dr. Pfaller. Dass User in sozialen Netzwerken zu Selbstjustiz
– mit „Baseballschläger“ oder „Mistgabel“, so einzelne Stimmen – aufrufen, „ist nicht
tolerierbar“, sagt POK Heigl deutlich. „Darin kann der Aufruf zu einer Straftat stecken
und das ist strafbar.“
#Können sich Frauen und Kinder jetzt sicher fühlen? „Wir hoffen, dass es vorbei ist“,
bekräftigt Bürgermeister Grünewald. Er könne als Familienvater nachvollziehen, „wie
es sich anfühlen muss, wenn ein solcher Typ rumläuft“. Er habe „immer eine gewisse
Angst, dass unschöne Dinge passieren“, gesteht der Gemeindechef.
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