Nachruf
Trauer um den Regensburger DAV-Vorsitzenden: Joachim Kerschensteiner ist tot

24.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:03 Uhr
Andrea Leopold
Joachim Kerschensteiner war seit 2021 Vorsitzender der Sektion Regensburg des Deutschen Alpenvereins. −Foto: Anja Freunek

Der Tod ist eine unwiderrufliche Leerstelle. Ein verstorbener Mensch hinterlässt nicht nur ein Vakuum in seiner Familie, es sind auch die vielen kleineren und größeren Leerstellen im Leben anderer, die verabschiedet werden wollen.

Ein sehr großer Bereich, in dem nun solch eine Leere auftritt, ist die Sektion Regensburg des Deutschen Alpenvereins. Joachim Kerschensteiner, der Vorsitzende der Sektion, ist viel zu früh im Alter von nur 61 Jahren am 13. März gestorben.

Im Jahr 2000 trat Joachim Kerschensteiner in die Sektion Regensburg ein. 2009 begann er die Ausbildung zum Wanderleiter. Zusammen mit seiner Frau bot er viele schöne und anspruchsvolle Bergtouren für den Verein an. Ab 2006 bis 2012 unterstützte er den Verein als Rechnungsprüfer. 2013 wurde er Vorstandsmitglied und begann eine Zusatzqualifikation zum Schneeschuhbergsteigen. Bis 2020 war er Vorstand für Finanzen und Zentrale Dienste, 2021 wurde er zum Vorsitzenden gewählt.

Das Motto Arbeitszeit ist Lebenszeit, das er als Mitinhaber des Kartenhaus Kollektivs mittrug, nahm er auch mit in die DAV-Verwaltung. Freude an der Arbeit als Basis für eine gute Zusammenarbeit, respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern, Verständnis für die Anderen und gegenseitige Rücksicht und Vertrauen zeichneten ihn aus.

Hohes Arbeitspensum

Vergangenes Jahr verkaufte Joachim Kerschensteiner seine Anteile an der Firma und arbeitete in Teilzeit bei der Schmidl&Rotaplan Druck GmbH, um sich mehr um den Alpenverein kümmern zu können. Den Freitag hatte er sich immer für den Verein reserviert, daraus wurde dann ein ehrenamtliches Pensum von 15 bis 20 Stunden wöchentlich. Dazu kamen zahlreiche Abendveranstaltungen. Ein großer Vorteil für den Verein waren seine zahlreichen Kontakte in der Stadt.

Kerschensteiner steckte viel Herzblut in den Bereich der unter seiner Regie neu erworbenen Steinwaldhütte, ebenso in die Planung des Projekts Gibacht im Bayerischen Wald. Das Thema Naturschutz war dem Naturliebhaber und Waldbesitzer immer wichtig. Er setzte sich an der Seite der Bürgerinitiative gegen den Steinbruch im fürstlichen Thiergarten ein und erstellte dazu eine Stellungnahme für den DAV.

Auch versuchte er Mountainbiker, Waldbesitzer, Wanderer und Förster an einen Tisch zu bringen. Den inneren Frieden über Kompromisse sah er als einen guten Weg an, für den Verein etwas Vernünftiges zu erreichen. Das Über-alles-reden war seine Lösung.

Finanzen als Steckenpferd

In der Geschäftsstelle sah man ihn als „wahnsinnig engagiert und mit Herzblut bei der Sache“. Dort packte er immer mit an, war präsent und hilfsbereit, übernahm Zusatztermine und versuchte auch zuletzt bei der Eröffnung der Steinwaldhütte oder im Herbst bei einem Treffen mit der Partnersektion Brixen das freundschaftliche Miteinander weiter auszubauen. Sein Steckenpferd waren unter anderem die Finanzen, die externe Kommunikation gelang ihm hervorragend und die Außendarstellung des Vereins zu anderen Vereinen war ihm wichtig.

Der Berg hat ihn oft gerufen, nun folgt er einem anderen Ruf. Er musste seine letzte Bergtour antreten, diesmal ins gänzlich Unbekannte. Jede Bergtour hat ein Ende, aber die Erinnerung daran ist unvergänglich.