Schule
Seit 10 Jahren Geschichte zum Fühlen

Die Zeitreise begeistert die Sechstklässler am Donaugymnasium. Heuer bereits zum zehnten mal.

14.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:45 Uhr
Renate Beck
Gar nicht so leicht, da Löcher reinzudrücken. Die Kelten schlitzten sie noch mit Feuerstein in das Leder. Mit dabei die Verantwortlichen für diesen Workshop stehend von links: Stefan Urbansky, Direktor Dr. Schmid, Dr. Bernd Sorcan. −Foto: Renate Beck

Hautnah die Geschichte erleben dürfen derzeit die sechsten Klassen des Donaugymnasiums (DGK) Kelheim. Nach einer Einführung zum Thema „Archäologie: Leben, Arbeiten und Wohnen in der Vorzeit“ von Dr. Bernd Sorcan, Projektkoordinator des Archäologieparks Altmühltal, heißt es anschließend im Rahmen spannender Workshops „Vergangenheit zum Anfassen“.

Auf den Tischen im Werkraum verteilt liegen Lederstücke, Knetmasse, Feuersteinspitzen, Kupferdraht, Hölzer und Knetmasse bereit, um alte Handwerkstechniken kennen zu lernen.

Vom 11. bis 15. Oktober konnten die Schüler der einzelnen sechsten Klassen von Tisch zu Tisch gehen und wie einst die Menschen der Vorzeit Ledertaschen, Schwirrholz, Messer, Ringe und Fibeln sowie keltische und bajuwarische Glasperlen herstellen.

Die Archäologiepark-Führerinnen Heidrun Berchtold, Ilse Kaufmann und Astrid Christl-Sorcan führen vor, wie die einzelnen Stücke aus den unterschiedlichen Geschichtsperioden handwerklich ausgeführt werden.

Zusammenarbeit: Workshops: Freude:
Mit dem Archäologiepark Altmühltal (APA). Der Verein der Freunde des DGK unterstützt die Maßnahme. Eigenanteil je Schüler: 5 Euro.Hineinschnuppern in unterschiedliche Geschichtsperioden. Kennenlernen alter Handwerkstechniken und arbeiten mit unterschiedlichsten Naturmaterialien.Aussage von Dr. Bernd Sorcan: „Es ist eine tolle Sache, dass sich der Unterricht auf diese handfeste Art und Weise ergänzen lässt.“

An einem der Tische liegen kurze Aststücke mit angespitzem Ende, Bast und Feuersteine. Astrid Christl-Sorcan zeigt, wie daraus ein Steinzeitmesser entsteht. Am nächsten Tisch legen die Kinder Schablonen auf ein Stück Leder. Mit einem Kreidestift zeichnen sie deren Form nach und schneiden den Lederstreifen zurecht. Statt mit einstmals gefährlich scharfem Feuerstein drückt Carlotta per Zange Löcher in den mittig gefalteten Lederstreifen. Diese Arbeit scheint ganz schön anstrengend zu sein. „Da muss man ja auch durch zwei Schichten durch“ erklärt Dhurata mit aufmerksamen Blick auf ihr Werk. Noch ein Band eingefädelt und ihre Ledertaschen sind fertig. Heidrun Berchtold erklärt der Gruppe nebenan, wie einst Glasperlen gefertigt wurden. Zum Nacharbeiten formt sie aus im Ofen zu härtender Fimo-Knete zunächst verschiedenfarbige Rollen und legt diese nebeneinander vor Alexander, der sie zu einer einzelnen Rolle rollt. Diese „Schlange“ schneiden die Kinder in kleine Stücke und drehen sie zu bunten Millefiori-Kugeln für eine Kette. Alexander will sie seiner Mama oder Schwester schenken.

Vier Mädels schleifen eifrig an ihrem Schwirrholz, das man auch „das analoge Waldtelefon“ nennen könnte. Mit schnellen Armbewegungen wurde es einst in Rotation gesetzt, um einen lauten Ton zu erzeugen. Eine der Schülerinnen will es zuhause im Garten ausprobieren. „Während mein Bruder lernt“, schiebt sie lachend hinterher.

Eine Gruppe Jungs formt Ringe und Fibeln aus Kupferdraht. Mit Hilfe der Zange gebogen entstehen Ringe, die schon die Finger der Kelten schmückten.

„Wichtig ist uns, dass unsere Schüler Geschichte hautnah erleben können und so der Lernstoff nicht trocken, sondern lebendig vermittelt wird“, sagt Direktor Dr. Schmid. „Unsere Schüler sollen Spaß am Lernen haben.“ Diese Art der Wissensvermittlung durch Workshops mit anschaulicher Darstellung verschiedenster Techniken der Kelten habe sich besonders bewährt.

Stefan Urbansky, Fachbetreuer Geschichte, betreut die Projektwoche an der Schule. Wie auch Dr. Bernd Sorcan freut er sich, dass die 140 Kinder Spaß haben und mit Feuereifer dabei sind.

Seit nunmehr zehn Jahren finden diese Archäologietage am Donau-Gymnasium statt. Bereits insgesamt rund 1000 Schüler konnten dadurch eine Reise in die Stein- und Keltenzeit unternehmen. Nur vergangenes Jahr musste sie coronabedingt ausfallen.

Museumsleiter Dr. Bernd Sorcan ist begeistert von der Möglichkeit, Kindern dadurch die Vorgeschichte näherzubringen. Sein Dank gilt den Verantwortlichen am DGK und den Archäologiepark-Führerinnen für ihren unermüdlichen Einsatz.

Von morgens bis mittags dauert so ein Archäologietag im Kelheimer Donau- Gymnasium. Wer zu diesem besonderen Unterrichtstag noch eine Zeitreise draußen in der Natur erleben will, findet sie direkt vor der Haustüre: Auf den öffentlich zugänglichen Stationen des 39 Kilometer langen Archäologiepark und dessen diversen Veranstaltungen.