Literatur
Erfolgsautor E. W. Heine sucht Verleger

Der Großmußer hat „New York liegt im Neandertal“ überarbeitet. Neue Kille-Kille-Geschichten gäbe es – es fehlt ein Verleger.

16.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr
Heike S. Heindl

Für eine Widmung ist der Autor jederzeit bereit. Foto: Heike S. Heindl

Der Architekt und Schriftsteller Ernst Wilhelm Heine ist ein Meister des makaberen Humors. Mit seinen skurrilen und schwarzen Kille-Kille-Geschichten und einer Reihe historischer Romane ist er bekanntgeworden. In letzter Zeit war es um den Autor etwas ruhig geworden.

Viele Projekte fertig

Dabei hat er viele Projekte fertig. Darunter auch ein Band seiner beliebten Kille-Kille-Geschichten. Zur Veröffentlichung fehlt ihm aber derzeit ein Verlag. Grund dafür ist, dass sich vor vielen Jahren der Autor und der Diogenes Verlag, der damals die Geschichten veröffentlichte, nicht auf ein weiteres gemeinsames Engagement einigen konnten – und Heine sich für einen anderen Verlag entschieden hatte. Heute bereut er es, denn mit dem neuen Verlag wollte es nicht so recht klappen. Auch deshalb wurde es still um den Autoren.

Von der Höhle zum virtuellen Raum

Nun aber legte der das Verlagshaus Terra Mater Verlag das Buch „New York liegt im Neandertal: Die abenteuerliche Geschichte des Menschen von der Höhle bis zum virtuellen Raum“ neu auf. Erstmalig erschien es im Jahre 1984. „Das Werk war damals nicht wirklich vollständig. Ich habe an den einzelnen Kapiteln viele Monate gearbeitet, sie aktualisiert und erweitert. Dazu kam ein neues Kapitel über den virtuellen Raum“, sagt Heine. Bei der Gestaltung des Buchumschlags hat sein Bruder, der bekannte Illustrator und Kinderbuchautor Helmut Heine mitgewirkt.

Kein Verlass auf alte Schriften

In „New York liegt im Neandertal“ benennt E. W. Heine die Bauten als Zeitzeugen. „Alles was wir über die Vergangenheit wissen, verdanken wir der schriftlichen Überlieferung“, sagt der Autor. Doch wie viel Verlass ist auf diese Schriften? „Mit den uns heute zur Verfügung stehenden Prüfungsmethoden müssen wir feststellen, dass darauf kein Verlass ist. Dazu zählen die Urkunden der Merowinger. Hier sind mehr als die Hälfte Fälschungen. Papsterlässe vor dem Jahr 385 wurden nachträglich gefälscht. Die Aufzählung bekannter historischer Fälschungen ist lang“, sagt der gebürtige Berliner.

Eigentlich studierter Architekt

Doch wie erfährt man die Wahrheit über eine weit zurückliegende Epoche? Dazu hat der studierte Architekt, der an der technischen Universität in Braunschweig Architektur und Stadtplanung studierte eine Erklärung: „Unsere Geschichte besteht aus Verzerrungen, aus Propagandaschwindel, nationalem Pathos, verdrängten Schuldkomplexen, frei Erfundenem und schamlos Gefälschtem. Keine Aussage über die Vergangenheit ist so unmittelbar wie die Bauten einer Epoche.“

E. W. Heine unternimmt in seinem Roman den Versuch, die stille Sprache der Bauten verständlich zu machen. Seine Reisen durch die Geschichte der Menschheit beginnt in den Höhlen der Eiszeit und endet im virtuellen Raum. Dabei stößt er auf spannende und gleichzeitig provokative Erklärungen und Entdeckungen.

Abseits des Mainstreams

Heine ist nicht fixiert auf ein bestimmtes Genre. Gerade das macht ihn so interessant – und wohl auch erfolgreich. Eine Erklärung versucht Maria Rind, Inhaberin des Buchladens am Alten Markt zu geben: „Heines Leser sind Menschen, die gerne abseits der Spiegelbestseller und abseits des Mainstreams lesen“. Belegbar ist der Erfolg beispielsweise daran, dass seine historischen Romane und makaberen Geschichten in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Heine publizierte zudem Texte zur Kulturgeschichte und schrieb Drehbücher für Film und Theater.

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Doch Heine hatte auch andere berufliche Schwerpunkte: 1968 zog es ihn nach Johannesburg in Südafrika. Später nach Saudi-Arabien wo er als technischer Berater der saudischen Regierung tätig und am Bau von Großprojekten tätig war. Schon während dieser Zeit verfasste er aber einige Bücher und Geschichten. Seine literarische Tätigkeit begann 1974 mit der Herausgabe des Monatsmagazins Sauerkraut. Zugleich gründete er ein gleichnamiges politisch-literarisches Kabarett.

Erfolgreich und bekannt wurde er aber erst mit seiner Sammlung skurril-makabrer Kurzgeschichten – den Kille- Kille-Geschichten. Damit erreichte er Kultstatus. Der Durchbruch gelang ihm letztlich mit dem Historien-Roman „Das Halsband der Taube“. Der wurde 1994 zum Verkaufsschlager – und Heine zum ernstzunehmendem und hauptamtlichen Schriftsteller. Sein Klassiker ist aber, wie auch andere Heine-Werke oftmals vergriffen.

„Viele seiner Bücher sind leider nur noch schwer zu bekommen, wenn überhaupt“, klagt auch Maria Rind. „Heine schreibt sehr schön, und recherchiert sehr viel. Das hat schon Hand und Fuß, was er schreibt,“ berichtet sie über den Autor. Auch Martina Kolb, Buchhändlerin bei Bauer in Kelheim bedauert dies: „Es ist schade, dass viele Bücher von ihm nicht mehr oder nur sehr schwer über das Antiquariat zu bekommen sind. Schließlich ist er ein außergewöhnlicher Schriftsteller.“ In Büchereien jedoch findet man aber noch einige Exemplare. Renate Stadler, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bücherei in Abensberg zeigt eine Auswahl davon: „Wir haben mindestens zehn Bücher von Heine da. Ich gehe gerne auf seine Lesungen, denn er hat eine wunderbare Stimme“, schwärmt sie.

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Die schätzt auch Buchhändlerin Silke Nagel aus Abensberg: „Unsere Buchhandlung feiert dieses Jahr 25-jähriges. Wir würden ihn gerne für eine Lesung gewinnen, denn er ist ein exzellenter Vorleser,“ sagt Nagel – und hofft gleichzeitig auf Neuauflagen älterer Werke: „Besonders beliebt sind seine Kurzgeschichten. Die Nachfrage ist groß.“

Heines Fans dürfen sich aber freuen, denn der Autor hat bereits einige Werke in der Pipeline. Dazu gehört auch ein Theaterstück. „Es wird die Eurogeliebte oder Brüsseler Spitzen, nach dem gleichnamigen Roman heißen. Darin geht es um vier Männer, die sich eine Frau teilen und ich würde gerne wieder selber auf der Bühne stehen – wenn sie mich lassen“, sagt er. Und dafür gibt es sogar schon einen passenden Verleger.

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