Spendenaktion gestartet
Solidaritätswelle: So geht es Regenstaufer Familie nach verheerendem Brand

10.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:39 Uhr
Anpacken für Papa: Alexander Lang in der Küche seines Vaters. Gemeinsam mit seiner Schwester Annika rettet er im Moment das, was noch zu retten ist. −Foto: Fotos: Philip Hell

Am 21. Januarbrannte es im Haus der Familie Langin Regenstauf (Landkreis Regensburg) lichterloh. Ein Teil des Hauses ist seither unbewohnt. Heute blickt die Familie nach vorne – mit breiter Unterstützung aus dem Ort.



Christian Lang sitzt auf der Eckbank, durch das Fenster hinter ihm kann man auf Regenstauf hinunterblicken. Die Wintersonne strahlt in die Küche, im Hintergrund dudelt das Radio. Kaffee steht auf dem Tisch. Das Haus der Langs auf dem Schlossberg ist ein heimeliger Ort. Christian Lang kam hier zur Welt. „Eine Hausgeburt, ja sowas gab es in den 50ern noch“, sagt der 64-Jährige. Gleichzeitig ist es der Schauplatz eines der schlimmsten Erlebnisse in seinem Leben.Hier brannte seine Wohnung am 21. Januar lichterloh.

So können Sie an die betroffene Familie spenden

Inzwischen gibt es eine Spendenaktion für die Familie Lang. Die Marktgemeinde Regenstauf hat gemeinsam mit der Evangelischen Kirche ein Spendenkonto bei der Sparkasse aufgesetzt. Die IBAN lautetDE0875050000002087 2123. Die BIC lautetBYLADEM1RGB. Wer etwas spenden möchte, soll den Verwendungszweck„Wohnungsbrand Lang“angeben.

Viel weiß Lang nicht mehr von diesem verhängnisvollen Samstagnachmittag. „Ich habe mir etwas auf dem Ofen warm gemacht, habe gegessen und bin dann ins Schlafzimmer gegangen.“ Sein Bruder Ludwig ergänzt: „Er war am Vormittag bei der Dialyse, danach schläft er immer wie ein Stein.“ Ludwig Lang war gerade auf dem Weg zum Einkaufen, als er die Rauchmelder hörte. „Dann kam mir schon heißer Rauch entgegen.“ Sofort habe er einen Notruf abgesetzt.

Brand in Regenstauf: Glück im Unglück

Die Feuerwehr kam schnell. „Ein Glücksfall! Die hatten gerade eine große Übung hinter sich und saßen schon beisammen.“ Es folgten bange Minuten. „Ich habe noch die Katzen jammern gehört und dachte mir: Vielleicht krieg ich noch die Balkontür auf.“ Doch das Feuer breitete sich zu schnell aus. „Sie sind schnell gestorben, hat die Feuerwehr gesagt. Zwei, drei Mal haben sie noch eingeschnauft, dann waren sie...“ Lang bringt es nicht über das Herz, es auszusprechen und haut auf den Tisch. Der Verlust der Tiere schmerzt auch seinen Bruder Christian. „Sie fehlen jeden Tag.“ Wach wurde das Brandopfer schließlich von Schritten im Gang. „Ich dachte, jemand trägt etwas herum.“ Als er die Tür öffnete, standen ihm zwei Feuerwehrleute gegenüber. Heißer Rauch schlug ihm entgegen. „Die haben mir eine Schutzmaske aufgesetzt und mich hinausgeführt.“

Lesen Sie auch:Der verlorene Sohn – Wie ein Regenstaufer seinen siebenjährigen Jungen aus Afrika rettete

Eine Nacht lag Lang im Krankenhaus, er erlitt bei dem Brand eine leichte Rauchvergiftung. „Wie durch ein Wunder“ sei ihrem Vater so wenig passiert, sagt Annika Lang. „Wären die beiden Türen zwischen Küche und Schlafzimmer offen gewesen, wäre es nicht so glimpflich ausgegangen.“

Nun beginnt das Aufräumen nach dem Schock

Annika Lang kümmert sich mit ihrem Bruder Alexander gerade darum, die Wohnung des Vaters auszuräumen. „Aus dem Wohnzimmer sind eigentlich nur noch die Fotoalben zu retten. Alles andere müssen wir wohl wegschmeißen. In der Küche ist gar nichts mehr zu gebrauchen.“ Selbst die Gegenstände, die nicht gebrannt haben, sind reif für den Sperrmüll. „Der Rauchgeruch haftet an allem. Es ist wirklich alles von dem giftigem Rus kontaminiert.“ Noch am Abend des Brandes betrat Annika die Wohnung des Vaters zum ersten Mal. „Es fühlt sich so an, als ob es nicht unser Zuhause wäre, als ob es ein Tatort ist.“ Kurz nach dem Brand hätten ihr Bruder, ihr Freund und sie „nur funktioniert“, sagt die 25-Jährige. „Erst als wir uns abends mal hingesetzt haben, ist das Geschehene so richtig durchgedrungen“, sagt Alexander Lang.

Lesen Sie auch:Kollersried – Dorfgemeinschaft kämpfte gemeinsam gegen den Großbrand

Vater Christian sei erst nach einer Woche wieder nach oben gegangen. Noch heute fällt es ihm schwer, die Wohnung zu betreten. Unterschlupf gefunden hat er bei seinem Bruder, der ein Stockwerk unter ihm wohnt. Schon wenige Tage nach dem Brand lief eine Solidaritätsaktion an. Zunächst wurde über Paypal Geld für Christian Lang gesammelt. Inzwischen haben sich der Markt Regenstauf und die Evangelische Kirche gemeldet und ein Spendenkonto eingerichtet. Die Solidarität sei groß, berichten die Langs. „Unsere Familie ist schon immer in Regenstauf. Man kennt sich halt“, sagt Annika Lang.

Langsam zurück in den Alltag

Er werde oft auf den Brand angesprochen, sagt Ludwig Lang. „Es kommt dann immer wieder hoch. Aber klar, man hat auch ein Redebedürfnis.“ Wichtig sei es der Familie, die Normalität Stück für Stück wiederzubekommen. „Man hat ja auch noch einen Alltag“, sagt Ludwig Lang. Für seinen Bruder bedeutet das auch nach dem Brand: „Die Dialyse läuft weiter, drei mal die Woche.“ Das helfe ihm durchaus, wieder in die Normalität zurückzufinden, sagt Christian Lang. „Die Ärzte wissen es, sie reden auch mit mir darüber.“

Die Familie rechnet damit, dass die Wohnung in ungefähr sechs Monaten wieder bewohnbar ist. „Es kommt noch einiges an Arbeit auf uns zu“, sagt Annika Lang. „Aber wir haben viel Hilfe von allen Seiten.“