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Nürnberg kämpft gegen den Silvester-Müll

02.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:16 Uhr
Nach der Silvesternacht türmt sich der Silvestermüll in Nürnberg wie hier im Archivpark im Schatten der Kaiserburg. −Foto: Pelke

Böllerreste hier, Sektflaschen dort: Der Kehraus nach den ersten Silvesterfeierlichkeiten ohne Corona-Beschränkungen fällt in Nürnberg offensichtlich etwas größer aus.Auf den Straßen und Plätzen rund um das nächtliche Epizentrum in der Altstadt stapelt sich am Sonntagmorgen der Müll in den Abfalleimern und auf den Gehwegen.

Besonders viele „Hobby-Pryotechniker“ haben sich beispielsweise im Archivpark im Schatten der Kaiserburg ausgetobt. Außerhalb der Stadtmauer haben die Nürnberger nach der Corona-Pandemie wieder Raketen nach Herzenslust in den Himmel steigen lassen dürfen. Lediglich rund um die historischen Sehenswürdigkeiten zwischen Lorenzkirche, Rathaus und Sebalduskirche hatte die Stadt für die Silvesternacht relativ weiträumige Böllerverbote erlassen.

Extraschichten erwartet

Im Rathaus haben sich die Verantwortlichen derweil bereits im Vorfeld auf ein erhöhtes „Kracheraufkommen“ eingestellt. Bürgermeister Christian Vogel (SPD) hat sich als Chef der städtischen Müllabfuhren und Straßenreiniger bereits auf Extraschichten zum Start ins neue Jahr eingestellt. Nach dem Ansturm auf Böller, Raketen & Co. werde das Müllaufkommen laut Vogel heuer wohl leider wieder auf einem relativ hohen Vor-Corona-Niveau liegen. „Ich rechne in diesem Jahr mit rund 20 Tonnen Silvester-Müll“, hat Vogel im Vorfeld prognostiziert.

Während der letzten beiden Corona-Silvester war das Müllaufkommen noch in den Keller gerutscht. In den Jahren vor der Covid-Pandemie habe Nürnberg regelmäßig Silvestermüll zwischen 15 und 20 Tonnen produziert. Um dem erneuten Müllaufkommen zum Jahreswechsel wieder Herr werden zu können, seien laut Vogel zusätzlich 25 bis 30 Handreinigungskräfte am Start. „Dazu kommen zwei große und eine kleine Kehrmaschine sowie drei Transporter für den Straßenkehricht und vier kleine Transporter für die Papierkorb-Entleerung.“

Diese Sonderkommandos würden von der normalen Straßenreinigung unterstützt. Bis zur Wiederherstellung des Normalzustandes werde es laut Vogel wohl aber „eine gewisse Zeit“ trotz aller Extra-Anstrengungen benötigen.

Insgesamt nimmt das Müllaufkommen in Nürnberg trotz aller Krisen zu. Nach 2019 mit etwa 6600 Tonnen haben die Nürnberger im Jahr 2020 bereits über 6620 Tonnen und 2021 sogar schon fast 7500 Tonnen im ganzen Jahresverlauf wohl auch vor dem Hintergrund wachsender Bevölkerungszahlen produziert.

Laut Vogel sei zu befürchten, dass sich dieser relativ unrühmliche Aufwärtstrend auch beim Silvestermüll heuer weiter fortsetzen werde. „Aber wer weiß, vielleicht haben wir ja einen guten Start ins neue Jahr erwischt und es wird weniger“, hat sich Vogel kurz vor dem Countdown zum Jahreswechsel noch optimistisch gegeben.

Vogel selbst ist übrigens kein Fan von Raketen und Heulern. „Ich verzichte persönlich bereits seit 25 Jahren auf das Anzünden von Feuerwerkskörpern“, sagt Vogel und führt für diese bewusste Entscheidung gute Gründe ins Feld. Neben dem steigenden Müllaufkommen sei auch die Belastung mit Feinstaub ein Problem.

Verständnis für den Spaß

Außerdem würden sich zahlreiche Flüchtlingen aus Kriegsgebieten wie der Ukraine momentan in der Stadt aufhalten. Diese Menschen würden mit Raketen und Kanonenschlägen kaum einen glücklichen Jahreswechsel verbinden. Trotzdem habe Vogel durchaus Verständnis für den Spaß an dem nächtlichen Himmelsspektakel, betont Vogel und appelliert gleichzeitig an die Eigenverantwortung der Großstädter. „Wer den Müll macht, räumt diesen nach dem Ausschlafen am Neujahrstag auch wieder weg“, wünscht sich Vogel.

Derweil sind am Sonntagvormittag nach Silvester trotz des schönen Wetters beispielsweise im Archivpark keine Böllerfans mit Kehrbesen und Schaufel zwischen den vielen Spaziergängern mit und ohne Hund zu sehen. Aber vielleicht schlafen viele Kracherfans noch nach der ausgelassenen Raketennacht.