Medizin
Das Gerät, das den Krebs gart

Am Uni-Klinikum Regensburg geht ein Interventions-CT in Betrieb. Viele Tumore können damit ohne OP behandelt werden.

10.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr
Wolfgang Ziegler
Der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Dr. Oliver Kölbl (r.), und der Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR, Prof. Dr. Christian Stroszczynski, gaben das neue Interventions-CT am Dienstag frei. −Foto: LEX TINO

Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist um eine medizinische Attraktion reicher und schließt eine weitere Lücke in der Versorgung der Region und weit darüber hinaus: Am Dienstag wurde im Zentrum für Radiologisch-Interventionelle Onkologie (RIO) des UKR ein neues Interventions-CT mit einem computergestützten Navigationssystem für das minimal-invasive Entfernen von Tumoren offiziell eingeweiht. Übersetzt bedeutet dies, dass mit diesem hochmodernen Gerät, das es bayernweit nur in Regensburg gibt, Krebszellen in Leber, Prostata, Nieren, Gebärmutter und Knochen ohne klassische Operation behandelt werden können. Und dies auch bei Patienten, die bisher als inoperabel galten. Leider gilt dies nichtfür den Gehirntumor der kleinen Liah (wir berichteten). Für Gehirntumore laufen erst die Studien, hieß es.

Inoperabel – diese Diagnose erhielt auch Joachim K. (Name der Red. bekannt) aus Forchheim, als sein Lebertumor entdeckt wurde. Bei dem 67-Jährigen wuchs die bösartige Geschwulst zu nahe an allen zentralen Lebergefäßen – die Chirurgen trauten sich nicht ran. Trotzdem gab es für ihn eine Lösung: „Meine Kinder und Schwiegerkinder sind selbst Ärzte“, erzählte er unserer Zeitung. „Und die haben mich auf die Behandlungsmethoden des Regensburger Universitätsklinikums aufmerksam gemacht. Der Eingriff fand im Januar dieses Jahres statt, inzwischen hatte ich bereits zwei Nachuntersuchungen, heute fand die dritte statt – und alles ist in Ordnung“, sagte uns Joachim K.

Tumor wird von innen gegart

„Mit dem neuen CT einen Tumor zu entfernen, ist ungefähr so, wie wenn man in der Pfanne ein Steak brät.“Privatdozent Dr. Lukas Beyer

Dr. Beyer sagte es mit für Mediziner außergewöhnlichen Worten: „Mit dem neuen CT einen Tumor zu entfernen, ist ungefähr so, wie wenn man in der Pfanne ein Steak brät. Dabei macht man auch die Proteine kaputt und hat letztlich einen Gewebeklumpen. Anschließend wandern Fresszellen ein und bauen dieses Gewebe ab.“ An der Leber seines Patienten Joachim K. sei heute nur noch eine kleine Narbe zu sehen.

Verbesserte Heilungschancen

„Wir setzen die computergestützte Navigation bei der thermischen Tumorbehandlung mit großem Erfolg bei inoperablen Tumoren der Leber, Prostata, Niere, Gebärmutter oder der Knochen ein. Die Patienten können die Station oft bereits einen Tag nach dem Eingriff wieder verlassen“, berichtete Prof. Dr. Christian Stroszczynski, der Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR, von seinen Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode. Als Teil des University Cancer Center Regensburg stelle das RIO-Zentrum mit der radiologisch-interventionellen Onkologie für die Krebspatienten in Ostbayern nun eine zusätzliche therapeutische Möglichkeit dar.

Risikoarme Diagnose

Für Joachim K. hat die radiologisch-interventionelle Onkologie nicht nur die Zerstörung seines ansonsten nicht therapierbaren Tumors ermöglicht, sondern auch eine rasche Rückkehr in den Alltag. Von dem Eingriff hat er sich auch deshalb schnell erholt, weil dabei eine genau abgestimmte Narkose durchgeführt worden war. „Wie jeder medizinische Eingriff ist auch eine Vollnarkose mit Risiken verbunden, die wir so weit als möglich minimieren möchten. Bei der interventionellen Radiologie führen wir eine risikoarme Narkose durch. Ein speziell ausgebildetes Anästhesieteam sorgt dafür, dass der Patient den Eingriff sicher verschläft und sanft wieder aufwacht“, erklärte uns dazu Prof. Dr. Bernhard Graf, der Direktor der Klinik für Anästhesiologie des UKR.

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