Kultur
Stadtarchiv Kelheim erhält „Schatz“

Mehr als 40 Super-8 Dokumentarfilme von Willy Nöthlichs über die Stadtgeschichte der Nachkriegszeit wurden übergeben.

23.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:18 Uhr
Einige der 8mm-Filme, Tonbänder und Geräte aus dem Nachlass von Willy Nöthlichs, die dem Stadtarchiv übergeben wurden. −Foto: Dr. Kulke

Das Stadtarchiv Kelheim hat einen weiteren historisch wertvollen Schatz aus der Stadtgeschichte der Nachkriegszeit erhalten: Insgesamt mehr als 40 Super-8 Dokumentarfilme, gut die Hälfte davon vertont und in Spielfilmlänge, sowie die dazugehörigen Tonbänder, Textdokumentationen und Abspielgeräte, informiert die Stadt Kelheim in einer Pressemitteilung. Der engagierte Amateurfilmer Willy Nöthlichs hatte es sich in den 1970er Jahren zur Aufgabe gemacht, Geschichte und Alltagsleben in seiner Heimatstadt Kelheim filmisch zu dokumentieren. Er hatte seine Dokumentarfilme, in damals sehr beliebten Veranstaltungen, auch öffentlich vorgeführt. Seine Enkelin Heidemarie und sein Urenkel Martin Kirner haben nun Nöthlichs filmisches Lebenswerk dem Stadtarchiv Kelheim übergeben. Stadtarchivar Dr. Kulke schätzt sich glücklich, die mittlerweile sehr umfangreiche Film- und Fotosammlung des Kelheimer Stadtarchivs mit Nöthlichs beeindruckenden Dokumentarfilmen bereichert zu sehen.

Willy Nöthlichs war 1908 in Heinsberg im Rheinland geboren worden und ist in den 1930er Jahren als Monteur in die damals neu errichtete Zellwollefabrik nach Kelheim gekommen. Dort hatte er auch seine Frau Adelheid kennengelernt, die ihn später bei seinen Filmprojekten unterstützte. Sie lebten im Kelheimer Mitterfeld und waren begeisterte Hobbygärtner und –imker. Willy Nöthlichs ganz besonderes Interesse galt dem in Kelheim und Umgebung noch heute so deutlich sichtbaren Zusammenspiel von Landschaft und Geschichte, sie sind daher wirkliche Heimatfilme im besten Sinne des Wortes. Nöthlichs Filme sind nicht zuletzt auch deshalb von ganz besonderem, dokumentarischen Wert für die Kelheimer Stadtgeschichte, weil sie genau in der Zeit des größten städtebaulichen und landschaftlichen Umbruches um 1980 mit der Durchführung des Rhein-Main-Donau-Kanals anstelle der naturbelassenen Altmühl entlang der historischen Altstadt entstanden sind. Nöthlichs Filmdokumentationen zeigen sowohl die traditionelle Fischerei mit hölzernen Zillen und handgeknüpften Netzen auf der Altmühl, als auch den gewaltigen Eingriff der Kanalbaustelle mit dinosauriergleichen, riesigen Baggern in beeindruckenden Bildern.

Zugleich hat Willy Nöthlichs auch die archäologischen Ausgrabungen im Rahmen des Kanalbaues filmisch dokumentiert. Die Themen seiner Filme sind vielfältig und reichen von historischen Dokumentationen wie „Kelheim – eine Stadt und ihre Geschichte“ und „Zeugen der Vergangenheit“ über Landschaftsfilme wie „Das stille Tal der Altmühl“ und „Kelheim und der RMD-Kanal“ bis hin zu Naturfilmen über Blumen und Bienen, sozialen Themen „Der Feierabend“ zum Leben der Senioren in Kelheim, bis hin zum regen Alltagsleben der 1970er Jahre in „Eine Fahrt durch die Stadt“, „Eine Stadt feiert“ und „Bildnis einer kleinen Stadt“. Die Stadt Kelheim plant für 2022 eine öffentliche Vorführung mit Filmen von Willy Nöthlichs, zusammen mit anderen bislang unveröffentlichten Nachkriegs-Filmen aus Kelheims Wirtschaftswunder-Zeit der 50er und 60er-Jahre aus der Filmsammlung des Stadtarchivs. Ansprechpartner ist Dr. Wolf Kulke, Stadtarchiv, (09441) 1745086 oder wolf.kulke@kelheim.de.