Neue Kolumne
Zurück ins Grüne: Garteln im Kreis Kelheim beliebt wie nie

09.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:42 Uhr
Zum „Tag der offenen Gartentür“ am 25. Juni öffnen auch in diesem Jahr wieder Privatgärten im Kreis Kelheim ihre Tore. −Foto: Wolfgang Abeltshauser

Der Klimawandel stellt die Gartler im Kreis Kelheim vor Herausforderungen. KreisfachberaterKlaus Petersik gibt ab sofort Tippsrund um den Garten.

Noch verhindert die Winterkälte, dass in den Gärten im Kreis Kelheim fleißig gewerkelt wird. Bald geht es aber wieder los, obwohl laut Klaus Thomas Petersik, 40, eigentlich das ganze Jahr über Gartensaison ist. Der Neustädter ist der Fachberater für Gartenkultur und Landespflege im Kreis Kelheim. Der Landschaftsgärtner kümmert sich dabei nicht nur um die Liegenschaften des Landratsamtes, sondern unterstützt auch die Obst- und Gartenbauvereine. 34 davon gibt es laut dem Kreisvorsitzenden Harald Hillebrand aktuell im Landkreis, einer ist allerdings momentan inaktiv.

Die Vereine zeigen eindrucksvoll, wie gerne die Landkreis-Bewohner garteln: Mehr als 8200 Mitglieder haben die Gartenbauvereine im Kreis. Ihnen steht Kreisfachberater Petersik immer zur Seite: „Es macht mir viel Spaß, den Leuten die eigene Freude und Leidenschaft mitzugeben“, sagt der Experte.

Mehr Gärtner durch Corona?

Und die Zahl der Hobbygärtner scheint sogar zu steigen: „Dieses Jahr mache ich sechs Frühjahrsschnittkurse“, sagt Petersik − „extrem viel“ im Vergleich zu früheren Jahren. Insgesamt steige die Nachfrage nach Kursen, so Petersik. Ob das an der Pandemie und einem möglichen Popularitätsschub fürs Gärtnern liegt, wisse er nicht, sagt Petersik. Tatsache ist ihm zufolge allerdings, dass in der Corona-Zeit mehr Leute im heimischen Grün Zuflucht gesucht haben.

Und auch Harald Hillebrand, Chef des Kreisverbands der Gartenbauvereine, sagt: „Alle Leute, die während Corona ihren Garten hatten, waren total glücklich.“

Zwei Trends erkennt Hillebrand: Naturgärten und Schottergärten. Letztere will Petersik hingegen gar nicht erst als „Gärten“ bezeichnen. „Ich sage da immer Schotterwüsten dazu“, sagt der Fachberater. Und auch Hillebrand moniert den geringen bis nicht vorhandenen ökologischen Nutzen solcher Flächen: „Da lebt höchstens die Steinlaus“, sagt Hillebrand und lacht.

Mehr Pflegeaufwand bei Kiesflächen

Petersik gibt außerdem zu bedenken, dass die „optische Qualität“ der Kiesflächen nach zwei bis drei Jahren extrem abnehmen würde. Denn: „Dann kommt das Unkraut durch.“ Der Pflegeaufwand sei dann ungleich höher, als bei einem offenen Garten.

Der Fachberater freut sich, dass Naturgärten immer beliebter werden: „Auf öffentlichem Grün und in privaten Gärten gibt es mittlerweile viele Wiesen sowie Blühstreifen.“ Der Gärtner freut sich: „Da ist ein Umdenken da.“ Aber nicht nur für Insekten hat die Blühwiese Vorteile. Sie ist auch deutlich weniger pflegeintensiv als Rasen: „Eine Wiese mähe ich nur ein bis zwei Mal im Jahr, einen Rasen von April bis Oktober quasi andauernd“, so Petersik.

Insgesamt wird laut dem Kreisfachberater der Pflegeaufwand im Garten aber immer mehr. Schuld daran ist der Klimawandel. Beispielsweise müsse man heute deutlich öfter gießen als früher. „Und wenn es mal regnet, dann ist es Platschregen“, sagt Petersik – zu viel Wasser auf einmal.

„Das ist mein Garten Eden“

Insgesamt ist Wassermanagement ein großes Thema unter Gartlern. Denn woher das kühle Nass zum Gießen nehmen? „Aus der Leitung wird es ab einer gewissen Menge zu teuer“, sagt Petersik. Wer einen neuen Garten anlegt sollte dem Experten zufolge am besten direkt eine Zisterne einbauen. Das nachträglich zu machen, sei „nicht lustig“. Petersik spricht aus Erfahrung – er hat sich damit plagen müssen. Denn selbstverständlich hegt und pflegt der Kreisfachberater auch leidenschaftlich seinen eigenen Garten in einem Neustädter Ortsteil. „Das ist mein Garten Eden“, sagt er über sein heimisches Grün.

Im Gespräch schwärmt Petersik besonders von seinem Amberbaum – „der schönste Herbstfärber, den es gibt“. Insgesamt habe er viele heimische, aber auch fremdländische Gewächse in seinem Garten, der für ihn auch Versuchslabor und Ideenquelle für Vorträge sei. „Ich gebe nichts weiter, was ich nicht selber ausprobiert habe“, sagt der Techniker im Gartenbau.

Seine Leidenschaft wurde Klaus Petersik übrigens in die Wiege gelegt. „Ich komme aus einer Gärtnerfamilie“, sagt er. Bereits sein Vater und sein Großvater übten den Beruf aus. Dass er in ihre Fußstapfen treten will, sei für ihn früh klar gewesen, erzählt Petersik.

Tag der offenen Gartentür

Die Arbeit im Grünen sei für ihn entschleunigend. „Das nimmt den ganzen Stress. Man kann sich erden.“ So wie Petersik denken viele, die das Garteln, wenn auch nicht zum Beruf, zu ihrem Hobby gemacht haben. Wie beliebt das Garteln im Kreis Kelheim ist, zeigt jedes Jahr der „Tag der offenen Gartentür“, der von den Gartenbauvereinen und dem Kreisfachberater organisiert wird. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2000 haben über 100 Gärten im Landkreis ihre Türen für ein interessiertes Publikum geöffnet. In diesem Jahr ist es am 25. Juni so weit.

Wer seinen Garten vorzeigen möchte, kann sich bis zum 31. März zum „Tag der offenen Gartentür“ anmelden. Die Formulare gibt es bei Klaus Petersik unter Tel. (09441) 207 1241.