Geschichte
Otto Windl erinnert sich ans Kriegsende

Im April 1945 kam Bad Abbach noch einmal unter Beschuss. Auch die Panzersperren prägten sich dem damals 13-Jährigen ein.

24.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:07 Uhr
Gabi Hueber-Lutz

Skizze einer Panzersperre.

Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Auch heute noch erinnern sich Zeitzeugen daran, wie sie den Krieg im eigenen Ort erlebten. Otto Windl hatte sich 1966 daran gemacht, seine Erinnerungen an den Krieg in Bad Abbach aufzuzeichnen.

Zu Kriegsende 1945 war der spätere Oberregierungsvermessungsrat 13 Jahre alt und einige Ereignisse haben sich ihm ins Gedächtnis gebrannt. So der Bombenteppich, der am Faschingsdienstag 1944 Bad Abbach traf, statt der eigentlich angepeilten Messerschmitt-Werke in Regensburg. Es war der 22. Februar und die Bad Abbacher Bevölkerung hatte keine Schutzräume aufgesucht, da die Bombardierung so unerwartet gekommen war. Im Nachhinein ein großes Glück, denn der Schutzkeller bei der Werkstätte Kötterl wurde völlig zerstört. Dieser Keller galt als sehr sicher und normalerweise hielten sich bei Alarm mindestens 50 Menschen darin auf. Eine Tote gab es aber trotzdem: Maria Bucher, die Mutter der Fuhrunternehmersgattin Creszenz Fischer. Das Anwesen der Fischers lag am Kalkofenring und Maria Bucher machte gerade Brennholz klein, als die Bomben fielen. Nur mehr ein Handschuh wurde von ihr gefunden.

Riesenglück dagegen hatte die Mutter des damals schon im Ruhestand lebenden Forstoberamtmanns Platiel. Sie hielt sich im Haus der Platiels auf, das unterhalb des Anwesens Fischer gestanden hatte. Dieses Haus wurde durch die Gewalt der Bombenexplosion den Berg hinunter geschleudert und völlig zerstört. Wie durch ein Wunder überlebte die hoch betagte Frau fast ohne Verletzungen. Noch sehr lebhaft erinnerte sich Otto Windl an die Beschießung Bad Abbachs im April 1945, kurz vor Kriegsende also. Einen Tag und eine Nacht dauerte diese Beschießung und sie traf den Ort nicht unvorbereitet. Besonders prägten sich dem Dreizehnjährigen zwei Ereignisse ein: die SS-Soldaten, die zum Schutz des Ortes aufmarschierten und die Panzersperren, die rund um den Ortskern errichtet wurden.

Die Verteidiger des Ortes waren schnell ausgehobene Verbände der Waffen-SS, Jugendliche von 15 bis 17 Jahren. Sie marschierten durch den Ort und gingen entlang der Donau in Stellung. „Die Mäntel waren den Jungen zu lang, die Helme zu groß und das Gepäck und die Waffen zu schwer. Einige heulten laut heraus“, schreibt Windl in seinen Erinnerungen. Der junge Otto gesellte sich zu den Soldaten, die sich am Hochwasserdamm verschanzten. Die meisten hätten recht überheblich und überlegen getan. Einige aber saßen „wie verängstigte Mäuse in ihren Löchern und zitterten den Dingen, die da kommen sollten entgegen“.

Wenig zimperlich ging es auch bei der Errichtung der Panzersperren zu. Höhere Offiziere und Funktionäre der Kreisleitung kamen nach Abbach und wählten die Lage der Sperren aus. Der Volkssturm sollte sie errichten. Ein Abbacher, der leitende Funktion im Volkssturm hatte, wagte zu fragen, ob diese Anlagen wirkungsvoll seien und ob die älteren Männer des Volkssturms sie errichten könnten. Die Erwiderung des Offiziers sei ihm fast wörtlich im Gedächtnis geblieben: „Wenn nicht bis … die Sperren stehen, hängen Sie an einem Baum!“ Besonders beeindruckt war der Bub davon, wie viel gutes Holz innerhalb weniger Stunden beschlagnahmt werden konnte, wo es doch schon seit Jahren kein Rohmaterial mehr gegeben hatte.

Das Holz sei später zur Instandsetzung zerstörter Häuser verwendet worden. Allerdings sei es schwer zu bearbeiten gewesen, wegen der vielen Granatsplitter, die bei der Beschießung darin eingeschlagen hatten.

Am Montag, 27. April findet in Alkofen die Einweihung eines Gedenksteins statt. Treffpunkt ist um 18.15 Uhr am Hof von Franz Heimler, Oberer Wörth 9, anschließend Andacht am Gedenkstein.