Verein
Bürgerinitiative löst sich auf

Die Aufklärung der Verbraucher war fast zehn Jahre lang das Anliegen der Mitglieder von „Kein Ferkelnest für Irnsing e. V.“.

08.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:57 Uhr
Die Bürgerinitiative „Kein Ferkelnest in Irnsing“ wurde aufgelöst. Ihr ursprüngliches Ziel ist erreicht. −Foto: Heike Krieger-Heindl

Jetzt ist sie Geschichte, die Bürgerinitiative (BI) „Kein Ferkelnest in Irnsing“. Ein Jahr vor ihrem zehnjährigen Bestehen wurde die Initiative jetzt aufgelöst. Der Grund: Wie in so vielen Vereinen fand sich keiner mehr für den Posten des Vorsitzenden. Eduard Liedl, der den Verein von Anfang an geführt hatte, machte bei dieser letzten Jahreshauptversammlung aus seinem Frust keinen Hehl: „Weil keine Vorschläge für die Führungsposten kamen, steht für mich nun nur die Alternative Auflösung zur Wahl.“ Zudem hat der Verein mit dem vollen Namen „Kein Ferkelnest in Irnsing e.V. Für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und gegen Massentierhaltung“ sein eigentliches Ziel längst erreicht: Die ursprünglich geplante Erweiterung der bestehenden Mastanlage vor den Toren des Dorfs wurde nicht realisiert, so die Pressemitteilung der BI.

Und: Bei einigen Bürgern hat es „Klick“ gemacht in Sachen Umwelt- und Tierschutz, der von ihnen nun bewusst und aktiv im Alltag umgesetzt wird. Das war auch allen bei dieser letzten Versammlung klar: Die Bürgerinitiative war der wichtigste Verein in Irnsing. Eine verbreitete Meinung, die Eduard Liedl während seiner Amtszeit immer wieder bestätigt wurde. Und die auch über lautstarke Kritik hinwegtröstete. Der am meisten genannte Vorwurf: Die BI hätte mit Schreien und Plärren die Dorfgemeinschaft gespalten. Liedl dazu: „Dabei sind wir seit fast vier Jahren kaum noch in Erscheinung getreten.“ Davor wurde der bis auf knapp 200 Mitglieder gewachsene Verein von der Bevölkerung mehrheitlich als positiv wahrgenommen. Das spiegelte sich vor allem in der großen Zahl der Teilnehmer an den diversen Veranstaltungen wider, die die BI organisiert hatte. Seien es Besichtigungen der Ökobetriebe oder der Beteiligung an Demos, wie zum Beispiel in Berlin unter dem Motto „Wir haben es satt“. Mittlerweile ist die Zahl der BI-Mitglieder auf 162 geschrumpft, eine Tatsache die Liedl ebenfalls Anlass gab, den Verein nun zu Grabe zu tragen. Auf das was die BI erreicht hat in den Jahren ihres Bestehens, dürfen Vorstand und Mitglieder stolz sein. Allen ist es gelungen, die Verbraucher aufzuklären.

Zum Beispiel, wie wichtig es ist, beim Fleischeinkauf auf die Qualität zu achten, so der scheidende BI-Chef Liedl, der längst selbst vorwiegend Bio kauft. Wofür man im Landkreis Kelheim noch immer weite Wege zurücklegen muss. Ein Fakt, der zeigt: Hier tut bei Bauern wie Verbrauchern Aufklärung weiterhin Not. Der scheidende Vorsitzende hat es längst satt immer wieder den Kopf hinzuhalten. Dabei darf er auch stolz sein, wie einer der Anwesenden unter Beifall betonte: „Erst seit es uns gibt, ist nicht nur vielen Landwirten bewusst, wie wichtig es ist, den Boden nicht nur auszubeuten.“ Derzeit gehört der Landkreis Kelheim zu den Schlusslichtern in Sachen Öko, wie aus einer Erhebung der Landesvereinigung für ökologischen Landbau hervorgeht. Unter den 71 entsprechenden Betrieben in Bayern liegt er auf Platz 68 (drei Prozent). Der bayerische Durchschnitt beträgt 11 Prozent, was mehr als 10.000 Höfen mit insgesamt 346.000 Hektar entspricht.