Info-Veranstaltung
Nationalpark-Pläne regen Diskussion an

Nach vierstündigem Für und Wider im Landratsamt Kelheim war klar: Zu einem Schutzgebiet „Donau-Auen“ gibt es Gesprächsbedarf.

11.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr

Nach ausgiebiger Kreistags-Debatte hatten auch die weiteren Besucher noch die Möglichkeit zu Wortbeiträgen (im Bild Staatsforsten-Vorstand Reinhardt Neft). Doch geklärt sind längst noch nicht alle Punkte. Foto: Hutzler

Von vorsichtigem Lob bis zu lautstarker Ablehnung reichten am Freitag im proppevollen Landratsamts-Saal die Reaktionen aufdie Pläne des Umweltministeriums für einen Nationalpark Donauauen. Fast vier Stunden dauerte die Info- und Frage-Runde mit Umweltministerin Ulrike Scharf, zu der Landrat Martin Neumeyer fast alle 60 Kreisräte begrüßte, etwa ebenso viele Vertreter von Verbänden, Behörden, Kommunal- und Landespolitik sowie rund 100 interessierte Bürger, darunter Angler, Wassersportler, Naturschützer, Forstleute.

Ein Kernthema war die Frage, ob der Kreis Kelheim einen Nationalpark überhaupt braucht. So argumentierten Jäger, Angler, aber auch Anwohner, dass im Kreis Kelheim eh ein gutes Gleichgewicht herrsche: zwischen dem Naturschutz in der Weltenburger Enge einerseits, und andererseits der touristischen, land-/ forstwirtschaftlichen und Freizeit-Nutzung entlang der Donau. Da brauche man nicht noch einen Nationalpark (NP) „übergestülpt“, der womöglich Scharen zusätzlicher Touristen anziehe, sagte zum Beispiel Regina Bauer, Frauenunion Neustadt.

Ministerin Scharf hatte neben der Bedeutung eines NP für Natur, Artenvielfalt und Hochwasserschutz immer wieder auch die touristische Anziehungskraft eines NP herausgestellt. Dem hielten mehrere Redner die forstwirtschaftlichen Verluste durch das Nutzungsverbot in der NP-Kernzone entgegen. Ministerin Scharf erwiderte, dass 10 000 Hektar NP-Fläche gerade mal 1,3 Prozent des Staatswaldes entsprächen: „Ich glaube, dass sich Bayern das durchaus leisten kann“.

Einige Redner kritisierten, dass ein Nationalpark Donau- und Isarauen nicht wie gesetzlich gefordert „weitgehend unzerschnitten“, sondern aus mehreren Gebieten zusammengestückelt wäre, unterbrochen von Staustufen, landwirtschaftlichen Flächen, Siedlungsgebieten. Fachreferentin Ursula Schuster sah indes durch die verbindende Donau selbst das Ziel „ungestörter ökologischer Abläufe“ im NP gegeben – „auch wenn die Auwälder nicht so unzerschnitten sind wie der Bayerische Wald“, räumte sie ein.

Dessen NP-Leiter Dr. Franz Leibl bestätigte, dass dort der Borkenkäfer jahrelang ein dominantes Thema war. In der Kernzone des NP werde der Käfer gar nicht bekämpft; in der „Entwicklungszone“, die sukzessive der Natur überlassen wird, werde er noch etwa ein Jahrzehnt bekämpft; in einer eigens eingerichteten Randzone innerhalb des NP-Gebiets dauerhaft. „Das hat sich bewährt“.Zum Kelheimer Thema „Asiatischer Laubholzbock-Käfer“ sagte Leibl klar: „So eine eingeschleppte Art würde ich bekämpfen“.

Den wohl größten Zuhörer-Anteil stellten Angler und Fischer. Sie warnten mit Nachdruck, dass ein NP ihre Fischereirechte beschränken könnte; direkt sowie durch Betretungsverbote. Einschränkungen befürchtet auch der Kelheimer Kanuclub, betonte Hanne Koch-Steindl. Bestehende Rechte, auch z.B. in der Personenschifffahrt, hätten Bestandsschutz, versicherte die Ministerin. Sie bot Jägern, Anglern, Touristikern, aber auch den Bürgermeistern von Kelheim und Neustadt weitere Diskussionsveranstaltungen an. Auch Landrat Neumeyer betonte, dass die Veranstaltung am Freitag nur ein Auftakt gewesen sein könne: In Workshops müssten alle Themen und Bedenken ausführlich diskutiert werden.

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