Gemeinderat
Brandler müssen kleiner bauen

Der Ort soll seinen dörflichen Charakter behalten. Die Abstandflächenregelung setzt den Bauwilligen Grenzen.

04.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:36 Uhr
Renate Beck
Um die Zahl der Wohneinheiten und Stellpätze zu regeln werden die Bebauungspläne überarbeitet. Der große Abstand von Haus zu Haus bleibt. −Foto: Renate Beck

Emotional berührte Zuhörer verfolgten während der Gemeinderatssitzung die offene Diskussion zum Thema Abstandsfläche. Erst kürzlich wurde vom Freistaat Bayern eine Novelle der Bayerischen Bauordnung beschlossen, welche die Maße der Abstandsflächen verkürzt. Den Gemeinden wurde allerdings die Möglichkeit gegeben, per Satzung eine abweichende Länge der Abstandsflächen festzulegen.

Um den dörflichen Charakter zu behalten, entschloss sich das Gremium Anfang des Jahres einstimmig, die bisherige Abstandsregelung beizubehalten (die MZ berichtete).

Eine „kleinräumige Besiedelung mit ausreichend großen Gartengrundstücken zur Erhaltung und Verbesserung der Wohnqualität“ ist das Brandler Ziel. Dort, wo es passt, sollten trotzdem Abweichungen ermöglicht werden. Dies aber stößt nun im Landratsamt auf Ablehnung. Ausführlich erklärten Bürgermeister Thomas Krebs und Geschäftsstellenleiter Ludwig Rappl in dieser Gemeinderatssitzung die Abstandsflächenregelungen nach der Bayerischen Bauordnung. Rappl gab dazu den Hinweis, dass Garagen in die Abstandsflächen hineingebaut werden dürfen.

„Sollen wir unsere Abstandsflächensatzung kippen?“ fragte Krebs die Räte. Dann dürften auch große Mehrfamilienhäuser nahe an die Grenze gebaut werden. Gemeinderat Anton Waldhier gab zu Bedenken, dass Bauen in Zukunft sehr teuer wird. „Wir werden enger zusammenbauen müssen. Wir sollten uns die Zukunft nicht verbauen!“ Alle anderen Mitglieder des Gremiums wollten keinen Rückzieher machen und die Satzung nach wie vor so belassen. Mit einer Gegenstimme bleibt sie somit bestehen. Im nachträglichen Gespräch mit der Reporterin erklärte Bürgermeister Krebs die Problematik. Er sagte, dass die Ablehnung durch das Landratsamt derzeit nur ein paar Einzelfälle treffe. „Architekten und Planer kennen den nötigen Abstand, arbeiten ihn aber nicht ein.“

Oft gehe es dabei nur um Zentimeter. „Ob ein oder hundert Zentimeter ist völlig egal.“ Nun will sich der Bürgermeister mit der zuständigen Baubehörde zusammensetzen und versuchen, eine Lösung zu finden. Denn: „Ihrlerstein hat ja die Bauhoheit“, so Krebs. Fast 300 freie Baulücken gibt es verteilt in ganz Ihrlerstein. Rund 40 davon befinden sich im etwa 25 Jahre alten Baugebiet am Rabenweg. Der dazu gehörende Bebauungsplan wird nun als erster überarbeitet. Gewichtiges Thema dabei ist die Regelung über die Zahl der Wohneinheiten und Stellplätze.

Kein Gebäude, sondern ein Soccer-Ground wird demnächst auf dem oberen „alten“ Fußballplatz errichtet. Für dieses Minispielfeld in Kostenhöhe von 45 000 Euro stellte der SVI bereits im Vorfeld der Sitzung einen Antrag auf Bezuschussung. Wie Gemeinderat Adolf Rösch nun dem Gremium erklärte, will der Sportverein versuchen, diese Anschaffung durch Eigenmittel und Sponsoren selbst zu stemmen. Der Verein komme nur dann auf die Gemeinde zu, wenn das Geld nicht ausreichen sollte. Da dieser Soccer-Ground nicht nur für Mitglieder, sondern außerhalb des Spielbetriebs „für alle“ zugängig sein soll, steht der Gemeinderat dem Antrag relativ offen gegenüber.