Todestag
Wo Ludwig I. bis heute wirkt

Vor 150 Jahren starb der bayerische König. Sein Wirken ist in Kelheim an mehreren Stellen bis heute sichtbar.

28.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:19 Uhr
Zeitgenössische Darstellung des bayerischen Königs Ludwig I. Foto: dpa −Foto: picture-alliance / dpa

Vor 150 Jahren, am 29. Februar 1868, starb König Ludwig I. – in Kelheim ist er aber noch allgegenwärtig. Sein Wirken prägt noch heute die Kreisstadt – denn es ist nicht nur die Befreiungshalle, die der Monarch hinterließ. Wir haben einige Punkte zusammengestellt....es gibt wahrscheinlich noch viel mehr.

Das Wahrzeichen auf dem Michelsberg

Die Befreiungshalle ist das Augenscheinlichste, das vom Wirken König Ludwigs I. in Kelheim geblieben ist. Warum der bayerische König diese Stelle für seinen Monumentalbau aussuchte, ist nicht bekannt. Aber es gab starke Verbindungen der Wittelsbacher nach Kelheim. An der Stelle des Wittelsbacher Schlosses, des alten Landratsamtes, stand die Burg von Kelheim, die 1050 erstmals im Besitz der Wittelsbacher erwähnt wird.

1174 soll der spätere Herzog Ludwig „der Kelheimer“ hier geboren sein. Kelheim war der Mittelpunkt seiner Herrschaft. Erst nach seiner Ermordung verlegten die Wittelsbacher die Residenz nach Landshut. Zudem haben wohl die romantische Lage, umrundet von Naturdenkmälern und einem der ältesten Naturschutzgebiete Bayerns, die nahegelegenen Steinbrüche und auch der hauseigene Verkehrsweg für Baumateriallieferungen – der Ludwig-Main-Donau-Kanal – eine Rolle gespielt. Bedeutete der Bau damals wirtschaftlichen Aufschwung, steht die Befreiungshalle heute vor allem für Tourismus.

Eine hauseigene Wasserstraße

Pläne für eine Wasserstraße zwischen Rhein und Donau gab es bereits im 18. Jahrhundert – aber die Umsetzung scheiterte. Ludwig I. griff dieses Thema auf. Bereits im Jahr seiner Thronbesteigung 1825 beauftragte er den königlichen Baurat, Pläne für einen neuerlichen Versuch zu entwerfen. Der Kanal scheint ihm ein persönliches Anliegen, der Endpunkt nahe des Wittelsbacher Schlosses wiederum Zeichen der familiären Bindung zu Kelheim gewesen zu sein.

Besuche des Königs sind im Kelheimer Stadtarchiv 1831, 1837 und zur Kanal-Eröffnung im August 1845 aktenkundig. Ansinnen des Kanals war eine „Strukturförderung des ländlichen Raumes“, wie Kelheims Stadtarchivar Dr. Wolf-heinrich Kulke sagt. Das funktionierte nur bedingt. Bereits in den 1890er Jahren gab es deshalb Ideen für einen neuen, größeren Main-Donau-Kanal, für den auch Prinz Ludwig von Bayern 1891 eintrat. Die Realisierung sollte bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts dauern.

Eine Brücke, die dem Hochwasser trotzte

„Die wirtschaftlich größte Bedeutung für Kelheim hatte der Bau der Maximiliansbrücke“, sagt Kelheims Stadtarchivar Dr. Wolf-Heinrich Kulke. „Die Brücke aus Stein und Eisen wurde, im Gegensatz zum hölzernen Vorgänger, nicht Jahr für Jahr von Hochwasser oder Eisstößen zerstört.“ Für die Stadt Kelheim war ein solcher Bau finanziell aber unerschwinglich. Ludwig I. erhörte das Gesuch der Kelheimer, auch wenn die neue Eisenbrücke heute den Namen seines Sohnes Max II. trägt. Pünktlich zur Einweihung der Befreiungshalle im Jahr 1863 wurde auch die neue Brücke fertig.

So gab es nun erstmals eine gesicherte Straßenverbindung zwischen Regensburg und Ingolstadt. Durch sie konnte auch der Kanal erst seine volle Wirkung entfalten. Denn während die Brücke für Treidelschiffe kein Hindernis darstelle, war für die damals aufkommenden Dampfschiffe ein Durchfahren nicht möglich. „Die Maximiliansbrücke war die logische Folge des Kanals“, sagt Kulke.

Zwei heißgeliebte Monarchen

Das Ludwigsdenkmal ziert noch heute den Kelheimer Ludwigsplatz. Das Maximiliansdenkmal tat dies, dis es im Dritten Reich vom seinem Standort gegenüber des Rathauses zugunsten eines Aufmarschplatzes entfernt wurde. Heute steht es beim alten Landratsamt. Installiert wurden beide Denkmäler – gestiftet von der Stadt Kelheim – 1863, um die „Wohltaten der glorreichen Fürsten zu würdigen“, wie es in einem öffentlichen Aufruf des „Comités“ vom März 1862 zu lesen ist.

Die ausführliche Begründung klingt noch weit pathetischer: „Aus diesen unzähmbaren Ausflüssen einer den ganzen Organismus der Einwohnerschaft durchglühenden Liebe und Verehrung ist der allgemeine Wunsch entsprungen, den beiden heißgeliebten Monarchen durch Errichtung eines Monuments in Kelheims Mauern einen schwachen Beweis der untilgbaren Treue und Anhänglichkeit zu geben.“

Ein Gasthaus für König und Gefolge

Seit der Grundsteinlegung der Befreiungshalle 1842 residierte König Ludwig I. bei seinen Aufenthalten in Kelheim stets im damals neu errichteten Deutschen Hof, direkt an „seinem“ neuen Kanalhafen. Der Kelheimer Schiffsbaumeister Sebastian Rieder hatte den Gasthof dort gebaut, die Stadt Kelheim pachtete ihn.

Er erwies sich für König und Gefolge angemessen, für den Normalbürger aber unerschwinglich. So kaufte die Stadt letztlich das Gasthaus. Im Laufe der Zeit war es Waldbauernschule, beherbergte Wohnungen, war Heimatmuseum und ist nun – zum wiederholten Male – Stadtarchiv.

Das älteste bekannte Foto der Kreisstadt

1863 beauftragte Ludwig I. –– respektive dessen Sohn – den königlich-bayerischen Hoffotografen Joseph Albert, die Befreiungshalle zu fotografieren. Gleichzeitig sollte er auch eine Aufnahme der Stadt erstellen – als Geschenk an die Kelheimer. Dieses Foto liegt heute im Stadtarchiv Kelheim – entwickelt und als Negativ auf zwei Glasplatten.

„Es ist die älteste bekannte Aufnahme der Stadt und eine Besonderheit“, sagt Stadtarchivar Kulke. „Die Fotografie war ein kostspieliges, herrschaftliches Medium. Auf ihr erkennt man die gerade errichtete neue und die noch erhaltene alte Maximiliansbrücke.“

Wer sein Wissen zu König Ludwig testen möchte, der kann das hier tun: