Regensburger Alpenverein
Die große Liebe zu den Bergen: DAV-Ikone Toni Putz macht 50 Jahre Ehrenamt voll

11.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:56 Uhr
Andrea Leopold
Toni Putz vor kurzem auf einer Hochtour in den Bergen −Foto: Putz

Ein halbes Jahrhundert Ehrenamt hat Toni Putz vom Regensburger Alpenverein bereits auf dem Buckel. 2012 erhielt er für dieses Engagement sogar das Bundesverdienstkreuz und die Ratisbona Verdienst-Nadel für herausragende Tätigkeit im Verein. Woher kommt nun die unermüdliche Ausbildungsarbeit des begeisterten Bergsteigers Putz?

Dass das Bergsteigen und Klettern süchtig machen kann, wissen alle, die es betreiben. „Es ist eine Sucht“, bestätigt Putz, selber seit 1966 aktiver Bergsteiger im DAV und jahrzehntelanger Vorstand des Vereins. „Man kann nicht davon lassen, wenn es einmal angefangen hat“.

Angefangen hat es bei ihm schon in der Kindheit. Im Jahr 1948 geboren ist der kleine Toni zusammen mit der Mutter, der Großmutter, dem Vater und den drei Geschwister in den Bergen unterwegs. Als Kind hat ihn die Landschaft der Bergwelt schon fasziniert. Später in der DAV-Jugend waren die Bergerlebnisse für ihn „eine enorme Bereicherung“. Das Faszinierende sieht er auch in der Stille einer schneebedeckten Landschaft, die jedes Geräusch verschluckt und die Silhouetten dort.

Hier hat Putz auch zum Fotografieren begonnen. Auch heute noch schaltet er das Handy aus, wenn er unterwegs ist. Achtsam sein, im Hier und jetzt leben – in der Jugendzeit beim Toni noch kein Begriff – hat er dennoch praktiziert. Den Reiz der Berge zu beschreiben fällt schwer: „Mach es selber, dann weißt es“, lautet sein Ratschlag.

Hochtourenführer seit 1978

In der Gymnasialzeit ist er bereits Fähnleinführer und begeisterter Berggeher. „Das war mir immer sehr viel wert, die Kameradschaft und gemeinsame Erlebnisse“, erzählt der Bergsteiger. Eine erste Jugendfahrt führt die Gruppe 1968 auf die alte Regensburger Hütte. Mit erst 24 Jahren übernimmt er eine Jugendgruppe. 1972 knüpft er Kontakte mit der Sektion Brixen und man trifft sich auf der Peitler Knappenhütte. Der Beginn einer mittlerweile 50-jährigen Sektionspartnerschaft. 1978 besteht er die Prüfung zum Hochtourenführer, danach zum Skitourenführer, er organisiert Sektionstouren. „Das habe ich immer gerne gemacht!“ erinnert er sich, „weil mir das Bergsteigen so Spaß gemacht hat und anderen Leuten was beizubringen“.

Von 1985 bis 2010, ganze 25 Jahre, war er Vorsitzender des DAV Regensburg. Danach beendete er die Vorstandsarbeit. „Ich wollte nach meiner Pensionierung mehr Freiheit haben“. Zu der Zeit liebäugelte er schon mit einem mehrjährigen Aufenthalt in Bolivien. Dort wurde er schon im jungen Alter von 24 unheilbar mit dem Bergsteigervirus infiziert.

1972 war er auf einer Expedition dorthin dabei. Alfons Goppel, der damalige Ministerpräsident in Bayern, hatte der Jugend 2000 Mark spendiert. „Da fahren wir jetzt gscheit furt“, waren sich die Bergsteiger einig. Eine Expedition sollte es schon sein. Der Himalaja schien ihnen jedoch eine Nummer zu groß. Der Plan: Bolivien mit einer hohen Ausgangslage von 4000 Metern. „Das war ein super Erlebnis“, erinnert sich Putz begeistert.

Danach kehrte er fast jährlich zurück nach Bolivien. Erst im Jahr 2017 konnte er den Plan für einen längeren Aufenthalt verwirklichen. Ein dreiviertel Jahr ging er mit seiner Frau nach La Paz, beide unterrichteten in Schule und Kindergarten. „Ich muss sagen, ich bin heilfroh, das gemacht zu haben. Es war eine harte, aber wunderschöne Zeit an der Schule“.

Die letzte Klettertour

Aufregende Erlebnisse kamen schon zusammen in den fast 70 Jahren Bergsteigen. So erzählt er von einer Alpin-Klettertour zu Dritt auf die Große Fermeda in der Geislergruppe. „Das war meine letzte Klettertour, danach nie wieder!“ schwor er sich. Ein Kletterer, der vorher geprahlt hatte, streikte bei der nicht allzu schwierigen Tour am Gipfel, als es ans Abseilen ging. So musste die Gruppe alle Seillängen wieder abklettern - ein Wahnsinnsaufwand- bei dem es ewig spät wurde. Bei Dunkelheit und Kälte kam ihnen der besorgte Hüttenwirt mit Teekannen entgegen.

Auf einer Skitour musste die Gruppe um Putz das Abfahren in eine steile Rinne bei verlockendem Schnee bereuen. Die rasante Bergfahrt endete in einer tiefen Schlucht. Um wieder aus der Schlucht zu gelangen musste die Gruppe mit Ski und Stiefeln über Felsblöcke nach oben kraxeln.

Aus Leichtsinn hat er einmal bei der Vernagthütte eine Lawine ausgelöst. Er querte einen Hang mit Schneeverwehungen und alten Spuren ohne Abstand zu halten. Ein richtig gefährlicher „Anfängerfehler“ (Putz) passierte beim Großvenediger. Beim Hüttenaufstieg im Frühjahr musste die Gruppe einen See passieren. „Vor uns sahen wie eine Gruppe mit Bergführer darüber gehen. Als wir nachgingen ist uns das Wasser in die Schuhe geschwappt. Brandgefährlich!“, urteilt er heute darüber. Aber: „Ein bissl Glück braucht man halt auch“, meint er verschmitzt.

Seit seiner lange aufgeschobenen beidseitigen Knie-Operation „geht’s jetzt wieder super, vor allem Bergab“, freut er sich und genießt den Spätherbst bei einem Treffen mit den Brixener Freunden auf der Alten Regensburger Hütte.