Umwelt
Modell Zengerwiese

Für mehr Gewässerschutz nutzt Regenstauf ein uraltes Recht aus dem Jahr 1531.

20.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:19 Uhr
Jürgen Bleier und Josef Schindler (rechts) sind von der Zengerwiese, die Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet, begeistert. −Foto: Zaus-Vogl

Zwei Dinge, die auf den ersten Blick nicht nur auf der Zeitschiene weit auseinanderliegen, finden in der Marktgemeinde zusammen: das Bewirtschaftungsrecht für die sogenannte Zengerwiese, das im frühen 16. Jahrhundert an 111 Regenstaufer Bürger gestiftet wurde und die dringenden Anliegen des Natur- und Gewässerschutzes. Die Zengerwiese, das sind knapp 4,5 Hektar Wiese am Regenufer, unmittelbar an der Gemeindegrenze zum Zeitlarner Ortsteil Laub.

Diese Zengerwiese präsentierte sich bei einem Ortstermin von Bürgermeister Josef Schindler und Marktgemeinderat Jürgen Bleier, einem passionierten Jäger und Angler, als ungemein vielfältiger Lebensraum, wie der Markt mitteilte. Dort brüten Wildenten, Wildgänse und Schwäne. Hasen und Rehen dient die Wiese, die von Spaziergängern wenig genutzt wird, als Kinderstube. „Es ist beeindruckend, was man alles entdeckt, wenn man genau hinschaut“, sagte Schindler. „Die Wiese ist eine Schau“, begeisterte sich Bleier über die Vielfalt des Geländes, das zur Regenstaufer Jagd gehört. Für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, sagte Bleier, sei sie zu schade.

Als 1531 der Regenstaufer Hans Kölbl die Zengerwiese „für ewige Zeiten“ den Regenstaufer Bürgern schenkte, ging es ihm darum, den damals 111 Bürgern mit jährlich wechselnden Bewirtschaftungsrechten der Wiese ein zusätzliches Einkommen zu verschaffen. Das Recht auf die Bewirtschaftung der Wiese liegt bis heute bei den Nachkommen dieser Bürger oder den Besitzern der entsprechenden Flurnummern. Eigentümer der Wiese ist seit 1922 der Markt Regenstauf.

Bis heute erhalten jährlich zwölf Rechtler das Nutzungsrecht an jeweils einem Zwölftel der Wiese. Da die Rechteinhaber größtenteils keine Landwirte mehr sind, verpachteten sie das Nutzungsrecht. Heuer ging die Marktverwaltung mit Einverständnis der Rechteinhaber neuen Wege. Der Markt selbst verpachtete die Fläche an zwei Landwirte, senkte den Pachtzins und erhöhte dafür die Umweltauflagen.

In den Nutzungsverträgen stehen jetzt Vereinbarungen zum Boden- und Wasserschutz. Das Ausbringen von Gülle, Jauche, Festmist und sonstigen organischen und mineralischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln ist verboten. Der Markt verlangt wegen der Auflagen eine ermäßigte Pacht. Die Rechtler hingegen erhalten vom Markt eine Pacht. Für Schindler ist das ein Modell, das er für weitere landwirtschaftliche Flächen im Besitz der Gemeinde anstrebt. Er bemühe sich, die Interessen der Landwirtschaft und des Umweltschutzes zu verbinden.