Auch in Regensburg
Christian Hartl brachte die Ketten „Black Bean“ und „Max + Muh“ zum Erfolg

22.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:43 Uhr

Mit seinen Foodketten leistete Christian Hartl Pionierarbeit in der Region. Jetzt bei er bei Buddha angekommen und handelt gemeinsam mit seiner Frau Inge mit Statuen. Foto: Hartl

Der gebürtige Niederbayer Christian Hartl schlug früh den Weg als Unternehmer ein. Er brachte unter die Ketten „Black Bean“ und „Max + Muh“ auf Erfolgskurs. Auch in Regensburg hat er investiert. Mit 50 zog er die Bremse.



Inmitten einer der frisch sanierten Wohnungen seines Hauses in der Fischergasse sitzt Christian Hartl (54) auf einem Holzstuhl und blickt sich zufrieden um. Fünfmal war sein Vorhaben Thema im Eggenfeldener Bauausschuss gewesen, bis er grünes Licht bekam. So wurde aus dem alten, unbewohnten „Kellhuber-Gebäude“ ein Wohnhaus.

Der gebürtige Eggenfeldener ließ das über 100 Jahre alte Haus kernsanieren – und packte dabei auch selbst mit an. Dass er nach Jahren unternehmerischer Tätigkeit einmal in seiner Rottaler Heimatstadt Wohnungen vermieten würde, das hätte der Vater dreier Teenager wahrscheinlich selbst nicht gedacht.

Hartls Kleidung ist schlicht. Anzüge und Designermarken sind nicht sein Ding. Bescheiden – so beschreibt ihn seine Frau Inge (48). In Sneaker, Jeans und Pulli gekleidet, erzählt er seine Gründer-Geschichte. Dabei ist ihm eines besonders wichtig: Er möchte andere inspirieren, anstatt sich selbst zu profilieren.

Mit Seminaren fing es an

Alles begann mit Hartls BWL-Studium. „Ich habe immer gewusst, dass ich etwas Eigenes machen will“, sagt er. Als 1989 die Mauer fiel, bekam der damals Anfang-20-Jährige einen Anruf. Ob er Seminare zu BWL-Themen und Bewerbungstraining geben wolle. Und so fing es an, Hartls Leben als Unternehmer. Gemeinsam mit einem Freund gab er immer mehr Schulungen, war damit unter anderem auch in Russland aktiv. „Und dann haben sich viele Dinge ergeben.“ Und jede Erfahrung brachte Christian Hartl einen Schritt weiter, wie er in der Rückschau selbst sagt.

1997 gründete der Unternehmer „Black Bean“ – einen Coffeeshop, mit dem ihn die Leute bis heute in Verbindung bringen. Sein Mitgründer, Architekt Markus Frank, hatte zuvor in Amerika studiert. Inspiriert durch die aus den USA stammende Coffeeshop-Kette „Starbucks“, wollte das Duo das Konzept nach Deutschland bringen. Anregungen holten sich die beiden in London. „Anfangs waren die Leute skeptisch, weil sie Assoziationen mit Tchibo oder Amsterdam, also Drogen, hatten“, erinnert sich Christian Hartl im Gespräch.

Banken wollten keinen Kredit gewähren



Für das Unternehmen galt es, so manche Hürde zu überwinden: Die Banken wollten lange keinen Kredit gewähren, Läden in den Innenstädten waren schwer zu bekommen, die Mieten waren hoch.

Und trotzdem schafften es die beiden Rottaler und eröffneten das erste „Black Bean“ in Nürnberg. Es wurde ein voller Erfolg. Zwei weitere Filialen kamen in Nürnberg hinzu, zwei in Hamburg, eine in Passau, zwei in Regensburg, drei in München und eine in Jena. Der Unternehmer hat bis heute ein Strahlen in den Augen, wenn er von seinem „Baby“ spricht. Doch irgendwann gingen die Ansichten der Geschäftspartner auseinander. Hartl wollte expandieren, konnte sich aber mit seinem Kompagnon nicht einigen. Und so entschied er sich, bei „Black Bean“ als Geschäftsführer auszusteigen.

Inzwischen war er zum ersten Mal Vater geworden. Für sich selbst zu sorgen, wäre für den 54-Jährigen kein Problem gewesen, erklärt seine Frau Inge. „Der Christian ist bescheiden. Nur gutes Essen ist ihm wichtig“, erzählt sie lachend. Doch Hartl war nicht allein, sondern musste seine Familie ernähren.

Hartl gründet Online-Shop „MyBeans“



In Passau feierte zu diesem Zeitpunkt gerade das Start-up „mymuesli“ mit dem Online-Versand von Frühstücksflocken große Erfolge und war auf Wachstumskurs. Und weil er sich mit Kaffee auskannte, überlegte Christian Hartl sich ein ähnliches Konzept für seine Webseite – „MyBeans“ war geboren. „Es hat funktioniert, war aber ein steiniger Weg.“

Nach einigen Jahren war das Konzept erfolgreich und Hartl entschied, dass es Zeit sei, zu verkaufen – an den Branchenriesen Tchibo.

Schon vor dem Verkauf kam dem Unternehmer eine neue Idee, die er dann auch in die Tat umsetzte. Sogenannte Tiny-Häuser kamen in Mode und mit einem Burger-Laden-Konzept unter dem Namen „Max + Muh“ wollte der Unternehmer jetzt durchstarten. Doch die Kunden wollten nicht so wie Hartl wollte. Eine Zeit, die für ihn und seine Familie – inzwischen mit drei Kindern – nicht einfach war.

Doch Inge Hartl sagt, dass ihr Mann nie aufgab, sondern immer kreativ blieb. „Wenn der Christian ein Ziel hat, dann verfolgt er das auch und tut alles, um es zu erreichen.“ Hartl fuhr mit seiner Frau nach Regensburg, schaute leerstehende Objekte an und holte sich Inspiration von den Gastronomen vor Ort. Er änderte das Konzept, kaufte nicht ohne Risiko eines der leerstehenden Objekte und vertraute der aufkommenden Burger-Welle. 2014 wurde das erste „Max + Muh“ in Regensburg eröffnet.

Die Skepsis zu Beginn war groß. Der Metzger, bei dem sich der Unternehmer das Fleisch für seine Burger-Patties holte, wollte vorsichtshalber stets bei Lieferung sein Geld. „Er wusste, dass jede Gastronomie, die zuvor in diesem Gebäude war, pleite gegangen ist“, erinnert sich Hartl. Doch als dann die Kunden Schlange vor seinem Lokal standen, habe sich der Metzger entschuldigt. „Die Leute haben nicht an mich geglaubt, aber ich hab’s trotzdem gemacht“, sagt Hartl.

Als es lief, verkaufte er

Er kaufte 2015 einen zweiten Laden in Passau. Weiden und Ansbach folgten. Es lief gut, der Unternehmer beschäftigte 100 Mitarbeiter. 2017 fasste er den überrasczhenden Entschluss zu verkaufen. Seine Frau sei zunächst entsetzt gewesen.

Die Verhandlungen zogen sich bis 2019. Einige Wochen nach seinem 50. Geburtstag war der Unternehmer am Ziel: Das Geld aus dem Verkauf war auf dem Konto – und sein Traum, ab diesem Alter finanziell unabhängig zu sein, war in Erfüllung gegangen.

Heute, vier Jahre später, gibt es noch zwei Projekte, an denen Christian Hartl beteiligt ist: Die Sanierung des Wohnhauses in der Fischergasse in Eggenfelden, das er 2018 gekauft hatte –, und der Handel mit Buddha-Statuen, den er gemeinsam mit seiner Frau betreibt.

Sein „Unternehmerglück“ hält also an. Doch Unternehmer Hartl weiß, wie schnell sich das ändern kann: „Vor dem Erfolg muss man auch Demut haben.“