Aktion
Zeitlarn engagiert sich für Inklusion

Die neue WG für vier junge Männer mit Autismus ist ein Vorzeigeprojekt.

14.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:07 Uhr
Angelika Lukesch
Alle befassten sich mit dem Thema der Inklusion in Zeitlarn. −Foto: Sabrina Jung

Zeitlarns Bürgermeisterin Andrea Dobsch lud zur Veranstaltung „ZeitlarnBarrierefrei – Kopf bis Bordsteinkante“ ins Rathaus ein. Ziel war es, Vertreter von Politik und Verwaltung, Ehrenamtliche und Interessierte über aktuelle soziale Themen zu informieren und dafür zu sensibilisieren. Die akademische Pflegeausbildung mit ihren Auswirkungen auf das Pflegesystem, Einrichtungen in Kommunen und Folgen für Bürger sowie die Vorstellung der inklusiven Wohngemeinschaft als Alternative zum Heimplatz standen im Vordergrund. Professorin Dr. Christa Mohr (OTH Regensburg) gab einen Einblick in die Pflegeausbildung an der Hochschule.

Vielfältige Perspektiven

Demnach bietet die Reform des Pflegestudiums jungen Menschen vielfältige Perspektiven und internationale Anschlussfähigkeit, aber einige Praxiseinrichtungen für die praktische Ausbildung der Studierenden zögern, wenn es darum geht, Praxisplätze auszuweisen. „Sie erhalten, anders als bei der Ausbildung der Pflegeschüler, keine Vergütung aus dem zentralen Ausbildungsfonds. Die Studierenden erhalten auch nur eine geringe oder gar keine Vergütung während ihrer Praxiseinsätze. Sie müssen sich ihr Studium leisten können“, sagte Professorin Mohr. Sie glaubt, dass viele junge Menschen in der Pflege arbeiten würden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Diese Bedingungen zu verbessern sei der Auftrag an Verwaltung und Politik.

Der Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, MdL Professor Dr. Peter Bauer fügte hinzu: „Barrierefreiheit beschreibt meist funktionierende Aufzüge, Rollstuhlrampen und so weiter – aber es ist weit mehr, wie etwa Behördenformulare oder auch Veranstaltungen mit Dolmetscher für Gebärdensprache.“ Besonders wichtig sei die Aufwertung des Pflegeberufs.

Er nannte es „Charme-Offensive“ für die Pflege – und in Zeitlarn werde genau das Richtige hierfür getan. Er lobte das „offene Ohr“ für die Zeitlarner Senioren durch die Seniorenbeauftragten Elvira Gehr und Reinhard Ühlin. Auch werde in Zeitlarn der Bau eines Betreuten Wohnens geplant.

Ein gelungenes Beispiel für Inklusion

Anschließend wurde mit Landrätin Tanja Schweiger und OTH Vizepräsidentin Prof. Dr. Winkler die SOL-WG in Zeitlarn besucht. Diese neue Wohngemeinschaft sei ein gelungenes Beispiel für Inklusion. Die WG gibt vier jungen Männern mit Behinderung aus dem autistischen Spektrum die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens, weitestgehend unabhängig von ihren Eltern und in der Mitte der Gesellschaft. Nötig sei Unterstützung für einen Wandel zum zeitgemäßen Wohnen beziehungsweise zum Wahlrecht „wie will ich leben“ für alle, sagten Ursula König und Stefanie Kiene als Vertreterinnen der SOL-WG. Wichtig ist den Initiatoren dabei, Gesellschaft wie Politik für dieses Thema zu sensibilisieren und Bürokratie abzubauen. (lla)