Frühschoppen
Grünes Familienfest mit Weltrettern

Anton Hofreiter und Katharina Schulze drücken auf den Klimaschutz und haben hoheitlichen Beistand dabei.

02.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:36 Uhr

Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, und Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen,im Weinzelt auf dem Gillamoos Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Grünen feiern ein gut gelauntes Familienfest vor vollem Haus. Im Weinstadel arbeiten Katharina Schulze, Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, und Anton Hofreiter, Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, die erwarteten Themen ab: Klimaschutz, Öko-Landbau, Energiewende. Die Spitzenpolitiker haben hoheitlichen Beistand dabei: Carina Bichler, Bayerns Bio-Königin.

„Teilt mit mir eine Vision“, ruft die Allgäuerin dem Publikum zu und schaut ins Jahr 2050: Die Energiewende ist bis dahin geschafft, der Strom grün, Flüsse und Meere von Müll befreit und Öko-Landbau macht 80 Prozent aus, malt Bichler die Zukunft aus. Die Lebensmittelpreise spiegeln dann die wahren Erzeugungskosten wider und Bioprodukte sind günstiger als konventionell erzeugte, so die Vision. „Das alles ist machbar“, spricht die Bio-Königin Mut zu – „wenn wir gemeinsam daran arbeiten.“

Jens Marco Scherf, grüner Landrat aus Miltenberg, schafft es nicht als Redner zum Gillamoos: Er hat den Anschlusszug verpasst. Für Anton Hofreiter ist daseine Steilvorlage, um gegen die Berliner Verkehrspolitik zu ätzen. Er fordert Vorfahrt für Busse, Bahnen und für Öko-Autos, die erneuerbare Energie tanken und in denen recycelbaren Rohstoffe verbaut sind. „Wir müssen endlich Verantwortung übernehmen dafür, was wir mit dem Rest der Welt anrichten“, ruft Hofreiter und erntet tosenden Applaus.

„Mit Naturgesetzen verhandelt man verdammt schwer.“Anton Hofreiter

An Angela Merkel macht er den Stillstand fest: „Die Kanzlerin sagt: Jetzt muss Schluss sein mit Pillepalle bei der Klimapolitik. – Ja, das würden wir auch sagen. Aber wer regiert denn seit 14 Jahren?!“ Hofreiter ruft auf, globale Zusammenhänge zu realisieren, und erzählt vom „sogenannten Wirtschaftsflüchtling“, den der Welthandel arbeitslos macht und zur Flucht zwingt, um in Deutschland Geld zu verdienen, damit die Kinder nicht hungern. „Um solche Dinge zu ändern, bräuchten wir aber eine Landwirtschaftsministerin, die nicht Werbeclips dreht, sondern sich für eine vernünftige Politik einsetzt.“

Dann greift Hofreiter zurück auf seine Zeit als Artenvielfalt-Forscher mit Schwerpunkt Südamerika und zoomt auf Brasiliens Präsident und das Amazonas-Gebiet, wo Futter für die Massentierhaltung erzeugt wird: „Wenn Bolsonaro und seine Spezln exportieren wollen, müssen wir ihm sagen: Wenn du Menschenrechte und Klimaschutz umsetzt, können wir drüber reden.“ Zu Verhandlungen habe die Menschheit keine Zeit. „Denn mit Naturgesetzen verhandelt man verdammt schwer.“

Anton Hofreiter erntet viel Beifall, aber Katharina Schulze stiehlt ihm zeitweise die Schau. Sie streift die Wahl in Sachsen und Brandenburg, stößt auf historische Erfolge der Grünen an und bekennt: „Bei den AfD-Zahlen wurde mir ganz anders.“ Die Wahl sei der Auftrag, klare Kante gegen Rechts zu zeigen.

Frauenrechte sind ein Kampfplatz der grünen Spitzenfrau. Sie will „Bayern zum ersten gleichberechtigten Bundesland“ machen und sagt mit Blick auf Berlin: „Der Bundestag trieft vor Testosteron. Wir brauchen eine Hälfte-der-Macht-Gesetz.“

„Markus Söder ergrünt, ohne zu erröten.“Katharina Schulze

Klimaschutz ist auch bei Schulze ein Kernthema. Über Ministerpräsident Markus Söder spottet sie: „Er ergrünt, ohne zu erröten.“ In der Natur nenne man das Mimikry, also: länger leben durch Täuschung. Söder versuche, das Überleben der eigenen Art – der CSU – zu sichern.

Die Rettung der Welt nennt Schulze „ein großes, visionäres Projekt“, das alle Menschen mobilisieren müsse: „Du kriegst die Welt nicht besser gemeckert – du musst sie besser machen.“

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