Finale
Schlussakt für Kompostplatz Pollenried

Mehr als zehn Jahre suchten Markt Nittendorf und Landkreis Ersatz für den Kompostplatz. Jetzt geben die Beteiligten auf.

27.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:48 Uhr
Heiner Stöcker

Der ehemalige Kompostplatz in Pollenried dient heute nur noch zur Anlieferung von Grüngut – und ist während der Wintermonate geschlossen. Foto: Stöcker

Wenn’s den Bürgern stinkt, hat’s eine Kommune schwer: Seit mehr als zwölf Jahren hat die Kompostieranlage der Gemeinde Nittendorf ihre Pforten geschlossen. Seitdem suchen Landkreis und Markt fieberhaft nach einem neuen Standort, an dem Bürger ihre Abfälle anliefern können – bislang ohne Erfolg.

Nach dem Ausschuss für den ländlichen Raum, Umwelt und Regionalentwicklung muss sich jetzt auch der Kreistag mit der Kompostieranlage beschäftigen. Und nun soll Bewegung in die Angelegenheit kommen – durch einen Stopp. „Von der Errichtung eines Ersatzbaus für den geschlossenen Kompostplatz Pollenried wird aktuell Abstand genommen“, heißt es in dem Beschlussvorschlag, den der Ausschuss schon abnickte.

Neuregelung torpediert Plan

Das Kapitel könnte die Überschrift „Dumm gelaufen“ tragen. Denn einen Schuldigen gibt es nicht. Den Grüngut- und Kompostlagerplatz im Nittendorfer Ortsteil Pollenried betrieb das Landratsamt. Gemäß der damaligen Gesetzeslage wies die Gemeinde ein kleines Neubaugebiet mit den Straßen „An der Steinbuchse“ und „Talblick“ in der Nachbarschaft aus beziehungsweise widmete das Areal in ein Mischgebiet um.

„Aber dann kam eine neue Richtlinie der EU“, sagt der stellvertretende Bürgermeister des Marktes Nittendorf, Josef Bauer. „Auf einmal musste zwischen einem Kompostplatz und Wohnbebauung größerer Abstand eingehalten werden.“ Eine Zwickmühle aus Sicht der Gemeinde: Am Kompostplatz festhalten und den Bürgern die Ansiedlung verwehren oder den Bauwilligen den Vorzug geben und den Platz dicht machen.

Die Gemeinde unter Bürgermeister Max Knott und der Landkreis mit Herbert Mirbeth an der Spitze vereinbarten 2005 die Schließung des Kompostplatzes Pollenried und die Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen Ersatzbau. Bis heute erfolglos.

Der Vereinbarung zufolge sollte die Anlage bis 2008 verlegt werden. Nittendorf sollte ein geeignetes Ersatzgrundstück zur Verfügung stellen. Bei der Finanzierung sollte der Landkreis die Planungskosten sowie bis zu 100 000 Euro tragen. Der Rest sollte zulasten des Marktsäckels gehen.

„Und da fingen die Probleme an“, sagt Josef Bauer. Der Plan war, mit der Kompostieranlage in die alten Dolomitwerke Etterzhausen zu ziehen. Verkehrsgünstig an der ehemaligen Bundesstraße B8 gelegen und weitab von jeglicher Wohnbebauung schien der frühere Steinbruch als Standort Knott und Mirbeth ideal. „Aber es gab zwei Probleme: Zum einen liegt der Steinbruch auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Pettendorf. Und zum anderen machte der Naturschutz den Plänen einen Strich durch die Rechnung.“

„Wir haben etliche Ersatz-Standorte untersucht und wieder verworfen“, sagt Bauer. Das Landratsamt spricht in seiner Beschlussvorlage für die Kreisräte von zehn vergeblichen Anläufen. Aber immer wieder hätten andere Faktoren das Vorhaben gekippt. Zum einen die geforderten 500 Meter Abstand zu bestehender Wohnbebauung. Allein das schränke die Suche bei der Nittendorfer Topographie massiv ein. „Dann der Kosten-Nutzen-Aufwand“, sagt Bauer. „Man braucht Wasser, Strom, Zufahrtsstraße und einen Kanal – das ist eine komplette Erschließung.“ Zumal auf dem Jura-Karst-Gebiet das Grundwasser immer ein Thema sei. Bei der Vergärung entsteht unter Umständen saueres Wasser, das dem Untergrund zusetzt.

Der Landkreis hat ein Grundstück im Auge. Das liegt aber nicht auf Nittendorfer Gebiet, sondern im Einzugsbereich von Hemau – genauer: im Dreieck Hemau, Hohenschambach und Beratzhausen. „Nach vorläufiger Kostenschätzung läge die hierfür notwendige Investition bei mindestens 1,7 Millionen Euro“, schreibt das Landratsamt. Die Fachleute dort sind sich bewusst, dass Nittendorf damit unglücklich ist und die Mehrkosten nicht tragen will. Der Markt war 2005 von maximal 300 000 Euro ausgegangen.

Grüngutannahme bleibt erhalten

Seit 2009 können Bürger in Pollenried nur noch ihrGrüngutanliefern. „Das wird gehäckselt, andernorts kompostiert und kommt dann als Humus wieder auf den Platz“, sagt Bauer. Seines Wissens entstehen dem Landkreis dadurch jährliche Kosten in sechsstelliger Höhe. „Wichtig ist, dass dieser Platz den Bürgern erhalten bleibt“, sagt Josef Karl. Er hat als Vertreter an der Ausschusssitzung teilgenommen. „Diese Anlaufstelle für Grüngut bleibt den Bürgern der Region.“

Der Ausschuss für den ländlichen Raum, Umwelt und Regionalentwicklung empfahl dem Kreistag außerdem, Landrätin Tanja Schweiger zu ermächtigen, „mit dem Markt Nittendorf einen angemessenen finanziellen Kostenausgleich für die Stillegung der ehemaligenKompostieranlagePollenried zu treffen“.

Weitere Berichte aus dem Landkreis Regensburg lesen Sie hier