Krieg
Ukraine: Welle der Hilfsbereitschaft

Die Menschen im Landkreis Regensburg stehen Schlange, um zu spenden. Derweil sind die ersten Flüchtlinge hier angekommen.

02.03.2022 | Stand 15.09.2023, 7:00 Uhr
Johannes Eger (v. l.) und Sebastian Wolf auf einem der Lastwagen, die am Freitag voller Hilfsgüter in die Ukraine aufbrechen werden. −Foto: Haala

Das Leid der Menschen in der Ukraine bewegt auch die Menschen im Landkreis Regensburg zutiefst. Wie sehr, wird etwa am Beispiel von Resi und Günter Hrdy aus Hemau deutlich. Den ganzen Montag haben die beiden zwei riesige Kartons mit Pullovern, Jacken, Thermoskannen, Verbandszeug oder Handschuhen gepackt und sie dann einmal quer durch den Landkreis ins 40 Kilometer entfernte Regenstauf zur Firma Donhauser gefahren, wo Sebastian Wolf, Inhaber der gleichnamigen Gütertransportfirma, seit Montag unter dem Motto „Regenstauf hilft der Ukraine“ eine Spendensammlung koordiniert.

„Die Sachen gehören meinem Enkel, aber sie sind ihm jetzt zu klein, aber zu schade zum wegwerfen. Hoffentlich helfen die jetzt“, sagt Resi Hrdy. Sie und ihr Mann sind aber bei Weitem nicht die einzigen, die jetzt anpacken. Und so ging es auf dem Gelände der Firma am Dienstagabend zu wie auf einem Wertstoffhof zu Beginn des ersten Lockdowns. Die Helfer hatten eine Schleuse für die Anlieferer aufgebaut. Eine Viertelstunde nach Beginn der Sammelaktion um 18 Uhr standen die Autos Schlange - und zwar einmal quer über das Gelände bis hinaus auf die Gutenbergstraße. Mit jeder Minute wurde diese Schlange länger.

Manche kamen sogar mit einem Anhänger. Andere lieferten die Güter zu Fuß in Plastiktüten oder Rucksäcken ab. Die Helfer an der Sortierstation ließen die Abroller mit dem Klebeband im Sekundentakt knarzen, wenn sie wieder ein Paket verschlossen. EU-Palettenweise hievten sie die sortierten und verpackten Spenden mit einem Gabelstapler in einen Lastwagen, der für diesen Abend nicht reichen sollte. Wolf hatte einen Zweiten bereitgestellt. Die sollen am Freitag auf die Reise in die Ukraine geschickt werden.

Menschen bieten Unterschlupf an

Derweil sind in den vergangenen Tagen die ersten Flüchtenden aus dem Kriegsgebiet auch im Landkreis Regensburg angekommen. „Nach unserem Kenntnisstand sind bereits einige Ukraine-Geflüchtete im Landkreis wohnhaft, sie sind derzeit bei ihren Verwandten oder Bekannten im Landkreis untergekommen“, gibt Hans Fichtl, Pressesprecher des Landratsamts, Auskunft. Die Behörde stellt sich auf weitere Menschen ein, die eine Bleibe brauchen und rief die Landkreisbürger dazu auf, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. 35 Menschen (Stand: 1. März, 12 Uhr) meldeten sich seit Montag unter der Adresse anmietung@lra-regensburg.de und boten Wohnraum an. Alleine beim Beratzhausener Bürgermeister Matthias Beer (CSU) meldeten sich am Montag drei Bürger, die Flüchtenden Unterschlupf gewähren wollen - zu diesem Zeitpunkt gab es den Aufruf noch gar nicht.

„Es ist unglaublich viel zusammengekommen.“Susanne Seiler, 2. Vorsitzende der Feuerwehr Zeitlarn

Ukrainische Mama organisiert Hilfe

Unterdessen organisierten auch andere Menschen im Landkreis Sammelaktionen für Transporte von Spenden mit Hilfsgütern ins Kriegsgebiet. Zum Beispiel in Pfakofen. Seit Johanna Müller, Leiterin der Eltern-Kind-Gruppe, einen entsprechenden Aufruf in ihrem Whats-App-Satus teilte, steht ihr Handy nicht mehr still. Eine Mutter aus der Gruppe stammt aus der Ukraine und initiierte die Aktion, bei der eine Firma aus Gebelkofen den Transport an die Grenze zur Ukraine übernimmt. Von dort aus hat die Mutter den Weitertransport in ein Lager in Lemberg organisiert, von dem aus die Spenden verteilt werden. Gesucht werden etwa Kinderkleidung, Winterjacken, haltbare Lebensmittel oder fiebersenkende und schmerzstillende Mittel. Die Liste liegt in Schierling und Pfakofen in den Kirchen aus. Angeliefert werden können die Spenden am Freitag von 10 bis 11 Uhr im Pfarrheim in Pfakofen und in der Kirche in Schierling nach den Gottesdiensten. Bereits am Montag konnte Müller die ersten beiden Laster auf die Reise schicken. Die für Freitag geplante Gruppenstunde wird kurzerhand zum Sortiertreff umgewandelt, während die Kleinen spielen.

Zwei Kastenwagen voller Spenden aus Zeitlarn

Zwei volle Kastenwagen mit sortierten Spendenpaketen schickte am Montag auch die Freiwillige Feuerwehr in Zeitlarn weiter nach Regenstauf und von dort aus in die Ukraine. „Es ist unglaublich viel zusammengekommen“, sagt 2. Vorsitzende Susanne Seiler. Diese Sammelaktion dauert noch bis Donnerstag. Von 18 bis 20 Uhr können Bürger, die helfen wollen, ihre Spenden bei der Feuerwehr abgeben. Dazu gehören Verbandsmaterial, Wanderstiefel für Männer, Powerbanks, Knie- und Ellenbogenschoner für Männer, Notstromaggregate, Hygieneartikel, Isomatten, Schlafsäcke, Schutzwesten, Tarnnetze, Lunchboxen, Thermoskannen, Handschuhe, Mützen, Windeln, Babynahrung, Thermodecken und Desinfektionsmittel.

Eine Garage voller Hilfsgüter in Beratzhausen

Voller Hilfsgüter war am Dienstag auch die Garage von Beratzhausens Bürgermeister Matthias Beer. Seine Frau hatte Helfer organisiert, die Spenden im Landkreiswesten einsammeln. Sechs Autos machten die Runde. Die gesammelten Güter landeten schließlich am Dienstag bei der Rettungsorganisation Space-Eye und am Mittwoch in Wackersdorf zum Weitertransport.

Aktion geht durch die Decke

Auch die Aktion„Regenstauf hilft der Ukraine“läuft weiter. Sie hat eine Welle der Hilfsbereitschaft und sozialem Engagements unter den Regenstaufern und den Bürgern der umliegenden Ortschaften der Marktgemeinde ausgelöst hat. Viele Firmen helfen mit Lagermöglichkeiten aus, bei der Logistik oder beim Weitertransport. Laut Wolf stellen ebenso Firmen wie EP-Trans oder Spedition-Haneder Lastwagen zur Verfügung. In den Gebäuden der Firma Donhauser in der Gutenbergstraße 19 können noch bis einschließlich Donnerstag von 18 bis 21 Uhr Sachspenden abgegeben werden. Der Anstoß für die Aktion ging von Johannes Eger aus Hagenau aus, dessen Frau aus der Ukraine stammt. „Auf Anfrage kam die Rückmeldung, was alles benötigt wird“, erklärt Sebastian Wolf. Dies wären vor allem Schlafsäcke, Isomatten oder Hygieneartikel.